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Blick auf Baukräne am.

© Bearbeitung: TSP | imago/photo2000/imago/photo2000

Kosten explodieren: Was hilft gegen die Wohnungsbau-Krise in Deutschland?

Lieferengpässe, Inflation, hohe Zinsen – viele Wohnungsbauunternehmen halten sich nun zurück. Dabei braucht es dringend Wohnungen. Muss der Staat aushelfen?

Der Wohnungsmarkt ist nicht erst seit dem Ukraine-Krieg in der Krise. Doch die Situation hat sich durch steigende Flüchtlingszahlen und explodierende Baukosten noch einmal drastisch verschärft. Umso lauter werden die Rufe nach staatlichen Hilfen. Wie könnten die aussehen und was würden sie bringen? In unserer Rubrik „3 auf 1“ analysieren drei Experten die Lage. (Alle Folgen von „3 auf 1“ könenn Sie hier nachlesen)


Die Regierung muss schnell umsteuern

Beim bezahlbaren Wohnungsbau liegen Wunsch und Wirklichkeit so weit auseinander wie kaum jemals zuvor. 400.000 neue Wohnungen werden jährlich mindestens gebraucht, weil zu dem ohnehin hohen Wohnungsbedarf viele Zuwanderer und Flüchtlinge, immer mehr Singlehaushalte und eine älter werdende Gesellschaft hinzukommen.

Die Politik hat das zwar erkannt, handelt aber vollkommen konträr. Die Folge ist, dass die Wohnungsbauzahlen schon jetzt massiv einbrechen. In der derzeitigen Krisensituation hilft jetzt kurzfristig nur ein Mittel: Kostenexplosionen müssen durch staatliche Mittel abgefedert werden, um wieder bezahlbare Mieten zu ermöglichen.

Die Regierung muss dazu sehr schnell umsteuern und ein auskömmliches sowie verlässliches Fördersystem von mindestens rund 10 Mrd. Euro jährlich auf die Beine stellen.

Damit es hier zu keinen Mitnahmeeffekten kommt, ist die sozial orientierte Wohnungswirtschaft bereit, im Zuge der Förderung Zusagen zu vorher definierten Miethöhen zu machen. Nur so hat bezahlbares Wohnen in Deutschland angesichts der Krise eine Zukunft.


Es braucht einen Maßnahmenmix

Geld allein sei nicht die Medizin, um die Krise am Wohnungsmarkt zu heilen, sagte Bundesbauministerin Geywitz im Bundestag. Stimmt, aber ganz ohne Geld geht es eben auch nicht.

Der richtige Medikamenten-Mix, um im Bild zu bleiben, macht den Unterschied. Der Patient Wohnungsbau kann die Krise überwinden: Wir brauchen jetzt Sofortmaßnahmen, die das Bauen radikal vereinfachen und trotzdem dem Klimaschutz gerecht werden.

Schnelle Hilfe würde ein echtes, zielgenaues Förderprogramm entfalten. Bezahlbare Wohnungen werden von den mittelständischen Unternehmen gebaut, wenn wir wieder Planungssicherheit durch auskömmliche Förderung mit verlässlichen und realistischen Bedingungen bekommen.

Weniger Vorschriften und Regeln geben den Unternehmen den nötigen Spielraum. Wir brauchen ebenso eine Steuerpolitik, die Innovationen anregt. Die Grundsteuerbefreiung bei Erstkäufern ist ein Element, das Kosten reduziert. Und wir brauchen endlich die nachhaltige Beschleunigung von staatlichem Handeln. Vergabe- und Genehmigungsverfahren dürfen nicht mehr als drei Monate dauern. Ein Sondervermögen kann also Teil der Lösung werden.


Es braucht einen Neustart

Geld allein garantiert keinen Wohnungsbau. Das zeigen die vergangenen Jahre. Der Bund verfehlt selbst gesetzte Ziele (400.000 neue Wohnungen jährlich), das traurige Kapitel Berlin lassen wir lieber geschlossen.

Nein, mit Appellen und Kommissionen, mit Häme und ideologisch begründeten Blockaden auf allen Ebenen, mit Debatten über die Sinnhaftigkeit von Einfamilienhäusern ist kein Staat zu machen. Auch kein Neustart.

Den braucht es. Die Flüchtlinge aus der Ukraine liefen lange unter dem Radar der Wohnungsbaupolitiker. Nun ist die Situation da, um mit Konrad Adenauer zu sprechen. Es wird eng. Und noch enger.

Vielleicht hilft ein Blick zurück nach vorn. 1945 fehlten 5,5 Millionen Wohnungen. Es bedarf –  wie 1950 mit der Verabschiedung des ersten Wohnungsbaugesetzes – einer massiven Intervention der Bundesregierung auf der Angebotsseite des Wohnungsmarktes. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben sollte endlich massiv in den Wohnungsneubau einsteigen. Klotzen bitte, nicht kleckern!

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