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Jewgeni Prigoschin, Chef der russischen Wagner-Gruppe (Archivbild)

© dpa/AP/Uncredited

Update

Russen aus Bachmut „geflohen“: Prigoschin kritisiert erneut ausbleibende Munitionslieferungen

Insgesamt sei überhaupt nur ein Bruchteil der jeweils angefragten Munitionsmenge bewilligt worden, klagt der Wagner-Chef. Außerdem macht er den russischen Truppen Vorwürfe.

| Update:

Die russische Söldnertruppe Wagner hat nach eigenen Angaben die vom russischen Verteidigungsministerium versprochenen Munitionslieferungen für die Front in der Ostukraine noch nicht erhalten.

Insgesamt sei auch nur die Hälfte der angefragten Positionen bewilligt worden und davon nur ein Bruchteil der jeweils angefragten Munitionsmenge, klagte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin in einem Video, das sein Pressedienst am Dienstagvormittag auf Telegram veröffentlichte, während zeitgleich in Moskau die traditionelle Militärparade zum 78. Jahrestag des sowjetischen Sieges über Nazi-Deutschland stattfand.

„Der Tag des Sieges ist der Tag des Sieges unserer Großväter. Wir haben diesen Sieg noch mit keinem Millimeter verdient“, sagte Prigoschin mit Blick auf die Veranstaltung.

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Die Wagner-Söldner kämpfen in dem seit mehr als 14 Monaten andauernden russischen Angriffskrieg um die ostukrainische Stadt Bachmut, der sich zum Schwerpunkt des Kriegs in der Ukraine entwickelt hat. Die Stadt, in der vor dem Krieg gut 70.000 Menschen lebten, ist inzwischen fast völlig zerstört.

Zwar hat die Wagner-Truppe nach eigenen Angaben unter hohen Verlusten inzwischen etwa 95 Prozent des Stadtgebiets unter ihre Kontrolle gebracht, doch ukrainische Verteidiger halten sich weiter im westlichen Teil Bachmuts verschanzt.

Wegen der hohen Verluste und wegen Munitionsmangels drohte Prigoschin vor einigen Tagen dem Kreml mit dem Abzug seiner Einheiten aus Bachmut bis Mittwoch. Kurz darauf erklärte er, dass ihm doch ausreichend Artilleriegeschosse zugesichert worden seien.

Wagner-Chef droht mit Abzug aus Bachmut

Nun klagte er, das Versprechen sei bisher noch nicht eingelöst worden. Der 61-Jährige warnte zudem vor dem Beginn der ukrainischen Gegenoffensive. Seinen Angaben nach bröckelt die Front in Bachmut an den Flanken bereits. Ein paar Tage würden seine Männer aber noch in Bachmut bleiben, kündigte er an. „Wir prügeln uns und dann sehen wir weiter“, sagte er.

„Gestern kam ein Kampfbefehl, der eindeutig besagte, dass das Verlassen unserer Stellungen als Verrat am Vaterland angesehen wird. Das war die Botschaft an uns“, sagte Prigoschin in der mit Schimpfwörtern gespickten Audiobotschaft. „Wenn es keine Munition gibt, dann werden wir unsere Stellungen verlassen.“

Warum ist der Staat nicht in der Lage, sein Land zu verteidigen?

Der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin

„Offensichtlich ist derjenige (der das Vaterland verrät) derjenige, der den Befehl zur Lieferung von zu wenig Munition unterzeichnet hat.“ Prigoschin hat dem Verteidigungsministerium wiederholt vorgeworfen, seine Wagner-Truppe absichtlich mit zu wenig Munition zu versorgen.

Wagner-Chef berichtet von fliehenden russischen Soldaten

Kurz zuvor hatte Prigoschin den russischen Truppen vorgeworfen, inmitten der heftigen Kämpfe um Bachmut aus ihren Stellungen geflohen zu sein.

„Heute ist eine der Einheiten des Verteidigungsministeriums von einer unserer Flanken geflohen“, sagte Prigoschin in einer Video-Botschaft am Dienstag. Der Wagner-Chef prangerte an, dass die russischen Soldaten in Bachmut ihre Positionen verlassen und damit die Front ungesichert zurückgelassen hätten.

Mit harschen Worten stellte Prigoschin zudem die Fähigkeit des russischen Staates infrage, das Land zu verteidigen, während sich die Ukraine auf eine Frühjahrsoffensive vorbereite. „Warum ist der Staat nicht in der Lage, sein Land zu verteidigen?“, fragte Prigoschin in dem im Online-Dienst Telegram veröffentlichten Video und fügte hinzu, dass die Ukraine russische Grenzregionen „erfolgreich“ angreife.

Russische Soldaten würden aus der Armee „fliehen“, weil das Verteidigungsministerium „statt zu kämpfen, die ganze Zeit mit Intrigen beschäftigt“ sei. Ihm zufolge will die russische Militärführung Putin „täuschen“.

Er schickte zudem, drohend klingende Worte nach Moskau. Der Hauptfeind seien nicht nur die ukrainischen Streitkräfte, sondern Bürokraten in Moskau. An einer anderen Stelle sagte er sogar: „Ein glücklicher Opa denkt, dass alles gut ist. Aber was soll das Land tun, wenn sich herausstellt, dass dieser Opa ein völliger Idiot ist.“ Obwohl unklar ist, auf wen konkret sich dieses Zitat bezieht, wurden Spekulationen laut, ob Prigoschin Präsident Wladimir Putin gemeint haben könnte, als dessen Vertrauter er eigentlich gilt. (AFP, dpa)

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