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Die Zutaten für Frankfurter Grüne Soße: Kräuter, Petersilie, Schnittlauch, Borretsch, Dill und andere Kräuter.

© Imago/Westend61

Öko-Test findet Pflanzengift in Tiefkühlkräutern: „Überschreitet die tolerierbare Menge etwa um das Vierfache“

Kräuter sollten eigentlich gesund sein. Öko-Test konnte nun allerdings Pflanzengifte in Biokräutern nachweisen. Welche Produkte sind betroffen? Und wie gelangen die Schadstoffe da rein?

In der Küche gelten Kräuter und Gewürze als echte Gesundheitsallrounder. Petersilie, Dill, Schnittlauch und Co. stärken nachweislich das Immunsystem und sind oft reich an Vitaminen und Nährstoffen – vor allem, wenn sie direkt nach der Ernte schockgefrostet werden.

Kein Wunder also, dass Tiefkühlkräuter beim Kochen häufig verwendet werden. Wer sich bewusst und vor allem gesund ernähren möchte, greift dabei meist auf Bioprodukte zurück – auch in der Hoffnung, dass Tiefkühlkräuter mit Bio-Siegel weniger schadstoffbelastet sind.

Doch was, wenn genau diese Bio-Produkte gesundheitsschädliche Pflanzengifte enthalten – und zwar mit „stark erhöhten“ Werten? Für seine Januar-Ausgabe hat Öko-Test insgesamt 17 tiefgefrorene Kräutermischungen ins Labor geschickt und auf Spuren von Pestiziden, Pflanzengiften und Salmonellen hin überprüft. Darunter befanden sich auch acht Bio-Produkte.

Alle Testergebnisse können online auf den Seiten von Öko-Test eingesehen und für 2,50 Euro freigeschaltet werden. Soviel sei vorab verraten: Auch in den untersuchten Biokräutern konnten gesundheitsschädliche Pflanzengifte festgestellt werden.

Tiefkühlkräuter im Test: Bio lohnt sich

Die gute Nachricht vorweg: In keinem der getesteten Bio-Produkte wurden Pestizide gefunden. Auch Salmonellen konnten nicht nachgewiesen werden. Sowohl die getesteten Biokräuter als auch die konventionellen (Nicht-Bio-)Produkte waren frei von den gefährlichen Bakterien.

Die schlechte Nachricht: Alle konventionellen Kräuter wiesen Pestizide zumindest in Spuren auf – darunter auch Produkte von Aldi, Bofrost, Iglo und Frosta.

Zwei von den 17 getesteten Kräutern wurden von Öko-Test mit der Note „mangelhaft“ bewertet. Bei ihnen konnten entweder Pestizide oder die gefährlichen Pflanzengifte Pyrrolizidinalkaloide (kurz: PA) nachgewiesen werden.

PA-Pflanzengifte: organschädigend, krebserregend und erbgutschädigend

Pyrrolizidinalkaloide (PA) sind gewissermaßen natürliche Schadstoffe. Einige Pflanzen und Pilze bilden dieses Gift, um sich selbst gegen Fraßfeinde zu schützen. Auch wenn diese Schadstoffe natürlich gebildet werden, macht sie das für den Menschen nicht weniger gefährlich.

Wie die stellvertretende Öko-Test-Chefredakteurin Katja Tölle dem Tagesspiegel bestätigt, können PA „verschiedene Organe schädigen, unter anderem die Leber.“ In verschiedenen Tierversuchen konnte zudem nachgewiesen werden, dass die Stoffe „erbgutschädigend und krebserregend“ seien.

Auch bei diesen Pflanzengiften gilt: Die Dosis und vor allem die Länge der Einnahme macht das Gift gefährlich. Katja Tölle verrät, dass die belasteten Biokräuter sicherlich „nicht akut giftig“ seien.

Doch die beiden mit „mangelhaft“ bewerteten Produkte „überschreiten die vom Bundesinstitut für Risikobewertung festgelegte täglich tolerierbare Aufnahmemenge deutlich – eins um etwa das Doppelte, das andere um etwa das Vierfache.“

Daher rät die Expertin dringend dazu „die Finger von diesen beiden Produkten zu lassen – zumal es viele gute und sehr gute Alternativen in unserem Test gibt.“

Die Sache mit dem Borretsch: Wie gelangt das Gift in die Kräuter?

Wie die Verbraucherzentrale berichtet, weisen einige Kräuter wie Borretsch, Kreuzkümmel, Oregano und Liebstöckel einen erhöhten PA-Gehalt auf. Auch in Ruccola und Blütenpollen konnten mitunter erhöhte Schadstoffwerte nachgewiesen werden.

Die gefährlichen Schadstoffe gelangen oftmals durch das versehentliche Miternten von PA-belasteten Beikräutern in die Gewürzmischungen. Bei dem würzigen Borretsch (auch als „Gurkenkraut“ bekannt) sieht das hingegen anders aus.

Das Küchenkraut Borretsch (auch Gurkenkraut oder Borago officinalis) erkennt man meist an den blauen Blüten.

© IMAGO/blickwinkel

Expertin Katja Tolle verrät: „Borretsch ist dafür bekannt, häufig stark mit PA belastet zu sein.“ Die beiden durchgefallenen Kräutermischungen von Edeka und Frosta enthalten das Küchenkraut als festen Bestandteil.

Die Hersteller verwenden bewusst Kräuter, die bekannt dafür sind, häufig stark belastet zu sein.

Katja Tölle, stellvertretende Chefredakteurin von „Öko-Test“

Sollte man Borretsch also konsequent meiden? Auch hier macht wieder die Dosis das Gift.

Laut Öko-Test können Gerichte, die viel Borretsch enthalten, die „als gesundheitlich vertretbar festgelegte PA-Aufnahmemenge“ um das Zigfache überschreiten. Die sogenannte Frankfurter Grüne Soße gehört beispielsweise dazu.

Öko-Test empfiehlt entsprechend, dass zumindest Schwangere und Kinder auf Kräutermischungen und Frankfurter Grüne Soße ohne Borretsch setzen sollten.

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