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Zwei Mitarbeiter der Spurensicherung stehen im November 2019 vor dem Residenzschloss mit dem Grünen Gewölbe.

© dpa/Sebastian Kahnert / dpa/Sebastian Kahnert

Prozess um Dresdner Juwelendiebstahl: Täter ließen sich von Köpenicker Blackout inspirieren

Im Prozess zum Grünen Gewölbe äußert sich ein Angeklagter zur Tat. Manche Details der Planung beruhten offenbar mehr auf Mutmaßungen als auf konkretem Wissen.

Bei ihrer Planung zum Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden haben sich die Täter nach Aussage eines Beschuldigten auch von einer früheren Havarie in Berlin leiten lassen. Die Idee für den Stromausfall sei entstanden, als bei Bauarbeiten in Berlin 2019 ein Kabel beschädigt wurde und im Stadtteil Köpenick für mehrere Stunden der Strom ausfiel, gab der 26-Jährige am Dienstag im Prozess um den Juwelendiebstahl zu Protokoll.

Mit dem Feuer im Pegelhaus der Augustusbrücke, wo ein Elektroverteiler untergebracht war, habe man die Stromzufuhr im nahe gelegenen Residenzschloss unterbrechen wollen, um dort Sicherheitstechnik auszuschalten. Von einer autarken Stromversorgung im Museum habe man keine Kenntnis gehabt.

Tatsächlich hatte der Brand im Elektroverteiler die Straßenlaternen vor dem Residenzschloss zum Erlöschen gebracht. Das Landgericht Dresden hatte am Dienstag bei der Fortsetzung des Prozesses von dem 26 Jahre alten Beschuldigten unter anderem wissen wollen, warum man gezielt das Pegelhaus ins Visier nahm.

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Angeklagter fühlte sich als Meisterdieb

Nach den Aussagen des jungen Mannes fußte das Vorgehen mehr oder weniger auf Mutmaßungen. Es sei allgemein bekannt, dass an Brückenenden Kabel zusammenlaufen, hieß es etwa. Beim Blick durch ein kleines Türfenster habe man Schaltschränke sehen können. Die Brandmittel – Töpfe mit Benzin – seien schon ein paar Tage vor dem Einbruch im Pegelhaus deponiert worden.

Die Fragen zum Pegelhaus waren auch deshalb von Interesse, weil immer mal wieder über mögliche Informanten mit Insiderkenntnissen für den Coup spekuliert wurde. Die Beschuldigten hatten das verneint.

Der 26-Jährige bekräftigte am Dienstag sein Motiv zur Tatbeteiligung, das er schon Mitte Januar bei seinem Geständnis angab. Er habe damit seinen Drogenkonsum finanzieren wollen. Durch seine Beteiligung an dem Diebstahl der Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum 2017 habe er viel Anerkennung erfahren, sich als Meisterdieb gefühlt und sei größenwahnsinnig geworden, ließ er durch einen seiner Verteidiger ausrichten.

Das Prozedere der Befragung ist sperrig, weil die Fragen des Landgerichtes zunächst von den Verteidigern notiert werden, um dann gemeinsam mit den Angeklagten hinter verschlossenen Türen eine Antwort auszuarbeiten. Deshalb wird der Prozess nach den jeweiligen Fragestellungen erst einmal unterbrochen.

Sechs junge Männer vor Gericht

Der Einbruch in das Dresdner Schatzkammermuseum fand am Morgen des 25. November 2019 statt und gilt als einer der spektakulärsten seiner Art in Deutschland. Laut Anklage erbeuteten die Täter aus dem Remmo-Clan 21 Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von über 113 Millionen Euro und hinterließen zudem einen Sachschaden von mehr als einer Million Euro.

Seit mehr als einem Jahr haben sich sechs junge Männer dafür zu verantworten – auch wegen schwerer Brandstiftung. Sie hatten ein Fluchtauto in einer Garage abgebrannt und zudem Feuer in einer Elektroverteilerstation gelegt.

Kurz vor Weihnachten 2022 waren Teile der Beute nach einer Absprache zwischen Verteidigung, Staatsanwaltschaft und Gericht wieder aufgetaucht.

Im Januar hatten mehrere Beschuldigte zugegeben, an dem Coup oder dessen Vorbereitung beteiligt gewesen zu sein. Vier Angeklagte stimmten einer Verständigung zu. Ihnen wurde bei glaubhaften Geständnissen eine geringere Strafe in Aussicht gestellt. Dritte müssen sie mit ihren Aussagen aber nicht belasten. In den Einlassungen der Angeklagten ist davon die Rede, dass zwei Beteiligte an dem Einbruch nicht in Dresden auf der Anklagebank sitzen. (dpa)

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