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Soldaten einer separaten Brigade der Territorialen Verteidigung aus Dnipro bereiten in der Region Saporischschja im Südosten der Ukraine Raketen für einen mobilen Partizan-Raketenwerfer vor.

© dpa

Tag 509 der Ukraine-Invasion: Hinter seinem Abwehrbollwerk hat Russland ein massives Problem

Angriff auf die Krim-Brücke, russischer Kampfjet stürzt im Schwarzen Meer ab, Putin verlängert Getreide-Abkommen nicht. Der Überblick zur Ukraine-Invasion.

Eines muss man den Briten lassen: Bei allem Chaos in der Innenpolitik, ihre Hilfe für die Ukraine steht - und sie ist klug und der Situation angemessen, wie zuletzt die Lieferung von Storm-Shadow-Raketen gezeigt hat, denen nun fast täglich russische Munitionsdepots und Kommandostände im ukrainischen Hinterland zum Opfer fallen. Diese Hilfe hat sich auch trotz der Wechsel in und an der Regierungsspitze nicht verändert. 

Einen solchen Wechsel wird es auch demnächst wieder geben. Der amtierende Verteidigungsminister Ben Wallace hat angekündigt, seinen Posten bei der nächsten Kabinettsumbildung zu räumen. Wallace’ Einschätzungen und Aussagen zum Krieg in der Ukraine waren immer hörenswert. Deshalb seien an dieser Stelle noch Aussagen vom Nato-Gipfel in der vergangenen Woche nachgereicht, die in der Berichterstattung weitgehend untergingen. 

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Wallace hatte in seinem Pressebriefing überhaupt keine Sorge, was den vermeintlich langsamen Fortschritt der Ukraine bei der Gegenoffensive betrifft. Zwar habe Russland seine Verteidigungsstrategie verbessert und die Ukrainer müssten sich zu Fuß durch die Minenfelder schlagen und gegen die russischen Stellungen vorgehen. Dabei werden sie auch noch von russischen Drohnen und Artillerie ins Visier genommen. Der ursprüngliche Plan der Ukrainer, mit schnellen Einheiten, auch mithilfe der aus dem Westen gelieferten Panzer, die russischen Linien zu durchbrechen, sei nicht aufgegangen. Und auch auf das neue ukrainische Vorgehen hätten sich die Russen inzwischen eingestellt und die Minenfelder sowohl mit Anti-Panzerminen sowie Anti-Personenminen bestückt, erklärte Wallace. 

Trotzdem hätten sich die ukrainischen Soldaten an einigen Abschnitten der Front inzwischen bis zu 300 Meter an die russischen Verteidigungsstellungen herangekämpft. Und vielleicht seine wichtigste Aussage: Hinter diesen Abwehrstellungen befänden sich kaum noch russische Reserven. Wallace bestätigt damit, was zahlreiche Beobachter in den vergangenen Wochen immer wieder äußerten: Russland hat nicht genug Soldaten, um die weitreichenden Verteidigungsanlagen auch zu besetzen. Ein Durchbruch der Ukrainer könnte demnach sofort größere Geländegewinne nach sich ziehen.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Krim-Brücke „hat sich ‚schlafen‘ gelegt“: Auf die Verbindung zwischen Russland und der besetzten Halbinsel ist ein Angriff verübt worden, wahrscheinlich durch eine Wasserdrohne. In der Folge gab es auf dem Zugang lange Staus, der Zugverkehr läuft aber inzwischen wieder. Berichten zufolge gab es zwei Todesopfer. Mehr hier.
  • Die erste Gruppe ukrainischer Piloten ist startklar, um ein Training an den Kampfjets vom Typ F16 zu absolvieren. Auch das technische Personal wird sich einer Schulung unterziehen. Wo diese stattfindet, ist bisher nicht öffentlich. Mehr hier.
  • Die Ukraine hat bei ihrer Gegenoffensive eigenen Angaben zufolge im Lauf der vergangenen Woche insgesamt 18 Quadratkilometer russisch besetztes Gebiet zurückerobert. Dazu gehörten sieben Quadratkilometer nahe der zerstörten ostukrainischen Stadt Bachmut und weitere elf Quadratkilometer im Süden des Landes, teilte die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Montag im Onlinedienst Telegram mit. Seit Beginn der Gegenoffensive Anfang Juni haben die Streitkräfte Maljar zufolge insgesamt 210 Quadratkilometer zurückgewonnen - 180 davon im Süden und 30 im Osten. Mehr in unserem Liveblog.
  • Ein russischer Su-25-Kampfjet ist Behördenangaben zufolge in einem Gebiet in der Nähe der Ukraine ins Asowsche Meer gestürzt. Der Vorfall habe sich in der Nähe der Stadt Jejsk ereignet, wie die lokalen Behörden in der russischen Region Krasnodar miteilen. Der Pilot habe sich mit dem Schleudersitz retten können und sei aus dem Wasser gezogen worden.
  • Russland will mit dem Westen weiter im Dialog bleiben. Russland wisse, dass die Nato und die USA der Ukraine Geheimdienstinformationen zukommen ließe, sagt der Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow. Das sei aber kein Grund, die diplomatischen Beziehungen abzubrechen. In dringlichen Fälle brauche es Kommunikationskanäle. 
  • Der ukrainische Filmemacher Oleh Senzow ist bei Kämpfen im Süden des Landes nach eigenen Angaben erneut verletzt worden. „Der Bradley(-Panzer) hat uns wieder das Leben gerettet“ schrieb Senzow am Montag auf Facebook. Ein hochgeladenes Foto zeigte den Regisseur, der seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 als Freiwilliger bei der ukrainischen Armee dient, mit blutigen Splitterverletzungen im Gesicht.
  • Die russischen Streitkräfte in der Ukraine leiden nach Einschätzung britischer Militärexperten unter mangelnden Kapazitäten, um ukrainische Artillerie zu lokalisieren. Das geht aus dem täglichen Geheimdienstbericht zum Krieg in der Ukraine des Verteidigungsministeriums in London am Montag hervor. Demnach sind „nur noch eine Handvoll“ der russischen Anti-Artillerie Radar-Einheiten vom Typ „SOOPARK“ in der Ukraine einsatzbereit. 
  • Russland hat am Sonntag per Präsidentendekret die Kontrolle über die Anteile der dänischen Brauerei Carlsberg und des französischen Lebensmittelkonzerns Danone an ihren russischen Tochtergesellschaften übernommen. In einem am Sonntag auf dem offiziellen Justizportal veröffentlichten Dekret von Präsident Wladimir Putin heißt es, der russische Staat werde „vorübergehend“ die Anteile von Danone Russia und der Carlsberg-Filiale Baltika verwalten.

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