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Großbritanniens Premierminister reist nach Washington - zum ersten Mal seit Amtsantritt.

© REUTERS/LEAH MILLIS

Britischer Premier reist nach Washington: Von Freihandelsabkommen ist keine Rede

Der britische Premier Rishi Sunak trifft am Mittwoch zum offiziellen Antrittsbesuch in Washington ein. Er hofft auf Unterstützung und umwirbt Präsident Joe Biden.

Dass Rishi Sunak die Vereinigten Staaten mag und bewundert, steht außer Zweifel. Der Studienaufenthalt des britischen Premierministers an der Universität Stanford brachte ihm zu Beginn des Jahrhunderts nicht nur den MBA-Abschluss und anschließend hochdotierte Hedgefonds-Jobs ein.

In Kalifornien fand Sunak auch Glück in der Liebe. Mit seiner Frau Akshata Murty besitzt er bis heute eine Villa in Santa Monica, die vielbegehrte Green Card gab der Politiker erst ab, nachdem er Finanzminister geworden war.

Gut sieben Monate nach seiner Amtsübernahme macht Sunak nun ab Mittwoch seinen offiziellen Antrittsbesuch in Washington – nachdem er bereits vier Mal mit US-Präsident Joe Biden zusammengetroffen war, oft aber eher kurz: Bei Bidens Stippvisite in Nordirland vor zwei Monaten hatte der 80-Jährige nur Zeit für einen Kaffee. Das war hart am Rande der Brüskierung eines langjährigen Verbündeten.

Herzlicher Empfang in den Staaten

Biden weist gern auf seine irischen Wurzeln hin, kennt als erfahrener Außenpolitiker aber auch die Bedeutung des global aufgestellten Großbritanniens für den Zusammenhalt des Westens.

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So sollen Londons Regierungschef zwei Ehren erwiesen werden: die Übernachtung im offiziellen Gästehaus des Präsidenten und der erste Wurf bei einem Baseball-Spiel der Washington Nationals am Mittwochabend. Dass sich der begeisterte Cricket-Spieler Sunak dabei ordentlich anstellen wird, gilt als sicher.

Der EU-Austritt Großbritanniens gilt Biden als schwerer strategischer Fehltritt, ja als „geostrategisches Desaster“. Nicht zuletzt auf Druck Washingtons schloss Sunak Ende Februar mit Brüssel den Windsor-Vertrag ab. Das Schriftstück soll vor allem die Handelsprobleme Nordirlands beheben, aber auch die Tür öffnen für eine engere Zusammenarbeit der Brexit-Insel mit dem Kontinent.

Wie die königstreuen Protestanten in Belfast zur Teilnahme an der Allparteien-Regierung bewegt werden können, dürfte bei Sunaks Gesprächen ebenso auf der Agenda stehen wie die Zusammenarbeit in Wirtschafts- und globalen Sicherheitsfragen.

Redeten Sunaks Vorgängerinnen dauernd – und vergeblich – von einem umfassenden Handelsvertrag mit den USA, betont Sunak lieber die Einigkeit in der Sicherheitspolitik. Bereits vor Russlands Invasion lieferte London der Ukraine Waffen, seither lässt Großbritannien ebenso wenig Zweifel an der Unterstützung für Kiew wie die USA.

Innerhalb der Nato steht die Insel mit aufgestockten Verteidigungsausgaben und einsatzbereiten Eingreiftruppen gut da. Unter vier Augen will Sunak erneut für seinen hochangesehenen Verteidigungsminister Ben Wallace als nächsten Nato-Generalsekretär werben.

Ähnliche Haltungen gegenüber China

Auch im Hinblick auf den Umgang mit China sind die Politikansätze ähnlich: Biden hat mehrfach Amerikas Schutzfunktion für Taiwan betont, ohne offiziell von der „One China“-Politik abzugehen.

Sunak hält am deutlich größeren Engagement Großbritanniens im Indo-Pazifik fest; erst kürzlich trat Großbritannien der transpazifischen CPTPP-Vereinbarung bei, ist zudem Partner im Aukus-Sicherheitsbündnis, dessen Kern aus der Belieferung Australiens mit atombetriebenen U-Booten aus amerikanischer Herstellung besteht.

Freundschaftliche Stimmung beim Kaffeetrinken in Belfast im April: US-Präsident Joe Biden und der britische Premier Rishi Sunak.

© REUTERS/Pool

Weil Sunak die Rhetorik gegenüber dem nationalkommunistischen Regime in Peking abgemildert hat, steht er unter dem Druck der China-Falken innerhalb seiner konservativen Partei, angeführt von Ex-Premier Truss.

Deren kürzlicher Besuch in Taiwan dürfte in Londoner Regierungsstuben für Kopfzerbrechen gesorgt haben; Bidens Administration erlebte im vergangenen Jahr mit der Visite der damals noch als Sprecherin des US-Repräsentantenhauses amtierenden Nancy Pelosi eine ähnliche Situation.

Doch dass kann alles nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich London natürlich auch wirtschaftliche Verbesserungen erhofft: Als erster britischer Premier spricht Sunak am Donnerstag beim Business Roundtable mit den Bossen der wichtigsten US-Unternehmen.

Am Rande des Besuchs dürften Milliarden-schwere Investitionsvereinbarungen vereinbart werden. Außerdem will der Brite in Bezug auf Künstliche Intelligenz für eine internationale Forschungseinrichtung sowie eine Aufsicht vergleichbar der Atombehörde IAEA werben.

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