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Die russische Armee hat die Antoniwkabrücke offenbar zerstört, um die Gegenoffensive der Ukraine abzubremsen (Archivbild).

© IMAGO/ZUMA Wire/Celestino Arce Lavin

Update

Strategisch wichtige Achse: Ukrainer überwinden den Fluss Dnipro – und schlagen Russen in die Flucht

Ukrainische Soldaten haben den Fluss bei Cherson überquert und sollen russische Einheiten zum Rückzug gezwungen haben. Das berichten vor allem russische Quellen selbst.

| Update:

In den vergangenen Tagen mehrten sich die Berichte – vor allem von russischer Seite –, dass ukrainische Truppen an das Ostufer des Dnipro im Oblast Cherson vorgedrungen sind. Laut russischen Militärbloggern haben sich ukrainische Soldaten nahe der Antoniwkabrücke nordöstlich von der Gebietshauptstadt Cherson verschanzt und russische Stellungen angegriffen.

Ukrainische Einheiten hätten den Dnipro mit Schnellbooten überquert und hielten sich seit spätestens Ende der vergangenen Woche im Bereich der Brücke auf – unter anderem, um Deckung vor russischen Angriffen zu suchen, schreiben russische Quellen. Dort liegt die Ortschaft Dachi. Demnach dauern die Kämpfe seit Samstag an.

Es gebe für diese Behauptungen zwar „keine visuelle Bestätigung“, schreibt die US-amerikanische Denkfabrik „Institute for the Study of War“ in ihrem neuesten Lagebericht.

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Geolokalisierte Aufnahmen zeigen jedoch, wie ein russischer Radschützenpanzer ukrainische Stellungen am Südende der Antoniwkabrücke in der Ortschaft Dachi unter Beschuss nimmt. Vermutlich mit dem Ziel, dass sich russische Einheiten zurückziehen können.

Ukrainische Aktivität am Dnipro „abnormal erhöht“

Der russische Propagandist Alexander Kots berichtet, dass die russischen Truppen sich sogar schon aus der Ortschaft Dachi zurückgezogen haben. Dies sei der Folge daraus, dass sich die ukrainische Aktivität am Ostufer des Dnipro „abnormal erhöht“ habe. Es habe die Gefahr bestanden, dass die russischen Soldaten in Dachi vom Rest der Truppe abgeschnitten würden.

Mit bis zu 100 Soldaten sollen die Ukrainer bereits an der Ostseite des Dnipro agieren. Trotzdem könnte sich ein Vormarsch an dieser Stelle der Front noch in die Länge ziehen, schreibt der Twitternutzer „Special Kherson Cat“, der behauptet, selbst aus der Stadt Cherson zu stammen.

Unwegsames Gelände am Dnipro

Seinem Bericht nach müssten die ukrainischen Streitkräfte im Gebiet der Antoniwkabrücke nicht nur den etwa einen Kilometer breiten Dnipro überqueren, sondern auch „weitere 3,5 km Sumpfgebiet überwinden“, um festes Land zu erreichen, schreibt der Account. „Die Kontrolle über dieses Sumpfgebiet ist für beide Seiten wichtig.“

Die einzige Straße, die durch das Sumpfgebiet führt, ist die Autobahn M17. Sie führt schnurgerade von der Antoniwkabrücke Richtung Süden. Dort wartet nach etwa drei Kilometern das nächste Hindernis: der Fluss Konka.

Um die Sumpflandschaft hinter sich zu lassen, müssen die ukrainischen Soldaten entweder die einzige Brücke über den Fluss oder das Gewässer selber überqueren. Zudem ist nicht sicher, welche Auswirkungen die Zerstörung des Kachowka-Staudammes auf das Gebiet hatte.

Die strategische Relevanz von Brücken

Auf Twitter mehren sich die Spekulationen, dass die russischen Streitkräfte die Konka-Brücke vermint haben und sie beim Vormarsch der Ukrainer sprengen werden. Gleiches vollzogen die Russen bereits bei der Antoniwkabrücke.

Russische Truppen hätten sie im November zerstört, als die Ukrainer Cherson befreiten, berichtete damals ein Militärblogger. Zuvor war die Brücke bereits durch ukrainische Angriffe deutlich beschädigt worden. Deshalb mussten sogar die russischen Truppen teilweise Fähren nutzen, um von einem Ufer auf das andere überzusetzen.

Bereits vor drei Wochen hatte der ukrainische Militärexperte Ivan Kyrychevskyi von Übungsmanövern berichtet, die die Ukrainer am Dnipro vollzogen. Dazu hatten sie Pontonbrücken und Ausrüstung herbeigeschafft, um eine Überquerung zu simulieren. Spätestens, als mehrere Anti-Minen-Fahrzeuge in die Region entsandt wurden, wusste Russland, dass es auch dort mit einem Angriff rechnen musste.

Ukraine baut Präsenz am Dnipro aus

Russische Quellen berichten, dass sich die Zahl der ukrainischen Streitkräfte am Ostufer des Dnipro kontinuierlich vergrößere und damit auch immer mehr Militärequipment dort ansammele.

Aufgrund der geringen Strecke von nur einem Kilometer, die Schnellboote zurücklegen müssen, sei es fast unmöglich, diese anzuvisieren. Durch elektronische Kriegsführung sei es den russischen Truppen auch nicht möglich, rechtzeitige Drohnenangriffe zu verüben.

Sollte es den Ukrainern gelingen, mit einer Vielzahl von Soldaten am Ostufer des Dnipro vorzurücken, sollten sie gute Chancen haben, die russischen Verteidigungslinien in der Region Saporischschja Richtung Krim unter Druck zu setzen.

Hinter der Brücke über dem Fluss Konka verläuft die Autobahn M17 weiter bis auf die Krim. Auf dieser Strecke haben die Russen aller Voraussicht nach einige Defensivpositionen errichtet.

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