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Gazastreifen: Die Hamas haben Waffenlager und Abschussrampen inmitten der Städte gebaut.

© REUTERS/stringer

Unschuldige als menschliche Schutzschilde : Es geht ihnen nicht um die Palästinenser

Vielen Herrschern in der arabischen Welt geht es in erster Linie um sich selbst – nicht um die Palästinenser. Auf deren Leid verweisen sie nur, insofern es ihnen dienlich ist.

Ein Kommentar von Mareike Enghusen

Die Tragik der Palästinenser zeigt sich in diesen Tagen in ihrer ganzen Deutlichkeit. Vielen Herrschern in der arabischen Welt ist das Leid der Palästinenser seit Jahrzehnten dienlich, um alles Mögliche mit dem Verweis auf den Kampf des palästinensischen Volkes zu begründen. Allerdings: Um die Menschen, aus denen sich dieses Volk zusammensetzt, geht es dabei selten.

Viel schwerer wiegt jedoch der Verrat der Herrschenden in Gaza an der eigenen Bevölkerung. Dass die sie Waffenlager und Abschussrampen inmitten ihrer Städte gebaut hat, ist nichts Neues. Das zieht Israels Luftwaffe auch nicht aus der Verantwortung, alles zu tun, um Zivilisten zu schonen. Es zeigt aber das zynische Kalkül der Hamas, Unschuldige als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.

Nicht nur das: Wie die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag meldete, fordert die Hamas die Menschen dazu auf, trotz einer drohenden israelischen Bodenoffensive im Norden Gazas in ihren Häusern zu bleiben – obwohl Israel dort zur Evakuierung aufgerufen hat. Vieles an diesem Aufruf, der über eine Million Menschen betrifft, lässt sich kritisieren. Die eigene Bevölkerung bewusst in Gefahr zu bringen, ist jedoch von ganz anderer Tragweite.

In einer besseren Welt würde zumindest Ägypten, Gazas zweiter Nachbar, den Palästinensern helfen. Doch seitdem Israel eine totale Blockade über den dicht besiedelten Landstrich verhängt hat, hält Ägypten seinen eigenen Grenzübergang nach Gaza ebenfalls geschlossen. Und wie das arabische Nachrichtenhaus Al-Jazeera meldete, lehnt Kairo auch die Einrichtung eines Korridors zur Flucht von Zivilisten ab: Nur wenn sie in Gaza blieben, könnten die Palästinenser für ihren eigenen Staat kämpfen, hieß es als Begründung.

In anderen Worten: Gutsituierte Generäle im fernen Kairo sind der Meinung, es sei besser für die bedrängten Menschen in Gaza, sich für ein politisches Ziel zu opfern. Wie so oft muss auch hier die glorreiche „palästinensische Sache“ herhalten, um Eigeninteressen zu verbergen: Das Hundert-Millionen-Land Ägypten ist wohl schlicht nicht gewillt, Tausende verarmte Palästinenser aufzunehmen.

Auch das ist einer der zahlreichen Gründe, warum es bis heute kein unabhängiges Palästina gibt: Der „Kampf“ dafür dient zu vielen Akteuren. Die Palästinenser gehören jedoch nur selten dazu.

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