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Ukraine, Bachmut: Ein ukrainischer Soldat startet eine Drohne an der Frontlinie.

© dpa/Libkos

Ukraine-Invasion Tag 635: 30 Sekunden bleiben russischen Soldaten, wenn sie eine Drohne entdecken

US-Verteidigungsminister besucht Kiew, Österreich nutzt weiter russisches Erdgas, russische Behörden fahnden nach Eurovision-Siegerin Jamala. Der Nachrichtenüberblick.

Die Fronten in der Ukraine sind seit Wochen weitgehend festgefahren. Ein größerer Durchbruch der einen oder anderen Seite ist aktuell nicht zu erwarten. Auch, weil die Bodenverhältnisse zunehmend schlechter werden. Im Süden und Osten der Ukraine fiel in den vergangenen Tagen der erste Schnee, die Böden sind aufgeweicht. 

Aber nicht nur das Wetter behindert das Fortkommen von Fahrzeugen oder Soldaten. Auch die Tatsache, dass kaum eine Bewegung an der Front vom Gegner unbemerkt bleibt, trägt dazu bei. Drohnen beider Seiten überwachen fast durchgängig jeden Abschnitt der Front. Überraschungsangriffe – außer bei starkem Wind und Regen, die das Steuern von Drohnen erschweren – sind beinahe unmöglich. 

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Wie sich das vor Ort auswirkt, beschreibt der polnische Militäranalyst Konrad Muzyka in seinem aktuellen Newsletter (Quelle hier). Muzyka ist gerade mit drei weiteren US- und europäischen Militärexperten von einem Ukraine-Besuch zurückgekehrt. Er beschreibt eines seiner Erlebnisse an der Front so: Entdecken ukrainische Drohnen eine russische Einheit nahe der Front, dauert es nur rund 30 Sekunden, bis sie von den Ukrainern unter Mörserbeschuss genommen wird. Dann folgt der Beschuss durch Streumunition nur einige Minuten später. Der Angriff ist damit meist schon vereitelt. Dasselbe gilt aber auch für die ukrainischen Vorstöße. 

Helfen könnte den Ukrainern nur mehr und wirkungsvolleres Gerät, um die russischen Drohnen zu stören oder abzuschießen. An beidem fehlt es. Schlimmer noch: Die Russen haben sich laut den Ukrainern in diesem Bereich selbst in den vergangenen Monaten stark verbessert. Wahrscheinlich ist es, so schreibt Muzyka, dass Drohnen im kommenden Jahr eine noch größere Rolle spielen werden. Hunderttausende der Fluggeräte will die Ukraine 2024 produzieren. Aber weniger zur Überwachung der Frontlinie als für den Angriff auf russische Ziele. Sie könnten auch fehlende Artilleriegeschosse ersetzen. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Russische Behörden fahnden nach Eurovision-Siegerin Jamala: Die russische Polizei fahndet nach Sängerin Jamela, die 2016 den ESC gewonnen hatte. Einen konkreten Vorwurf nennen die Behörden nicht. Naheliegend sind jedoch ihre Äußerungen zum Krieg. Mehr hier.
  • Größter Erfolg seit Monaten? Nach vorläufigen Schätzungen sind die Ukrainer „zwischen drei und acht Kilometer“ tief in russisch besetztes Gebiet am Dnipro-Ufer vorgedrungen. Ob sich die Russen zurückgezogen haben, ist unklar. Mehr hier.
  • Selenskyj entlässt medizinische Leiterin der ukrainischen Streitkräfte: Tetjana Ostaschtschenko war die erste Frau, die das Kommando über die medizinischen Kräfte der ukrainischen Armee innehatte. Zuletzt häuften sich aber offenbar Beschwerden über sie. Mehr hier.
  • Bei russischen Soldaten und ihren Angehörigen wächst nach Einschätzung britischer Experten die Kritik an langen Einsätzen in der Ukraine. Das geht aus dem täglichen Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine hervor. Demnach gingen am 7. November wohl zum ersten Mal seit dem Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 Frauen russischer Soldaten in Moskau aus Protest auf die Straße und forderten die Rotation ihrer Männer vom Einsatz an der Front. Mehr im Newsblog.
  • US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat bei einem Besuch in Kiew die Solidarität seines Landes mit der Ukraine betont. „Ich bin hier, um eine wichtige Botschaft zu überbringen“, schrieb Austin am Montag auf der Online-Plattform X (ehemals Twitter). „Die Vereinigten Staaten werden weiterhin an der Seite der Ukraine in ihrem Kampf für Freiheit gegen die russischen Aggressoren stehen, heute und in der Zukunft.“ In der ukrainischen Hauptstadt kam Austin unter anderem auch mit Präsident Wolodymyr Selenskyj zusammen.
  • Nach der Schließung von vier finnischen Grenzübergängen haben sich illegale Grenzübertritte aus Russland in Richtung Norden verlagert. Am Grenzübergang Vartius würden jetzt zusätzliche Sperren errichtet, um die Sicherheit zu gewährleisten, teilte der Grenzschutz am Montag mit. Am Sonntag stellten nach Angaben des Grenzschutzes 16 Menschen in Vartius einen Asylantrag, nachdem es am Samstag 67 waren. Aus dem Südosten meldete er am Sonntag dagegen keine Asylbewerber mehr.
  • Die Ukraine und Russland haben erneut die sterblichen Überreste von Soldaten ausgetauscht. Der ukrainischen Seite seien die Leichen von 94 ukrainischen Soldaten übergeben worden, teilte der Kiewer Koordinationsstab für die Belange von Kriegsgefangenen am Montag bei Telegram mit. Der Austausch sei unter Vermittlung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz zustande gekommen. Wie viele Leichen die russische Seite erhielt und wo der Austausch stattfand, wurde nicht mitgeteilt.
  • Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben an der fast 100 Kilometer langen Front im Osten und Süden erneut Dutzende russischer Angriffe abgewehrt. Der Lagebericht des Generalstabs in Kiew von Montagmorgen verzeichnete für Sonntag 46 russische Sturmangriffe. Sie seien alle zurückgeschlagen worden, hieß es. Schwerpunkte seien die Städte Marjinka (16 russische Angriffe) und Awdijiwka (12 Angriffe) nahe der russisch kontrollierten Donbass-Hauptstadt Donezk gewesen.
  • Im zweiten Jahr des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine bezieht Österreich noch immer einen Großteil seines Gases aus Russland. Laut Daten der österreichischen Energie-Regulierungsbehörde E-Control liegt der russische Anteil an importiertem Erdgas dieses Jahr bei durchschnittlich 60 Prozent. Im September waren es sogar 80 Prozent – etwa so hoch wie zu Kriegsbeginn.

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