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Russische Kriegsschiffe liegen in Sewastopol, dem Hafen der Schwarzmeerflotte, auf der Krim (Archivfoto).

© dpa/Ulf Mauder

Kiews Kampf gegen die russischen Seestreitkräfte: „Wir wollen alle Raketenträger im ukrainischen Schwarzen Meer ausschalten“

Am Donnerstag meldete die Ukraine, sie habe ein russisches Raketenschiff versenkt – nicht zum ersten Mal. Warum solche Attacken für Kiew so wichtig sind.

Am Donnerstag war dem ukrainischen Geheimdienst nach eigenen Angaben erneut ein Schlag gegen die russischen Seestreitkräfte gelungen. Durch mehrere Seedrohnen soll die Marine im Schwarzen Meer das Raketenschiff „Iwanowez“ versenkt haben. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Ukraine einen Erfolg in dieser Hinsicht vermelden kann. Denn die Flotten Russlands hatte sie zuletzt immer wieder im Auge.

Für das angegriffene Land stellt die russische Marine im Schwarzen Meer eine große Gefahr dar. Im vergangenen Jahr hatte es etwa in russischen Medien wiederholt Berichte gegeben, dass die Truppen Russlands versuchen könnten, an den Küsten von Odesa und Mykolaiv zu landen. Und der amerikanische Thinktank „Institute for the Study of War“ hatte kürzlich berichtet, Moskau könne versuchen, mit amphibischen Angriffstruppen hinter den ukrainischen Verteidigungslinien zu landen.

Das ukrainische Militär schätzt diese Gefahr für die nächste Zeit allerdings eher als gering ein. Der Kommandeur der ukrainischen Seestreitkräfte, Vizeadmiral Oleksiy Neizhpapa, weist in diesem Zusammenhang auf die durch Kiew zerstörten russischen Schiffe hin.

Dmytro Pletenchuk, Sprecher der ukrainischen Marine, sagte dem Tagesspiegel, es sei für die Russen kein großes Problem, die Lücken in den Reihen der Seestreitkräfte wieder zu füllen, allerdings dauere die Ausbildung eines Marinesoldaten mindestens drei Monate. Und er weist auf einen anderen Aspekt hin: „Jetzt setzen die Russen Marinesoldaten an der Front ein.“

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Auch wolle die Ukraine nicht nachlassen in ihren Bemühungen, die russische Schwarzmeerflotte nachhaltig zu schädigen. Wie der Leiter des ukrainischen Sicherheitsdienstes, Vasyl Malyuk, sagt, sollen modernisierte Seedrohnen dabei helfen. „Wir wollen alle Raketenträger im ukrainischen Schwarzen Meer ausschalten. Und dann werden wir unsere Aufmerksamkeit auf die U-Boote richten“, sagte Maljuk.

Russland verlegte große Schiffe weg von der Krim

Aber wie steht die russische Marine überhaupt da? Sie verfügt über mehr als 200 Schiffe und bis zu 70 U-Boote. Organisatorisch ist sie in vier Flotten plus die Kaspische Flottille unterteilt. Nach Angaben des Generalstabs der ukrainischen Streitkräfte wurden bereits mindestens 16 Schiffe in den Gewässern des Asowschen und Schwarzen Meeres zerstört. Dazu gehören der Raketenkreuzer Moskwa, das große amphibische Angriffsschiff Saratow und weitere Boote. Durch die Angriffe sollen demnach mehr als 700 Soldaten ums Leben gekommen sein.

Die Verluste bei der Schwarzmeerflotte zwangen die Russen, strategisch umzudenken – sie verlegten die Schiffe von der Krim in den Hafen von Noworossijsk im Süden Russlands, kleinere Schiffe in den Hafen der Kurstadt Tuapse. Auch in anderen Häfen sind nun Kriegsschiffe stationiert. Einige große Landungsschiffe verblieben aber in Sewastopol, ebenso eine Wartungsbasis für Raketenträger. Nach Angaben der ukrainischen Marine lagen am Morgen des 22. Januar 13 russische Kriegsschiffe im Schwarzen Meer. Darunter befinden sich zwei Kalibr-Marschflugkörperträger.

Russland könnte seine Schwarzmeerflotte mit Lenkwaffen-U-Booten der Baltischen Flotte und der Kaspischen Flottille verstärken. Nach Einschätzung von Marinesprecher Pletenchuk sei dies derzeit aber nicht zielführend, weil die Russen nicht einmal die verfügbaren Schiffe voll ausnutzten. 

Zudem könne Russland wegen des türkischen Verbots keine Schiffe aus der Ostsee und dem Kaspischen Meer ins Schwarze Meer verlegen, so Pletenchuk. Die Türkei hat wiederholt betont, dass sie die Präsenz von Kriegsschiffen im Schwarzen Meer nicht zulassen wird, und sich dabei auf das internationale Übereinkommen von Montreux berufen.

Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Jahr 2022 setzte die Türkei das Montreux-Abkommen von 1936 durch und blockierte die Durchfahrt von Kriegsschiffen für beide Seiten. Schiffe, die zu ihren Stützpunkten zurückkehren, fallen nicht unter das Abkommen.

Seit die Ukraine begonnen hat, russische Kriegsschiffe mit Seedrohnen anzugreifen, sind die Kampffähigkeiten der Schwarzmeerflotte geschrumpft. Und auch das Gebiet auf dem Meer, in dem sie operieren können, ohne Gefahr zu laufen, von Drohnen oder Marschflugkörpern angegriffen zu werden, ist geschrumpft.

Der britische Geheimdienst geht davon aus, dass Russland plante, seine großen amphibischen Angriffsschiffe im Rahmen der Invasion einzusetzen und daher ihre Zahl in Vorbereitung auf den Angriff verdoppelte. Mit zunehmender Dauer des Krieges wurden sie jedoch zunehmend zur logistischen Unterstützung eingesetzt, da die Straßen- und Eisenbahnverbindungen über die Krimbrücke relativ instabil sind, hieß es in einem Geheimdienstbericht.

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