zum Hauptinhalt
Weihnachts-Hilfe vom Schutzengel: James Stewart als George Bailey (mit Donna Reed) im Klassiker „Ist das Leben nicht schön?“

© ZDF und ARD Degeto

Das richtige Weihnachtsgefühl: Ist das Leben nicht schön?

Früher war vieles subversiver. Wir fragen uns jedes Weihnachten aufs Neue, ob sich ein Blick ins Fernseh- oder Theaterprogramm lohnt.

Ein Kommentar von Markus Ehrenberg

Spätestens, wenn Libuše Šafránková an Heiligabend über den Bildschirm reitet, wissen wir, was die Stunde geschlagen hat. „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, der Märchenfilm-Klassiker im Fernsehen – wir können auch diesmal die Uhr danach stellen (ARD, 13.40 Uhr). Die tschechoslowakische Variante des bekannten Märchens: Aschenbrödel nimmt nicht alles hin, sondern den Kampf gegen die Ungerechtigkeit auf, mit List, Witz und drei Zaubernüssen. Heiligabend lässt sich kaum besser und hoffnungsvoller einläuten.

Es sei denn man schaltet mittags parallel zu Radio Eins (ab 13 Uhr) und lässt sich von Robert Skuppin und Volker Wieprecht in der „Krippenshow“ mit Augenzwinkern, Witzen und Kochrezepten berieseln.

In Berlin und anderswo, Rituale bestimmen diese Tage. Als TV-Programmverantwortlicher hat man sich für den 24. Dezember ff keinen großen Kopf zu machen. RTL (14.50 Uhr) feiert mit Richard Attenborough das „Wunder von Manhattan“, Kevin ist im US-Film aus 1990 natürlich wieder „Allein zu Haus“ (Sat), das Erste lässt in der Komödie „Wenn das fünfte Lichtlein brennt“ Menschen an Heiligabend auf dem Berliner Flughafen festsitzen, für Hartgesottene rettet Cop John McClane alias Bruce Willis in „Stirb langsam 3“ die Welt (RTL2, alle 20.15 Uhr).

Wenn der Pegel zuhause gestiegen ist und zur Beruhigung läuft auf jährlicher Wiedervorlage später noch „Die Feuerzangenbowle“ (ARD, 21.45 Uhr).

Gut, man kann ja auch ohne Medien feiern. Auspacken, essen, reden. Oder ab 22 Uhr zur Queeren Party im SO 36 in Kreuzberg gehen. Oder in die Berliner Volksbühne, die mit Wladimir Kaminer und „Weihnachten auf Ukrainisch“ (ab 21 Uhr) vom Festflash abhalten will.

Früher gab es am Rosa-Luxemburg-Platz zu Heiligabend noch Punk-Konzerte, zum Beispiel mit Mark E. Smith und seiner Band „The Fall“. Was fühlten wir uns da subversiv, nach dem Gänsebraten und Geschenkeauspacken dort hin zu gehen. Mark E. Smith ist tot, auch wir werden älter und wieder ein bisschen besinnlicher.

Seien wir ehrlich: Im Grunde muss es Weihnachten mit Aschenbrödel anfangen und mit James Stewart aufhören. Der fragt als George Bailey am Ersten Weihnachtstag (3sat, 1.45 Uhr) im Frank-Capra-Filmklassiker vollkommen zurecht: „Ist das Leben nicht schön?“ Ein Sparkassenbeamter wird zu Weihnachten von einem Engel davon abgehalten, sich das Leben zu nehmen. Puuh, ja, das ist Weihnachten!

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false