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Miefiger Kiez: Müll im Neuköllner Volkspark Hasenheide.

© imago/Lem

Weniger Drogenmüll, mehr Spielplätze: Eva (9) aus Berlin-Neukölln fordert mehr Einsatz vom Bezirk – so antwortet die Ordnungsstadträtin

Die 9-jährige Eva findet in ihrem Kiez viel Drogenmüll, außerdem werde dort offen gedealt. Von Stadträtin Sarah Nagel will sie wissen, was dagegen gemacht wird.

„Macht ihr schon was dagegen?“, will Eva G. vom Bezirksamt wissen. Eva ist neun Jahre alt und stört sich am Drogenmüll in ihrem Kiez, aber auch am vielen Müll auf der Straße und in den Parks. Sie wohnt in der Flughafenstraße in Neukölln, ein Bezirk, der im vergangenen Jahr 22 Todesfälle wegen Drogenkonsums zählte.

In der Neuköllner Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am Mittwoch machte die junge Neuköllnerin den Auftakt. Für die Einwohnerfragestunde wurde sie im Rathaussaal nach vorne an den Rednerpult gebeten. Sie beugte sich gerade vor, um in das Mikrofon zu sprechen. Da erklang ein Geräusch vom oberen Pult, sodass sie sich fragend umdrehte. „Tschuldigung“, sagte BVV-Vorsteher Lars Oeverdieck lächelnd.

Mehr Parkläufer:innen in Neukölln

Dann verliest Eva G. ihr Anliegen, gefolgt von konkreten Vorschlägen zum Drogenproblem im Kiez: Parkläufer:innen. Die würden dafür sorgen, dass die Parks und Straßen „halbwegs sauber“ bleiben. „Mir gefällt es, dass die Parkläufer:innen sich um die Leute, die Drogen nehmen, kümmern und dass sie jeden Morgen die Spielplätze kontrollieren“, liest Eva G. mit fester Stimme vor, gendert dabei im Lesefluss.

Sie erzählt den Bezirksverordneten von ihrem Rundgang mit Parkläufer:innen in Schöneberg. Dort würden diese auf den Straßen umherlaufen und Kinder könnten sie immer ansprechen, wenn sie Sorgen hätten, erklärt die Schülerin. „Ich bin mit ihnen eine kleine Runde gelaufen. Dabei habe ich ziemlich viele Drogen gefunden.“

Auch in Neukölln sei sie gemeinsam mit ihren Freundinnen unterwegs gewesen, um „sehr viel Müll und Drogen“ zu sammeln und zu fotografieren. Besagte Freundinnen standen derweil rechts und links von Eva, blaue Pappplakate hochhaltend, darauf geklebte Fotos von Drogenutensilien im Gras.

Ob der Bezirk denn schon was dagegen mache, will die 9-jährige wissen. Ordnungsstadträtin Sarah Nagel (Linke) lobt Eva für ihr Engagement, „es ist toll, dass du dich für deinen Kiez einsetzt“, und bejaht die Frage: „Da wird schon eine Menge gemacht“.

Suchthilfekoordination und Drogenmüll-Behälter als Lösungsansätze

Sie verweist auf den Verein Fixpunkt, ein vom Bezirksamt gemeinsam mit der Senatsverwaltung Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung finanzierter Projektträger zur Suchthilfe. Streetworker:innen des Vereins würden versuchen, den drogenkonsumierenden Menschen zu helfen. „Am Boddinplatz und in der Hasenheide wurden zum Beispiel auch Behälter aufgestellt, in die benutzte Spritzen geworfen werden können, damit diese nicht einfach so rumliegen.“

Dann wird Eva dem Hinweis vertröstet, mit der seit 2021 als Suchthilfekoordinatorin für Neukölln arbeitenden Lilli Böwe Kontakt aufzunehmen: „Wenn dir im Kiez etwas besonders aufhält, was mit Drogen zu tun hat, dann kannst du dich direkt an die Suchthilfekoordination wenden.“

„Kinder brauchen ein sauberes Umfeld, um groß zu werden.“

Eva G.

Abschließend möchte Eva von der Stadträtin wissen, ob Kinder bei Spielplätzen auch entscheiden dürften, welche Geräte gebaut werden. „Ich wünsche mir, dass Kinder mehr mitbestimmen dürfen, zum Beispiel mehr Plätze zum Spielen und Parkplätze zu Parks machen. Könntet ihr dafür sorgen, dass die Kinder mehr mitbestimmen dürfen? Denn Kinder brauchen ein sauberes Umfeld, um groß zu werden.“

Hierauf folgt ein nettes Nein der Stadträtin Nagel: „Es gibt keinen formalen Weg, aber Ideen und Vorschläge sind immer herzlich willkommen.“ Als Beispiel für Spielplätze mit Kindereinrichtungen gab sie den Spielplatz in der Reuterstraße an, der Anfang 2024 wieder zugänglich sein soll. Bleibt nur zu hoffen, dass dieser drogenfrei und mit Geräten ausgestattet ist, die Eva und ihren Freundinnen gefallen werden.

Der Artikel erschien zuerst in unserem Neukölln-Newsletter, hier weitere Themen der aktuellen Ausgabe:

  • Bezirkspolitik, Politik an der Basis, ist immer ein wichtiges Thema unserer Bezirksnewsletter. Bei den Sitzungen der Bezirksverordneten sind wir präsent. Und schauen auch auf die Menschen, die sich in die Bezirkspolitik einbringen - nicht zuletzt Kinder. Die BVV tagt am Mittwoch zum 12. Mal, unter anderem stehen Kindermitbestimmung und das Problem Drogenmüll auf der Tagesordnung. Von Ersterem macht Eva Gebrauch, um Letzteres zu beklagen. Denn die Neunjährige stört es, dass in ihrem Kiez an der Flughafenstraße so viel Drogenmüll sei und viel gedealt werde. Sie fragt in Richtung Politik: „Macht ihr schon was dagegen?“ Mehr dazu im Newsletter, weitere Themen diesmal unter anderem:
  • Sozialkulturelle Arbeit im Schillerkiez fängt Sorgen und Wünsche junger Neuköllner:innen auf
  • Prozess um Neuköllner Messerattacke: Angeklagter habe keinen Hehl aus rechter Gesinnung gemacht
  • Die erste Hochschule Neuköllns in Planung
  • Estrel-Bauprojek wirbt: „Neukölln im Kommen“ – nur für wen?
  • Was Sprache mit Gentrifizierung zu tun hat
  • „Forgotten Team”: Fotoausstellung zu den ausgebeuteten Arbeiter:innen in Katar
  • Startschuss für den 44. Friedrich-Ludwig-Jahn-Lauf in der Hasenheide

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