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 Isaac Asimov 

© dpa / ARTE France/KEPLER22 PRODUCTIONS/dpa

Isaac Asimov in einer Arte-Doku: Ich, der Roboter

Er mochte es nicht, wenn man seine Literaturgattung als Schund abqualifizierte. Eine Arte-Doku lässt Isaac Asimov von den Toten auferstehen.

Er galt neben Arthur C. Clarke und Robert A. Heinlein als einer der „big three“ der utopischen Literatur. In seinem originellen filmischen Porträt erinnert der französische Filmemacher Mathias Théry an einen Autor, der die Zukunft vorhersagen konnte. Und der dabei die Science-Fiction-Literatur salonfähig machte: Isaac Asimov. Der 1920 im sowjetischen Petrowitschi geborene Sohn eines russischen Einwanderers brachte sich Englischlesen selbst bei. Im Süßwarenladen seines Vaters entdeckte er Science-Fiction-Groschenhefte. Ganz vorsichtig las er sie. Damit sie nicht gebraucht aussahen und sein Vater sie noch verkaufen konnte. Es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Am 21. Juni 1938 wurde seine erste Kurzgeschichte von einem Verlag angenommen. Damit begann eine Karriere, die er gar nicht anvisiert hatte. Denn eigentlich war er Biochemiker. Dank seiner Fähigkeit, komplizierte technische Sachverhalte in allgemeinverständlichen Worten auszudrücken, entwickelte Asimov sich rasch zu einem phänomenalen Vielschreiber. Über 200 Romane und Sachbücher flossen aus seiner Feder. („Isaac Asimov. Geschichten aus der Zukunft“, Mittwoch, Arte, 21 Uhr 55)

Rezensenten mutmaßten, dass Asimov das Pseudonym eines Autorenkollektivs war. Doch der Mann mit dem buschigen Backenbart war vor allem eines: ein ausgesprochener Workaholic: „Ich arbeite jeden Tag von dem Moment an, in dem ich aufstehe. Ich höre auf, wenn es Zeit ist, ins Bett zu gehen.“

Von seinem New Yorker Appartement aus konnte er auf den Central Park schauen. Doch diese Aussicht interessierte ihn nicht die Bohne. Asimov litt an einer Agoraphobie, einer Angst vor Weite und öffentlichen Plätzen. Sein Arbeitszimmer verließ er nur ungern. Am liebsten starrte er auf eine kahle Wand und hackte ungestört in die Schreibmaschine.

Auf diese Weise avancierte er bald zum wohlhabenden Bestsellerautor. Seine Frau schlug ihm vor: „Wenn du nur die Hälfte des Jahres schreiben würdest, könnten wir die anderen sechs Monate Urlaub machen.“ Asimov willigte ein – unter der Bedingung, dass er im Urlaub weiterschreiben könne.

„Je früher wir ersetzt werden, desto besser ist es für alle anderen Lebewesen.“

Fernsehauftritte zeigen ihn als prominenten Autor mit ausgeprägtem Sendungsbewusstsein. Er mochte es nicht, wenn man seine Literaturgattung als Schund abqualifizierte. Asimov hatte eine aufklärerische Mission. Science- Fiction sah er als „Verbündeten im Kampf gegen Unwissenheit“.

Schon in den 1960er Jahren ersann er beklemmende Szenarien über den Anstieg der Meeresspiegel, das Ende des Erdölzeitalters und Überbevölkerung. Gedankenspiele auf Papier, die sich teilweise bewahrheiten sollten. Sogar den Computer nahm er vorweg. Allerdings bezeichnete er ihn als „positronisches Gehirn“.

Mit der Menschheit als Spezies ging der Autor von „Ich, der Roboter“ nicht gerade zimperlich um: „Ich glaube nicht, dass der Homo sapiens ein göttliches Recht auf den höchsten Rang besitzt.“ Roboter mit künstlicher Intelligenz sind bei Asimov längst schon in den Startlöchern: „Je früher wir ersetzt werden, desto besser ist es für alle anderen Lebewesen.“

Neben zahlreichen Ausschnitten aus Asimov-Verfilmungen kommt der Autor in der Dokumentation selbst ausführlich zu Wort: „Sie, die Menschen des 21. Jahrhunderts“, erklärt er, „standen immer im Mittelpunkt meiner Arbeit. Ich habe jeden Tag geschrieben und mir vorgestellt, wie es Ihnen wohl ergeht.“ Es mutet so an, als wendete sich Asimov mit diesen Worten direkt an die Fernsehzuschauer von heute. Eigentlich ist das nicht möglich. Denn er verstarb 1992 an einer HIV-Infektion, die er sich Jahre zuvor bei einer Bluttransfusion zugezogen hatte.

Doch die verblüffenden Filmaufnahmen erwecken den Anschein, als würde Asimov tatsächlich hier und heute direkt zu uns reden. Das ist der Clou dieser Dokumentation: Mathias Théry hat den berühmten Schriftsteller buchstäblich von den Toten auferstehen lassen. Ich, der Roboter, spreche zu euch: und zwar dank künstlicher Intelligenz und einer DeepFake-Software.

Also mit einer Erfindung, die direkt aus einem seiner Romane und Erzählungen stammen könnte. So lässt der kurzweilige Film Science-Fiction Realität und Realität Science-Fiction werden.

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