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Ein Fahrzeug des Roten Kreuzes, in dem vermutlich Geiseln transportiert werden, kommt an der Grenze von Rafah im südlichen Gazastreifen an.

© dpa/Mohammed Talatene

Nach Ankunft der Hamas-Geiseln: Pizza und beruhigende Worte für die traumatisierten Kinder

13 israelische Frauen und Kinder sind wieder in Freiheit. Ein psychologischer Leitfaden für den ersten Kontakt hilft den Soldaten, die sie in Empfang nehmen.

„Ich bin ein Soldat der israelischen Armee und bin hier, um dich nach Hause zu bringen. Du bist in Sicherheit“. So begrüßten israelische Soldaten wohl die erste Gruppe der am Freitag von Hamas freigelassenen Kinder.

Von den genauen Worten der Soldaten, dem Essen, das sie mitbringen, bis zur medizinischen Versorgung war die erste Begegnung nach siebenwöchiger Gefangenschaft sorgfältig geplant. Dazu hatten Experten für Kindesmissbrauch des Haruv-Instituts in Jerusalem einen Leitfaden entwickelt.

Gegen 15.30 Uhr hatten israelische Medien gemeldet, dass die 13 Geiseln in Gaza dem Palästinensischen Roten Kreuz übergeben worden sind. Dieses brachte sie dann über den Grenzübergang Rafah im Süden des Gazastreifens nach Ägypten, wo die israelische Armee sie in Empfang nahm. Die Geiseln werden von der Öffentlichkeit abgeschirmt.

Kinder sollen noch nicht vom Tod der Angehörigen erfahren

Viele der Kinder haben bei dem Überfall der Hamas am 7. Oktober ihre Angehörigen verloren. Aber es ist nicht die Aufgabe der Soldaten, ihnen zu erzählen, was mit ihren Eltern und Geschwistern am 7. Oktober geschah, heißt es in dem Leitfaden weiter. „Wir müssen alles tun, um kein zusätzliches Trauma zu verursachen“, sagt Ajelet Noam-Rosenthal, eine der Autorinnen des Leitfadens.

Neben der ersten medizinischen Versorgung sollten die israelischen Soldaten den Kindern von der Pizza bis zum Hähnchenschnitzel „Lieblingsgerichte“ anbieten.

Zwei früher freigelassene Geiseln hatten berichtet, dass sie in der Gefangenschaft das gleiche Essen wie ihre Bewacher bekommen hatten: zumeist Brot und Käse. Wie die Versorgungslage nach sieben Wochen Krieg und Abriegelung des Gazastreifens für die Geiseln war, ist bisher unbekannt.

Das Abkommen zwischen Hamas und Israel sieht vor, dass während einer viertägigen Waffenruhe insgesamt 50 Geiseln – Kinder und Frauen – im Austausch gegen palästinensische Gefangene freigelassen werden. Die Feuerpause hatte am Freitagmorgen begonnen.

10 thailändische Landarbeiter ebenfalls freigelassen

Zuvor waren bereits 10 thailändische Geiseln unilateral von Hamas freigelassen worden. Das bestätigte die thailändische Regierung. Sie waren nicht Teil des Deals zwischen Israel und Hamas. Damit verbleiben 13 thailändische Arbeiter, die in den Kibbuzen im Süden Israels gearbeitet hatten, in der Gewalt von Hamas.

Um uns zu schützen, bleiben wir pessimistisch, was die Aussicht betrifft, dass meine Schwester Yarden Teil des Deals ist.

Liri Romann, Bruder der 35jährigen Yarden, die am 7. Oktober entführt wurde

Für die Angehörigen der israelischen Geiseln war es ein schwieriges Warten. „Wir sind froh und bewegt darüber, dass es eine Einigung gibt“, hatte Liri Romann, der Bruder der 35-jährigen entführten Yarden, am Vormittag dem Tagesspiegel am Telefon gesagt.

„Wir denken, dass Israel die richtige Entscheidung getroffen hat. Um uns zu schützen, bleiben wir pessimistisch, was die Aussicht betrifft, dass Yarden Teil des Deals sein könnte.“ Er hoffe aber, dass der Deal zu weiteren Freilassungen führen könnte. „Und wir glauben, dass es Yarden stärken wird, zu sehen, dass Geiseln freikommen.“

Nach der Ankunft der von Hamas freigelassenen Geiseln in Israel sollten im Gegenzug die 39 palästinensischen Gefangenen aus dem israelischen Ofer-Gefängnis, das im besetzten Westjordanland liegt, freigelassen werden. Es soll sich um 24 Frauen und 15 Minderjährige handeln, deren Haftstrafen teilweise bald abgelaufen wären.

Die Häftlinge waren aus verschiedenen israelischen Gefängnissen nach Ofer gebracht worden. Unter ihnen ist auch die heute 23-jährige Marah Bakir, die als 16-Jährige nach der Schule einen Polizisten in Jerusalem mit einem Messer angegriffen hatte. Sie wäre regulär bald freigekommen. (mit mae/AFP)

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