Dürre in Frankreich: Wasser an der Côte d´Azur wird jetzt schon rationiert
Waldbrände an Ostern, Verbot von Rasensprengen und Baustopp: In zwei Departements ist bereits der Krisenplan ausgerufen. 2022 war das bisher heißeste Jahr – es wird noch schlimmer, sagen Experten.
Der erste große Waldbrand in Südfrankreich brach in diesem Jahr schon kurz nach Ostern aus: Fünf Tage lang wütete das Feuer in den Pyrénées Orientales, 300 Bewohner wurden evakuiert, 1000 Hektar Vegetation zerstört.
Grund: Es war in der Region in diesem Jahr bereits im April so trocken wie sonst am Ende des Sommers.
Doch damit steht die Region im Südwesten Frankreichs, an der Grenze zu Spanien, nicht allein. In insgesamt 45 Departements wurde bereits ab 21. April der Alarm wegen Wassermangels ausgerufen. Südfrankreich und das Mittelmeerbecken sind besonders betroffen.
Verbot für Autowäsche, Blumengießen und Swimming-Pools
Die Departements Bouches-du-Rhone und Le Var waren bereits in der höchsten Alarmstufe, also im Krisenmodus: Damit ist es verboten, den privaten Swimming-Pool neu aufzufüllen, sein Auto zu waschen oder den Garten und Blumenbeete zu gießen. Auch der Wasserverbrauch in der Landwirtschaft wird eingeschränkt.
Denn für 2023 wird eine noch größere Dürre und Wassernot prognostiziert als für das Vorjahr: 75 Prozent des Grundwasservorräte wurden im April als „niedrig“ bis „sehr niedrig“ eingeschätzt vom nationalen Amt für geologische Studien. (BRGM).
Für 2022 listete ein Regierungsbericht 1200 ausgetrocknete Bäche oder Flussläufe auf, in 93 Departements war der Wasserverbrauch teilweise eingeschränkt, die Produktion in der Landwirtschaft ist zwischen 10 und 30 Prozent gesunken und 1000 Kommunen mussten zeitweise per Tankwagen mit Wasser versorgt werden.
Baustopp in neun Kommunen: Kein Wasser für neue Bewohner
Wie dramatisch die Lage ist, zeigt auch ein bisher einmaliger Schritt: Neun Kommunen im Departement Var haben beschlossen, in den kommenden fünf Jahren keine Baugenehmigung für Privathäuser mehr zu vergeben.
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Der Grundwasserspiegel erlaube es nicht, neue Häuser mit zusätzlichen Bewohnern an die Wasserversorgung anzuschließen.
Doch der Klimawandel macht sich auch an Frankreichs vielen Küsten, insbesondere der Bretagne, bemerkbar: In den vergangenen 50 Jahren hat das Land 30 Quadratmeter Fläche verloren.
Drastisch vor Augen geführt wurden die Folgen des ansteigenden Meeresspiegels kürzlich in Soulac-sur-Mer am Atlantik: Ein 1967 errichtetes Appartmenthaus wurde im Februar abgerissen, weil das Meer zu nahe gerückt war und Einsturzgefahr bestand.
Die 78 Wohnungsbesitzer wurden nach langem Rechtsstreit teilentschädigt. Nach Ansicht der Expertin von der „Ökologischen Fabrik“, Jill Madelenat, werden 5000 bis 50.000 Häuser bis zum Jahr 2100 in Küstennähe bedroht sein – man müsse bereits jetzt über einen Entschädigungsmechanismus nachdenken.
Damit sind die Folgen des Klimawandels in Frankreich täglich spürbar. Die Regierung hat im Februar verkündet, dass sie mit einem Temperaturanstieg von vier Grad bis zum Ende des Jahrhunderts rechnet (und nicht mehr mit nur zwei Grad).
Und einen neuen Plan zur Anpassung Frankreichs an den Klimawandel angeschoben. Experten kritisieren, dass Frankreichs bisheriger Plan nicht zu einer kohärenten Politik, sondern nur zu isolierten Einzelmaßnahmen geführt hätte.
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