Lieferstress und häusliche Gewalt: Darum geht es im neuen „Tatort“ aus Göttingen

Der rumänische Fahrer eines Paketdienstes rast in Göttingen ungebremst in eine Passanten-Gruppe. Eine Frau stirbt, weitere Menschen werden schwer verletzt, darunter der Fahrer Ilie Balan (Adrian Djokić) selbst. Der Verdacht einer Amokfahrt oder eines Terroranschlags steht im „Tatort – Geisterfahrt“ (ARD, 11. Februar, 20.15 Uhr) im Raum.

Der Fahrer hatte zuvor eine Auseinandersetzung mit Mischa Reichelt (Christoph Letkowski), einem Subunternehmer, für den Balan wiederum selbst als Subunternehmer tätig war. So lagern die Lieferdienste Risiken und Kosten aus. Ein bisschen sehr auffällig werden hier die Fährten gelegt, und im Gegensatz zur kürzlich ausgestrahlten Kölner „Tatort“-Episode „Des anderen Last“ bleibt das Thema Lieferdienste auch nicht im Mittelpunkt, sondern wird von einem familiären Drama um häusliche Gewalt überlagert.

Eine Vorblende offenbart zu Beginn einen wichtigen Hinweis. Gerd Liebig (Luc Feit), der Vorgesetzte von Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und Anäis Schmitz (Florence Kasumba), wird von Reichelt mit Fotos unter Druck gesetzt. Spannend ist somit vor allem die Frage, was wohl auf den Fotos zu sehen ist – während die Frage nach der Ursache des tragischen Unfalls kaum Zweifel zulässt.

Ein typischer Krimi-Zufall muss außerdem dazu herhalten, dass die Konstruktion des Drehbuchs von Christine Hartmann (nach einer Vorlage von Stefan Dähnert) trägt: Die Unfall-Opfer werden im Krankenhaus gleichzeitig von der mit dem Polizeichef verheirateten Ärztin Tereza Liebig (Bibiana Beglau) und von der mit dem Subunternehmer verheirateten Krankenschwester Jutta Reichelt (Lea Willkowsky) behandelt. Lindholm ist hier wieder die resolute Einzelgängerin, die aufgrund ihres fehlenden Talents für Teamarbeit in die Rolle der Außenseiterin gerät – und in gefährliche Nähe zu Schmitz’ Ehemann, Rechtsmediziner Nick Schmitz (Daniel Donskoy).