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Der Chef der russischen Luftstreitkräfte und Vize-Generalstabschef, Sergej Surowikin (Archivbild)

© dpa/AP/Rusian Defense Ministry Press Service/Uncredited

Ukraine-Invasion Tag 491: Putins Vize-Generalstabschef Surowikin soll Ehrenmitglied bei Wagner gewesen sein

Putin lässt „General Armageddon“ festnehmen, Ukraine rückt bei Bachmut vor, Polen investiert 15 Milliarden Dollar in die Flugabwehr. Der Überblick am Abend.

Aktuell herrscht weitgehend Unklarheit darüber, wie radikal der russische Präsident Wladimir Putin seinen Militär- und Sicherheitsapparat nach dem Wagner-Aufstand säubert. Eine anonyme Quelle aus westlichen Geheimdienstkreisen sagte gegenüber der „Financial Times“: „Putin konnte sehen, wer an diesem Tag was getan hat. Und jetzt räumt er auf.“

Das ist wohl ziemlich verniedlichend für die möglichen Konsequenzen, die den Mitwissern und Helfern des aufständischen Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin drohen. 

Dass es enge Verbindungen zwischen Führungsfiguren im Militär und Wagner gab, legt unter anderem auch eine Recherche des oppositionellen russischen Journalistenkollektivs „Dossier“ nahe. 

Demnach war der Chef der russischen Luftstreitkräfte und Vize-Generalstabschef Sergej Surowikin seit 2017 Ehrenmitglied bei Wagner – und mit ihm 30 weitere russische Generäle und Beamte. Surowikins Mitgliedsnummer lautete M-3744. Über die Namen der anderen Mitglieder will Dossier zeitnah berichten.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Russischer General Sergej Surowikin offenbar festgenommen: Der Chef der russischen Luftwaffe und Vize-Chef des Generalstabs soll von den Plänen für den Wagner-Aufstand gewusst haben. Außerdem soll er Ehrenmitglied der Söldnertruppe sein. Der Kreml hatte Bericht über eine Festnahme dementiert. Mehr hier.
  • Stoßrichtung der ukrainischen Gegenoffensive, Russland errichtet Staudamm vor der Stadt Tokmak: Seit dem Bau habe sich der Fluss Tokmakka östlich der Stadt erheblich verbreitert. Die willentliche Überschwemmung ganzer Gebiete ist offenbar Teil der russischen Verteidigungsstrategie. Mehr hier.
  • Putins Bad in der Menge in Dagestan befeuert erneut Doppelgänger-Diskussion: Während der Corona-Pandemie hielt Russlands Präsident Putin selbst bei Staatsbesuchen einen maximalen Abstand. Aufnahmen seines Besuchs in Derbent lassen Beobachter stutzen. Mehr hier.
  • Beim EU-Gipfel gab es keine Einigung über weitreichende Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Österreich und weitere Länder äußerten Bedenken und blockierten entsprechende Zusagen. Mehr hier.
  • Ukrainer nehmen weiteren Ort nahe Bachmut ein: Im Zuge ihrer Gegenoffensive sind die ukrainischen Streitkräfte offenbar im Umland der russisch kontrollierten Stadt Bachmut vorgerückt. Ziel ist mutmaßlich ihre Einkreisung. Mehr hier. 
  • Dem Chef der Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin, wird nach offiziellen Angaben die Finanzierung entzogen, sollten seine Kämpfer keinen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium unterzeichnen, um sich diesem zu unterstellen. Prigoschin habe sich geweigert, entsprechende Verträge zu unterschreiben, sagt der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Parlamentes, Generaloberst Andrej Kartapolow, der Nachrichtenagentur RIA zufolge. Prigoschin sei anschließend mitgeteilt worden, dass seine Söldner nicht mehr in der Ukraine kämpfen würden, berichtet auch Tass. Mehr in unserem Newsblog.
  • Bei seiner Ukraine-Friedensmission hat der päpstliche Sondergesandte Kardinal Matteo Zuppi in Moskau auch Russlands Kinderrechtsbeauftragte Maria Lwowa-Belowa getroffen. Gegen die Kreml-Beauftragte liegt seit März ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag wegen der Verschleppung ukrainischer Kinder vor. „Wir haben humanitäre Fragen in Zusammenhang mit Militäreinsätzen und dem Schutz von Kinderrechten diskutiert“, teilte Lwowa-Belowa am Donnerstag nach dem Treffen via Telegram mit. 
  • Zwei Menschen werden durch russischen Beschuss von Cherson im Süden der Ukraine getötet, teilt Gouverneur Olexandr Prokudin via Telegram mit. Zwei weitere würden mit leichten Verletzungen im Krankenhaus behandelt. Es sei ein Unterstand für Zivilisten getroffen worden. 
  • Litauen hat die Kontrollen an seinen Grenzen zu Russland und Belarus verstärkt. Innenministerin Agne Bilotaite wies am Donnerstag den Grenzschutz des baltischen EU- und Nato-Landes an, die Dokumente und Visa von einreisenden Personen aus den beiden Nachbarländern genauer zu prüfen. Litauen sei zudem bereit, die Staatsgrenze zu schließen, sollte sich die Bedrohungslage in der Region ändern, hieß es einer Mitteilung des Ministeriums. 
  • Wegen ständigen russischen Beschusses hat die ukrainische Armee die Bevölkerung der Grenzkreise im nordöstlichen Gebiet Sumy zur Flucht aufgefordert. „Ich rufe alle dazu auf, bitte flieht, um das eigene Leben zu retten!“, schrieb Generalleutnant Serhij Najew am Donnerstag bei Telegram. Die örtlichen Behörden seien bei der Evakuierung behilflich. Russland setze täglich Raketenwerfer, Artillerie und Gleitbomben in diesem Gebiet ein. 
  • Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sieht durch die Meuterei russischer Wagner-Söldner „Risse“ im russischen System. Es sei aber zu früh, endgültige Schlussfolgerungen zu den Folgen zu ziehen, sagt Stoltenberg vor dem EU-Gipfel in Brüssel. Das Entscheidende sei nun, der Ukraine weitere Hilfe zuzusagen.
  • Polen kauft von den USA nach Angaben des Pentagon moderne US-Luftabwehrsysteme vom Typ Patriot für bis zu 15 Milliarden Dollar (13,7 Milliarden Euro). Die für Rüstungsexporte zuständige US-Behörde DSCA teilte am Mittwoch mit, das Geschäft umfasse bis zu 48 Raketenwerfer und bis zu 644 Raketen sowie Radar und Kontrollkomponenten des Systems.

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