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Julian Reichelt im Jahr 2017. Damals war er noch Chef der „Bild“-Zeitung.

© imago/Metodi Popow

Klagt Reichelt jetzt gegen Springer?: Was der Berliner Anwalt des Ex-„Bild“-Chefs sagt

Der Streit um die Entlassung von Julian Reichelt bei der „Bild“-Zeitung geht in eine neue Runde. Sein Berliner Anwalt prüft eine Klage gegen das Medienhaus.

Im Zuge der Veröffentlichung interner Textnachrichtenprotokolle des Axel-Springer-Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner durch „Die Zeit“ kündigt der Rechtsanwalt des ehemaligen „Bild“-Zeitungs-Chefredakteurs Julian Reichelt an: „Wir werden das Thema aufbohren.“

Die Nachrichten zeigen demnach unter anderem Döpfners Verachtung für Ostdeutsche, wie er in den jüngsten Bundestagswahlkampf eingriff und auf Donald Trumps Wiederwahl hoffte. Auch Nachrichten an Rechtsanwalt Ben Irles Mandanten Julian Reichelt waren Teil des entsprechenden Artikels.

„Wir können unserer Auffassung nach strafrechtlich Relevantes nachweisen“, erklärt Anwalt Ben Irle, der vor wenigen Monaten das Mandat von Reichelt bekam im Gespräch mit dem Tagesspiegel.

Die veröffentlichten Dokumente legen nahe, dass Döpfner lange nach Bekanntwerden der Machtmissbrauchsvorwürfe gegen Reichelt an ihm festhielt, ihn aber schließlich ohne eingehende Prüfung dieser Vorwürfe fallen ließ. Reichelt, so heißt es im Springer-Verlag, habe seine herausgehobene Stellung im Unternehmen missbraucht und etliche Affären mit Verlagsmitarbeiterinnen gehabt.

Zeitliche Zusammenhänge zu Zukäufen des Springer-Konzerns auf dem US-amerikanischen Medienmarkt legen nahe, dass diese gemeinsam mit der Anteilseignerschaft der nordamerikanischen Investmentfonds KKR und CPPIB an Springer der ursächliche Grund für die schließliche Entlassung Reichelts gewesen sein könnten.

In Nordamerika sind die Gepflogenheiten, was innerhalb eines Unternehmens zu dulden ist und was nicht, strenger als in Deutschland. Irle sagte der „Zeit“, das entsprechende interne Compliance-Verfahren bei Springer gegen Reichelt habe „grundsätzliche rechtsstaatliche Verfahrensgrundsätze vermissen“ lassen. Dem Tagesspiegel sagte er, Julian Reichelt habe „kein einziges Stück Papier“ aus diesem Verfahren vorgelegt bekommen. Es gebe „viele offene Fragen“.

Irle selbst habe private Chatverläufe von Reichelt vorliegen. Aus ihnen spricht weniger Machtmissbrauch als Einvernehmlichkeit im privaten Umgang – zumindest mit einer ihm bei der „Bild“-Zeitungs-Redaktion unterstellten Frau. Irle prüft straf- und zivilrechtliche Schritte in Deutschland und den USA. Die Kernfrage dabei sei: „War die Trennung von Reichelt gerechtfertigt?“

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