zum Hauptinhalt
Wahlgewinner Christopher Luxon

© REUTERS/DAVID ROWLAND

Multimillionär mit Hang zur Country Music: Das ist Neuseelands neuer Premier Christopher Luxon

Der designierte Regierungschef ist noch nicht lange in der Politik. Als Unternehmensmanager hat er dagegen viel Erfahrung. Das Land will er künftig stärker wie eine Firma führen. 

Seit Neuseelands letzter konservativer Premierminister John Key 2016 abrupt die politische Bühne verlassen hat, sehnte sich die Mitte-Rechts-Partei Neuseelands – die National Party – nach einem ähnlich beständigen „Leader“.

Stattdessen verschliss die Partei einen Vorsitzenden nach dem anderen – vielleicht kein Wunder, denn mit dem Charisma der sozialdemokratischen Regierungschefin Jacinda Ardern, die das Land empathisch durch einen Terroranschlag, einen Vulkanausbruch und die Pandemie führte, konnte kein anderer mithalten.

Auch der 53-jährige Christopher Luxon – der fünfte Vorsitzende seit Key – sah lange Zeit nicht nach einem geeigneten Nachfolger aus. Dabei sind die beiden Politiker im Privatleben enge Freunde und haben einen ähnlichen Weg hinter sich: Sie haben in den USA viel Geld verdient, kehrten irgendwann nach Neuseeland zurück und wechselten dort von der Wirtschaftswelt in die Politik.

Dass Key in gewisser Weise aber Luxons Vorbild ist, zeigt auch, wen er als seine Stellvertreterin gewählt hat: Nicola Willis, eine enge Mitarbeiterin von Key. Ihre Expertise wird wichtig für ihn sein, denn Luxon ist erst seit 2020 Parlamentsabgeordneter und politisch noch relativ unterfahren. Den Spitzenposten hat er deutlich früher bekommen, als viele dachten.

Als Premierminister muss es Luxon nun gelingen, in Keys Fußstapfen, gleichzeitig aber auch aus seinem Schatten zu treten, wenn er Erfolg haben will. Dessen ist sich Luxon ganz offensichtlich bewusst: Nicht umsonst sagte er in seiner allerersten Pressekonferenz als Parteivorsitzender bereits: „Ich bin nicht John Key.“ Laut Stephen Levine, einem Politikexperten der Victoria University in Wellington, ist es Luxon aber innerhalb kürzester Zeit gelungen, das Vertrauen seiner Parlamentskollegen in der National Party zu gewinnen. Und letzteres sei „keine leichte Errungenschaft“, sagte Levine.

Versierter Manager, doch politisch unerfahren

Luxon wurde einst in Christchurch auf der neuseeländischen Südinsel geboren. Er wuchs später in Auckland, Neuseelands größter Stadt, auf. Zum Studium kehrte er wieder nach Christchurch zurück, wo er Betriebswirtschaft an der University of Canterbury studierte.

Nach seinem Abschluss begann Luxon eine erfolgreiche 18-jährige Karriere bei Unilever, wo er bis zum Präsidenten und CEO von Unilever Canada aufstieg. 2011 wurde er schließlich zum CEO der heimischen Fluglinie Air New Zealand und kehrte nach Hause zurück. Unter seiner Führung erwirtschaftete das Unternehmen Rekordgewinne. Ins neuseeländische Parlament zog Luxon nach seiner erfolgreichen Karriere in der Wirtschaft schließlich 2020 ein.

7
Häuser soll Multimilliardär Luxon besitzen.

Der Vater zweier Kinder ist dabei kein Mann des Volkes – auch wenn er gerne Country-Musik hört. Er ist Multimillionär und soll sieben Häuser besitzen.

Einige seiner früheren Aktionen und Bemerkungen kamen so auch nicht gut in der Öffentlichkeit an. Im Juli 2022 musste Luxon beispielsweise eingestehen, dass er während der Winterpause des Parlaments auf Hawaii war – während Beiträge auf seiner Facebook-Seite den Eindruck erweckten, als würde er einigen regionalen Gegenden in Neuseeland einen Besuch abstatten.

Härteres Vorgehen gegen Bandenkriminalität

Wenig positive Resonanz erhielt auch seine Bemerkung, er wolle das Land „wie ein Unternehmen“ führen. Ein anderes Mal beschwerte er sich, dass Neuseeland unter den Sozialdemokraten ein „negatives, verregnetes, weinerliches Land“ geworden sei, das nur noch auf sich selbst schaue.

Aufgrund seines Glaubens – Luxon ist evangelikaler Christ – lehnt er zudem das Thema „Abtreibung“ ab, wobei er jedoch betont hat, dass er nichts an den derzeitigen Regelungen ändern würde, die Neuseeländerinnen das Recht zur Abtreibung geben. In einem Radiointerview sagte er einst, dass sein Glaube in der Vergangenheit nie ein Problem gewesen sei. „Ich war kein christlicher CEO, ich war ein CEO, der zufällig ein Christ war, und das Gleiche gilt hier.“

Als Premierminister will er insgesamt härter vorgehen als sein Vorgänger Chris Hipkins. Bereits Mitte Juni 2022 kündigte er an, dass die National Party mit Blick auf Kriminalität stärker durchgreifen möchte und im Falle eines Wahlsieges mehrere Gesetze gegen Gangs einführen werde. So sollen – wenn es nach Luxon geht – Bandenabzeichen im öffentlichen Raum und auf Social-Media-Plattformen künftig verboten werden.

Der Polizei will er Sonderbefugnisse erteilen, um Bandenversammlungen aufzulösen, damit bestimmte Mitglieder nicht so einfach in Kontakt kommen oder an Schusswaffen gelangen können. Für junge Straftäter sollen Militärakademien – eine Art Bootcamp – geschaffen werden, um sie wieder auf den richten Weg zu bringen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false