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Schwer unter Verdacht: Rechtsmediziner Daniel Vogt (Jürgen Hartmann).

© SWR/Benoît Linder/SWR/Benoît Linder,

Der „Tatort“ aus Stuttgart: Wie gut kennst du deinen Kollegen?

Der Stuttgarter „Tatort“ ist ein hinreißender Krimi um eine Jugendfreundschaft, Homophobie sowie Schuld und Sühne. Ein Schauspieler ragt heraus – und etwas, was man im Krimi nicht erwartet.

Im Neckar wird die Leiche eines Mannes angeschwemmt, offenbar schwer krank und eindeutig ertrunken. Fremdeinwirkung ist allerdings nicht auszuschließen. Die Kommissare Lannert und Bootz (Richy Müller, Felix Klare) nehmen Ermittlungen auf. Ehefrau, Sohn, Freunde – das Leben von Matthias Döbele wird nach Verdächtigen durchleuchtet. Dazu zählt überraschenderweise auch Gerichtsmediziner Daniel Vogt. Dieser hat im Toten bei der Untersuchung einen Freund aus Kindertagen erkannt, ohne das den Kommissaren mit zu teilen. Was verbindet Vogt mit dem Fall?

Gleich vorab: Das ist ein hinreißender „Tatort“ (ARD, 19.11., 20.15 Uhr) aus Stuttgart, der einen auf mehreren Ebenen packt und von der ersten bis zur letzten Minute nicht loslässt (Buch: Katharina Adler und Rudi Gaul, Regie: Rudi Gaul). Primetime-Krimi meets Shakespeare: Vor allem die Figur des langjährig getreuen Rechtsmediziners Vogt (großartig: Jürgen Hartmann!) sprengt den Krimi-Rahmen, so tief ragt der aktuelle Fall in dessen Lebensgeschichte und Psyche hinein.

Cause we’re lovers, and that is a fact.

David Bowies „Heroes“ als Soundtrack dieses Stuttgarter „Tatort“

Wir tauchen, abseits der Ermittlungen, mittels Rückblenden ab in die Irrungen und Wirrungen einer Jugendfreundschaft. Die 1980er, das Schwabenland, rigide Sexualmoral, die Zeit von Heimat, David Bowie, Mixtapes und Protesten gegen den Nato-Doppelbeschluss. Frühlingserwachen. Erste Liebe. Döbele, Vogt und ein gewisser Jonas waren unzertrennlich, bis eines Tages jugendlicher Leichtsinn an einem Badeteich schreckliche Folgen hatte.

Welche Schuld trug Vogt 30 Jahre mit sich herum? Was wissen er und Döbeles Frau (Ulrike C. Tscharre) von dessen Vorliebe für Männer? Und: Kann man jahrelang mit einem Kollegen zusammen arbeiten und nicht wissen, wie der tickt? Das fragen sich nicht nur die Kommissare, bis hin zum großen Finale – wieder am Weiher, der hier zum mythologischen Ort wird. Aus dem Off ein Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer („Lethe“). Wo gibt’s das noch beim „Tatort“: Man geht nach dem Krimi gleich ans Bücherregal.

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