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Gesundheitsminister Karl Lauterbach und der Sachverständigtenratsvorsitzende Michael Hallek stellen die elektronische Patientenakte vor.

© IMAGO/Jürgen Heinrich/IMAGO/Jürgen Heinrich

Digitale Patientenakte: Vertrauen muss erarbeitet werden

Gesundheitsminister Lauterbach will einen ähnlich offenen Umgang mit Daten hinbekommen wie in den nordischen Ländern. Doch ein solches Vertrauen muss er sich erst erarbeiten.

Ein Kommentar von Marie Zahout

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens soll vorankommen – und dafür setzt Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nun auf Zwang. Die bisherigen Versuche, Anwendungen wie die elektronische Patientenakte (ePA) oder das E-Rezept in die Versorgung zu bringen, sind bisher allesamt gescheitert.

Bei der elektronischen Patientenakte gilt das aufwendige Anmeldeverfahren als Grund dafür. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass aktuell nur einige PDF-Dateien eingestellt werden können. Für viele Patienten ist der Nutzen nicht sichtbar.

Gerne von Lauterbach kritisiert wird das E-Rezept. Zu häufig werde dieses von Ärzten noch ausgedruckt, Digitalisierung sehe anders aus, sagt er. Tatsächlich aber laufen die Prozesse beim E-Rezept längst im Hintergrund digital ab. So müssen zum Beispiel nicht mehr Papierrezepte per Lkw zum Abrechnungszentrum transportiert werden. Was hier versagt hat, ist die Öffentlichkeitsarbeit des Bundesgesundheitsministeriums.

Denn um die Versorgung in Deutschland zu digitalisieren, braucht es die Akzeptanz der Digitalisierung bei allen Playern des Gesundheitssystems – allen voran bei Patienten und Ärzten. Apps wie TikTok oder Spotify konnten schließlich auch allein durch ihren Nutzen überzeugen – und das bei mitunter fragwürdigen Datenschutzvorgaben.

Eine modernere IT-Infrastruktur wäre besser

Zwar bestätigen erste Untersuchungen eine Akzeptanz für die elektronische Patientenakte in der Opt-out-Version. Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Konzept „Schweigen als Zustimmung“ ethisch fragwürdig ist. Und das insbesondere im Gesundheitsbereich.

Wie ginge es also besser? In erster Linie mit einer moderneren IT-Infrastruktur, die „Privacy by Design“ umsetzt. Denn viele der Daten, die bald in der ePA landen dürften und aus Datenquellen der Nutzer wie Apps oder Wearables stammen, werden wohl nie für die Versorgung oder gar Forschung genutzt.

Weil Ärzte in erster Linie aktuelle Informationen brauchen und eine entsprechende Datenqualität nötig ist. Zudem braucht es eine Aufklärungskampagne.

Denn Lauterbach will zwar auch hierzulande einen ähnlich offenen Umgang mit Daten hinbekommen, wie ihn insbesondere die nordischen Länder prägen. Doch Vertrauen muss er sich auch erarbeiten.

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