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Der saudische Kronprinz will jetzt auch Weltpolitik machen.

© REUTERS/SAUDI PRESS AGENCY

Die Saudis und der Krieg: Wenn der Kronprinz den Friedensfürsten gibt

Saudi-Arabien will zwischen Moskau und Kiew vermitteln. Das zeigt: Die Golfmonarchie unter De-facto-Herrscher Mohammed bin Salman strotzt vor Selbstbewusstsein und Ehrgeiz.

Ein Kommentar von Christian Böhme

Allein die Ankündigung sichert weltweite Aufmerksamkeit. Die Arabische Liga lädt den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj als Ehrengast zum Gipfeltreffen der Organisation an diesem Freitag ein.

In der saudischen Küstenstadt soll über mögliche Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew gesprochen werden. Die arabischen Staaten glauben, als Vermittler dabei helfen zu können, einen verheerenden Krieg in Europa zu beenden?

Das mag erst einmal vermessen klingen. Und ist es wohl auch. Weder Selenskyj noch Wladimir Putin haben darauf gewartet, dass die arabische Welt den Weg zu einem Waffenstillstand oder ähnlichem ebnet.

Bei den Großen mitspielen

Doch darum dürfte es Saudi-Arabien als ambitioniertem Gastgeber des Rendezvous am Roten Meer gar nicht gehen, sondern um eine Demonstration von Stolz, Ehrgeiz und Selbstbewusstsein. Für all das steht Kronprinz Mohammed bin Salman als De-facto-Herrscher der Golfmonarchie.

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine.

© dpa/President of Ukraine

Dass er das Ende des Krieges in der Ukraine plötzlich als Chance entdeckt hat, sich weltpolitisch zu profilieren, kann man ihm kaum vorwerfen. Saudische Emissäre reisten mehrfach nach Kiew und Moskau. Das Königreich beteiligte sich beispielsweise an einem Gefangenenaustausch.

Aber es wäre ein Trugschluss zu glauben, bin Salman handele uneigennützig und habe das Wohl derer im Blick, die unter dem Krieg leiden. Das mag für die jüngste Friedensinitiative von sechs afrikanischen Staaten gelten, die unter den horrenden Getreide- und Energiepreisen ächzen.

Profit und Profiteur

Saudi-Arabien hingegen ist ein Profiteur des Konflikts in Europa. Die Abhängigkeit des Westens von Gas und Öl spült Monat für Monat Milliardengewinne in die Kassen des Wüstenstaats – und die münzt der Prinz geschickt in Einfluss um.

Längst vergessen sind die Zeiten, als sich ein nicht unerheblicher Teil der Welt nach der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi angewidert von den Saudis abwandte. Vergessen auch, wie die saudische Militärintervention den Jemen verwüstete. Heute ist wieder Händeschütteln angesagt.

Selbst Joe Biden musste Mohammed bin Salman seine Aufwartung machen. Genützt hat es dem US-Präsidenten wenig. Ein besonderes Wohlwollen gegenüber Amerika gibt es nicht mehr. Der Kronprinz hat sich längst China und Russland zugewandt.

Nun will er mit der Einladung an Selenskyj zeigen: Seht her, ich spiele mit den ganz Großen. Das soll vor allem das Ansehen Saudi-Arabiens steigern – und das des Kronprinzen.

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