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Putin soll bisher noch kein Festival der Purpurroten Segel verpasst haben (Archivbild).

© REUTERS/Sputnik/Sergei Savostyanov

Auf dem Schiff des Medienmoguls Juri Kowaltschuk: Feierte Putin während des Wagner-Aufstands auf einer Party?

Putin soll noch während oder kurz nachdem der Wagner-Aufstand abgeblasen war, auf einer Privatyacht gefeiert haben. Vollkommen realitätsfern, findet ein Russlandbeobachter.

Eine Begebenheit, die sich am Samstagabend, dem Tag, an dem die Wagner-Söldner bis auf 200 Kilometer auf Moskau vorrückten, soll Beweis dafür sein, dass der russische Präsident Wladimir Putin komplett realitätsfremd agiert. Der Kremlchef soll an dem Abend auf einer Oligarchenyacht in Sankt Petersburg einer privaten Feier beigewohnt haben, schreibt der russische Journalist Mikhail Zygar in einem Gastbeitrag für die „New York Times“.

Grund für Putins Besuch in seiner Heimatstadt war demnach das Festival der Purpurroten Segel auf dem Newa-Fluss. Die Feierlichkeiten, bei denen Schiffe mit purpurroten Segeln durch die Stadt fahren, endet traditionell mit einer Lichtshow und großem Feuerwerk.

Putin habe bisher noch keinen Termin verpasst, schreibt Zygar. Seinen Quellen zufolge feierte der Kremlchef in diesem Jahr an Bord der Yacht von Juri Kowaltschuk – einem engen Freund des Präsidenten sowie Medienmogul und Medienberichten zufolge Aufsichtsratschef und Großaktionär der Bank „Rossija“. Sein Spitzname: „Putins Kreditkarte“.

Unklar ist, ob sich Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin zu diesem Zeitpunkt bereits zur Aufgabe seines angezettelten Aufstandes hatte überreden lassen. Gegen 19.30 Uhr meldeten die Nachrichtenagenturen am 24. Juni 2023, dass der Aufstand beendet ist. Da war es in Sankt Petersburg bereits 20.30 Uhr. Gegen Mittag soll Prigoschin vergebens versucht haben, Putin zu erreichen.

Eine Brigg mit purpurroten Segeln schwimmt auf der Newa während einer Probe für die Feierlichkeiten.

© dpa/AP/Dmitri Lovetsky

Konnte sich Putin also sicher sein, dass die Wagner-Söldner von ihrem Sturm auf Moskau absahen oder reiste er in seine etwa 600 Kilometer entfernte Heimatstadt, komme was wolle?

Er allein trägt die Schuld an den Ereignissen, was für alle außer ihm offensichtlich ist.

Mikhail Zygar, russischer Journalist

Dass Putin sich überhaupt in Sankt Petersburg aufgehalten haben soll, sei für viele Quellen, die Personen im inneren Kreis von Putin nahestehen, Beweis dafür, dass „das Herrschaftssystem von Herrn Putin einfach nicht mehr lange weitergehen“ kann, schreibt der russische Journalist in der „Times“.

Spekulationen über Putins „Flucht“

Twitternutzer hatten bereits am frühen Samstagnachmittag spekuliert, dass Putin nach Sankt Petersburg „geflohen“ sei. Daten des Flugzeug-Positionsdienstes „Flightradar24“ zeigten das russische Präsidentenflugzeug, das gegen elf Uhr in Moskau abgehoben war. Offenbar mit Kurs in Richtung der russischen Ostseemetropole.

Unklar ist, ob Putin an Bord war. Der Kremlchef vertraut in den vergangenen Jahren wohl eher auf einen gepanzerten Zug als Fortbewegungsmittel. Kremlsprecher Dimitri Peskow hatte am Samstag noch Spekulationen zurückgewiesen, dass Putin angesichts des gewaltsamen Aufstands der Söldnerarmee Wagner Moskau verlassen haben soll. „Putin arbeitet im Kreml“, wird er von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass am Samstag zitiert.

„Putin hat mit Sicherheit dazu beigetragen, dass die Situation aus dem Ruder gelaufen ist“, resümiert Mikhail Zygar in seinem Gastbeitrag. Er habe Progoschin zu dem gemacht, was er heute ist, und es versäumt, ihm Einhalt zu bieten. Als der Wagner-Chef die Militärführung in Moskau verbal attackierte, habe der Präsident untätig zugeschaut. Das habe sich jetzt gerächt.

Der Wagner-Aufstand habe „Putin entheiligt und seine Autorität erheblich geschwächt“, schreibt Zygar. Bis vergangenes Wochenende habe ein Großteil der russischen Gesellschaft und insbesondere der staatlichen Bürokraten geglaubt, dass Putin immer die richtigen Entscheidungen trifft.

Doch Putin sei durch die Ereignisse rund um den Wagner-Aufstand eher als „schwach, schwankend, unfähig, Kontrolle auszuüben“ wahrgenommen worden, analysiert Zygar „Er allein trägt die Schuld an den Ereignissen, was für alle außer ihm offensichtlich ist.“ (Tsp mit Agenturen)

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