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Der Bethanienturm auf dem Mirbachplatz in Berlin-Weißensee.

© Spreeformat Architekten / THIRD

Wohnen wie Gott in Berlin: Dieser Kirchturm wird jetzt zum Loft umgebaut

Eine Kirchturmruine im Berlin-Weißensee wird zum Luxus-Loft. Der Bezirk überlässt sie einem Privateigentümer - einzige Bedingung: Die Glocke muss zweimal täglich läuten.

Von Christian Hönicke

Die Entscheidung auf dem Mirbachplatz in Weißensee ist gefallen. Am 65 Meter hohen Kirchturm werden nun Wohnungen entstehen - das Bezirksamt nutzte sein Vorkaufsrecht nicht. „Der Bezirk hat nach über drei Monaten und einem Gespräch bei Sören Benn auf den Vorkauf verzichtet“, teilt der bisherige Eigentümer Bernd Bötzel mit. „Der Verkauf ist jetzt rechtskräftig.“ Einzige Bedingung des Bezirks: Die Kirchturmglocke muss zweimal täglich geläutet werden.

Auf dem Mirbachplatz stand einst die Bethanienkirche, die im Zweiten Weltkrieg zerbombt wurde – nur der Turm blieb stehen, ist allerdings seither ungenutzt. Der bisherige Eigentümer des Areals kündigte schon vor Jahren an, er wolle in den denkmalgeschützten Turm drei Wohnungen einbauen und weitere 14 Apartments mit Tiefgarage anstelle des zerstörten Kirchenschiffs errichten. Doch Anfang des Jahres verkaufte er das Grundstück an einen bekannten Berliner, der das Projekt realisieren und selbst dort einziehen möchte.

Blick über Weißensee und den Mirbachplatz - der Kirchturm-Anbau ist in der Visualisierung der Architekten schon vorhanden.
Blick über Weißensee und den Mirbachplatz - der Kirchturm-Anbau ist in der Visualisierung der Architekten schon vorhanden.

© Spreeformat Architekten / THIRD

Da der Mirbachplatz im künftigen Sanierungsgebiet Langhansstraße liegt, hatte der Bezirk jedoch ein Vorkaufsrecht. Die dreimonatige Frist zur Ausübung ließ er jedoch ungenutzt verstreichen. Kein Amt hatte Bedarf dafür angemeldet.

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Nun soll das Wohnprojekt wie geplant umgesetzt werden. Die Planer seien inzwischen mit Ausführungsplanung und Ausschreibung beauftragt, teilt Bötzel mit. „Mit der Baugrube soll noch in diesem Jahr begonnen werden.“ Eine Fertigstellung sei trotz des dreimonatigen Verzugs durch die Vorkaufsfrist „nach wie vor 2023 geplant“.

So lauschig soll es künftig im Kirchturm aussehen.
So lauschig soll es künftig im Kirchturm aussehen.

© Spreeformat Architekten / THIRD

In der Zwischenzeit hat Bötzel eine Zwischennutzung für den Bethanienturm organisiert - virtuell. So hat er die „Tower Visions Gallery“ dort einziehen lassen, einen Online-Kunstausstellungsraum. So will Bötzel Künstlerinnen und Künstlern auch in der Pandemie die Möglichkeit geben, sich dem Publikum zu präsentieren. Man kann sich mit bis zu 20 Menschen zeitgleich in einer virtuellen Galerie treffen und dort auch persönlich mit den Künstlern reden. Und so funktioniert es:

Eine virtuelle Galerie ist zu besichtigen - außer von China aus

Der Galerist versendet für die Vernissage eine VR Brille als Leihgabe an ausgewählte Kunden und die Künstler. Künstler und Kunden loggen sich in die virtuelle Galerie ein – dies ist weltweit mit Ausnahme von China möglich. Der Fotograf und der Visual Artist präsentieren ihre Bilder als hochauflösende Datei – der Druck erfolgt erst, wenn ein Kunde gekauft hat. Malende erstellen hochauflösende Fotos oder 3D-Scans ihrer Bilder.“Die erste Galerie haben wir im 3D-Modell vom Mirbachplatz realisiert“, sagt Bötzel. „Die nächste Galerie ist in einem modernen zweigeschossigen Neubau geplant.“

„Mit derselben Idee kann mach auch Wechselausstellungen von Museen dauerhaft digitalisieren und über Jahrzehnte sichtbar machen“, sagt Bötzel. „Der chinesische Künstler Qiang Zhang frage mich, für welche Dauer die erste Ausstellung geplant sei. Meine Antwort ‘Für 100 Jahre’ hat ihn sehr erstaunt gucken lassen.“

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