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Prinz William (links) und sein Bruder Prinz Harry.

© dpa/Martin Meissner

Bruderzwist bei den Royals: Kann die Krone ihre Würde noch retten?

Im britischen Königshaus wird mit Harrys neuem Buch wieder öffentlich schmutzige Wäsche gewaschen. Über die Folgen für die Krone.

| Update:

Bruderzwist? Kommt in den besten Familien vor. Geschwister müssen nicht einmal Thronanwärter sein, um bitter zu konkurrieren. Zum Glück hängt die Würde der Krone nicht an den menschlichen Schwächen ihrer Vertreter, sonst wäre die britische Monarchie mit den tatsächlich sehr verkrachten Windsors längst untergegangen.

Eher scheint das Gegenteil der Fall: Regenten haben oft einen menschlichen Makel, der die Kehrseite anderer Eigenschaften darstellt, die ohne den Makel eben nicht zu haben wären. Queen Elizabeth besaß eine sagenhafte Kälte und Strenge ihren jungen Kindern gegenüber - Kehrseite ihres viel bewunderten Amts- und Pflichtverständnisses.

King Charles ist bekannt für seine Penetranz - die Kehrseite davon, dass ihm tatsächlich erfreulich leidenschaftlich Themen am Herzen liegen. Nun also Prinz Williams aufbrausendes Temperament. Dem braven Prinzen und seiner vermeintlich nervtötend perfekten Frau warf man bislang eher das Fehlen menschlicher Schwächen vor. Nun hat er eine.

Können König Charles und der Windsor-Clan die jüngsten Enthüllungen von Prinz Harry mit intakter Würde überstehen? Aber natürlich.

Das britische Königshaus hat in den vergangenen zweihundert Jahren, in denen das Wahlvolk und die Medien zunehmend an Einfluss gewannen, zutiefst unpopuläre Monarchen, die Abdankung des Nazi-Sympathisanten Edward VIII und den Rosenkrieg des jetzigen Königs mit seiner Frau Diana überlebt.

Längst gehört die Aura der königlichen Personen der Vergangenheit an. Von Charles wussten die Briten längst vor Harrys Memoirenband „Reserve“ deutlich mehr als nötig: Er spricht gern mit Pflanzen, er träumte einst von der Reinkarnation als Tampon, er nahm gern Millionenspenden von Bargeld in Plastiktüten entgegen.

Durch Harry wissen wir jetzt, dass er sich seinen Söhnen gegenüber nicht immer geschickt verhalten hat. Thronfolger William schubste den kleineren Bruder einst zu Boden, ohweh. So what? Die Briten halten allen Umfragen zufolge mit breiter Mehrheit an der Monarchie fest, weil sie wissen: Die Institution ist mehr als die Summe ihrer allzu menschlichen, gelegentlich auch würdelosen Vertreter.

Seine Würde hat das britische Königshaus bereits bei einem der glanzvollsten Ereignisse der Fernsehgeschichte aufs Spiel gesetzt: Als Charles aus Kalkül Diana heiratete, obwohl er eine andere liebte.

An die Skandalhöhen, die seine wilden Eltern vorlegten, kann Prinz Harry mit seinen Enthüllungen nicht ansatzweise heranreichen. Gerade erst wurden alte Peinlichkeiten in der Serie „The Crown“ aufgewärmt.

Prinz Harry droht bei seinen verzweifelten Versuchen, Geld zu verdienen, eine ganz andere Gefahr. Die milden Verfehlungen, die er ausbreitet, sind auf Dauer ziemlich langweilig. Vielleicht hat er aus den richtigen Gründen (Liebe!) trotzdem, wie einst sein Vater, die falsche Frau geheiratet.

Wer weiß schon, ob Meghan ihn nicht irgendwann für Bill Gates verlässt, weil sie von seinen Enthüllungsdollars nicht gut genug leben kann. Die Würde des Königshauses würde auch das nicht wirklich erschüttern. Das steht fest auf uralten Traditionen und Ritualen. Heinrich VIII. war auch nur ein Mensch.

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