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Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (links) und Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE (rechts).

© picture alliance (2)/ dpa/Kay Nietfeld, photothek/Sebastian Rau, Montage TSP

Enthüllungen über Springer-Chef: Ostbeauftragter hält Mathias Döpfner für „nicht mehr tragbar“

Er soll Ostdeutsche verunglimpft haben und wollte offenbar über „Bild“ politisch Einfluss nehmen: Nach Veröffentlichung interner Chats gibt es scharfe Kritik aus der Politik.

Nach der Veröffentlichung brisanter Chatnachrichten von Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner gibt es aus der Politik scharfe Kritik. Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), hält Döpfner für „nicht mehr tragbar“.

In den Zitaten, die die „Zeit“ samt darin enthaltener Rechtschreibfehlern veröffentlichte, ging es zum Beispiel um abfällige Bemerkungen über Ostdeutschland. 2019 soll der Konzern-Chef geschrieben haben: „Die ossis werden nie Demokraten. Vielleicht sollte man aus der ehemaligen ddr eine Agrar und Produktions Zone mit Einheitslohn machen.“ Döpfner soll auch erklärt haben: „Die ossis sind entweder Kommunisten oder faschisten. Dazwischen tun sie es nicht. Eklig.“

„Die Medien sollten ein realistisches Bild unserer Gesellschaft zeichnen“, sagt nun der Ostbeauftragte Schneider. Dazu gehöre auch die Perspektive der Ostdeutschen. „Die Gedanken von Herrn Döpfner zeigen nicht nur Verachtung für diese Perspektive und die Menschen, sondern auch für die Demokratie“, erklärt Schneider weiter. Die Spaltung unseres Landes dürfe kein Geschäftsmodell sein.

„Herr Döpfner ist nach dieser Veröffentlichung an der Spitze eines Verlages mit dieser publizistischen Macht und mit Blick auf die wichtige Rolle der Medien für unsere Demokratie endgültig nicht mehr tragbar.“

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Die „Zeit“ zitierte aus E-Mails und Chatnachrichten aus dem engsten Führungskreis des Medienkonzerns, viele sollen vom Springer-Chef selbst stammen. Auffällig ist, dass mehrere direkt von Döpfner an den damaligen „Bild“-Chefredakteur Reichelt gerichtet worden sein sollen.

Die journalistische Marke „Bild“ zählt zum Springer-Portfolio. So soll Döpfner Reichelt vor der Bundestagswahl gefragt haben, ob man „noch mehr für die FDP machen“ könne. „Die sollten 16 Prozent mindestens kriegen.“

FDP-Chef Christian Lindner äußerte sich zurückhaltend zu seinem Verhältnis zu Mathias Döpfner. Danach gefragt, sagte er dem Tagesspiegel am Donnerstag lediglich: „Ich pflege mit vielen Journalistinnen und Journalisten einen regelmäßigen Austausch.“

Und: „Zu internen Vorgängen von Verlagen oder Redaktionen können wir keine Stellungnahme abgeben.“ Eine Antwort hatte er allerdings auf die Frage, ob er mit Döpfner seit der Enthüllung bereits Kontakt gehabt habe: „Nein.“

Grünen-Medienpolitiker hält Döpfners Verhalten für „unentschuldbar“

Von den Grünen kommt nun scharfe Kritik an Döpfners Äußerungen. Erhard Grundl, medienpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, sagte dem Tagesspiegel: „Die beleidigenden, diffamierenden und geschichtsvergessenen Aussagen von Mathias Döpfner und die Versuche politisch über seine Position im Axel-Springer-Verlag Einfluss in Deutschland zu nehmen, sind unentschuldbar.“

Als Vorstandsvorsitzender des Verlages verlasse und verletze er damit den demokratischen Diskurs im Land. „Der Springer Verlag muss jetzt schnell und deutlich klarstellen, ob Herr Döpfner mit seinem kolportierten Welt- und Menschenbild noch zum Verlag und zum in Deutschland herrschenden Pressekodex passt. Ich denke, es passt nicht.“

Kühnert: Enthüllungen können niemanden ernsthaft überraschen

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert sagte dem Tagesspiegel, die neuen Enthüllungen um Döpfner und sein Umfeld könnten „niemanden ernsthaft überraschen“. „BILD-Leser von Greifswald bis Eisenach sehen nun schwarz auf weiß, dass sie mit jedem Kauf am Kiosk die finanzielle Grundlage dafür legen, auch morgen wieder von Döpfners Befehlsempfängern durch den Kakao gezogen zu werden.“

Weiter sagte Kühnert: „Die Verachtung ganzer Bevölkerungsgruppen kommerziell zu vermarkten, ist schäbig und lässt charakterlich tief blicken.“ Die SPD sei stolz darauf sagen zu können, dass sie ihren Erfolg bei der Bundestagswahl aus eigener Kraft errungen habe.

Aus Springer-Kreisen verlautete nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag als Reaktion, der „Zeit“-Artikel bestehe aus „manipulativen SMS-Fetzen“. Döpfner sei ein meinungsstarker Verlagschef, der aus Prinzip immer Gegenmeinung und Widerspruch herausfordere und dafür immer mal wieder polemisiere. Man lasse sich an dem messen, was in den Publikationen des Verlags stehe, nicht an angeblichen Ausschnitten aus persönlichen Chats. 

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