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Bei einem Hubschrauberabsturz kommen der ukrainische Innenminister und mindestens 17 weitere Menschen ums Leben.

© dpa/Daniel Cole

Update

Mindestens 14 Tote bei Unglück nahe Kiew: Ukrainischer Innenminister stirbt bei Hubschrauberabsturz

Die Ursache ist bisher unklar, die Untersuchungen in der Stadt Browary laufen. Unter den Toten sind auch mehrere Kinder, der Vize-Innenminister und ein Staatssekretär.

| Update:

Bei einem Hubschrauberabsturz in der ukrainischen Stadt Browary nahe der Hauptstadt Kiew sind nach Polizeiangaben der ukrainische Innenminister Denys Monastyrskyj und sein Vize ums Leben gekommen. Der Hubschrauber stürzte in der Nähe eines Kindergartens und eines Wohngebäudes ab.

Die Absturzursache war zunächst unklar. Laut dem Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, handelte es sich um einen Hubschrauber des Typs Airbus H225, der von Frankreich an die Ukraine geliefert wurde. Die Piloten seien für schwierige Missionen ausgebildet gewesen und hätten die notwendige Anzahl an Flugstunden gehabt. Eine Kommission werde die Ursachen untersuchen.

„Das wird nicht nur ein bis zwei Tage dauern, denn die Untersuchung einer Flugkatastrophe braucht eine gewisse Zeit“, sagte Ihnat. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) hatte 2016 gegen den H225 wegen Sicherheitsbedenken ein vorläufiges Flugverbot verhängt. Schon das Vorgänger-Modell AS332 war in mehrere Flugunfälle verwickelt.

Fünf Ursachen für den Absturz würden derzeit geprüft, heißt es von ukrainischer Seite:

  • Technische Fehlfunktion
  • Menschliches Versagen
  • Schlechtes Wetter
  • Ein absichtliches Manöver, um den Hubschrauber zum Absturz zu bringen
  • Ein terroristischer Anschlag

Die Ermittlungen und Untersuchungen könnten Wochen dauern, glauben ukrainische Offzielle. Aus dem Präsidentenbüro hieß es, die Führungsriege des Innenministeriums sei auf dem Weg zu einem der Frontabschnitte gewesen.

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Oleksii Kuleba, Kiewer Regionalgouverneur, schrieb auf seinem Telegramkanal, dass mittlerweile von 18 Toten ausgegangen wird. Davon seien drei Kinder, wahrscheinlich aus dem Kindergarten. Später wurde die Zahl der Toten auf 14 korrigiert.

Ein Nothelfer steht in dem Kindergarten an der Absturzstelle eines Hubschraubers.

© dpa/Daniel Cole

Neun der Toten sollen sich an Bord des Hubschraubers befunden haben. Dem Polizeichef Ihor Klymenko zufolge seien unter den Toten auch der Vize-Innenminister Jehwhenij Jenin und der Staatssekretär Yuriy Lubkowich. Wenige Stunden nach dem Absturz teilte Ministerpräsident Denys Schmyhal mit, dass Polizeichef Ihor Klymenko die Aufgaben des Innenministers übernehmen werde. Er sei zum Vize-Innenminister ernannt worden, werde in dieser Funktion aber die Pflichten des Ministers erfüllen.

Zuerst summte es, als würde etwas fliegen. Wir verstummten und dann hörten wir eine Explosion. 

Eine Augenzeugin gegenüber der Nachrichtenagentur Unian

Eine Kindergärtnerin, die nahe der Unfallstelle arbeitete, schilderte den Absturz der Nachrichtenagentur Unian gegenüber folgendermaßen: „Zuerst summte es, als würde etwas fliegen. Wir verstummten und dann hörten wir eine Explosion. Alle legten sich hin und gingen schnell in Deckung. Wir haben es geschafft, vier Kinder zu evakuieren, ihre Eltern nahmen sie daraufhin wieder mit nach Hause.“ Ein Augenzeuge will gesehen haben, dass der Hubschrauber schon in der Luft brannte.

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Staatlichen Angaben zufolge sollen rund 30 weitere Menschen verletzt worden sein, darunter 12 Kinder. Zum Zeitpunkt des Absturzes seien Kinder und Beschäftigte in dem Kindergarten gewesen. „Alle wurden evakuiert.“ Rettungsdienste, Polizei und Feuerwehr arbeiten offiziellen Angaben zufolge an der Absturzstelle.

Der stellvertretende Leiter des Präsidialamtes, Kyrylo Timoschenko kündigte nach dem Absturz einen Ausnahmezustand in der Stadt Browary an.

Monastyrsky war Chef der ukrainischen Polizei sowie der Grenzschutzeinheiten

Als ukrainischer Innenminister stand Monastyrskyj der ukrainischen Polizei, der Nationalgarde und den Grenzschutzeinheiten des Landes vor, zu denen auch Zehntausende von Kämpfern gehören, die im Krieg zum Einsatz kamen, berichtet die „New York Times“. Ein Teil der direkten Befehlsgewalt über die Soldaten sei im Verlaufe des Kriegs jedoch auf die Armee übergegangen.

Selenskyj spricht von „schrecklicher Tragödie“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete den Hubschrauberabsturz bei Kiew als eine „schreckliche Tragödie“, die „unaussprechlichen Schmerz“ auslöse.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und der nun verstorbene Innenminister Denys Monastyrskyj.

© REUTERS / UKRAINIAN PRESIDENTIAL PRESS SERVICE

„Ich habe den Sicherheitsdienst der Ukraine angewiesen, in Zusammenarbeit mit der Nationalen Polizei der Ukraine und anderen autorisierten Stellen alle Umstände des Geschehens herauszufinden“, erklärt Selenskyj. Den Freunden und Familien der Opfer spricht er sein Beileid aus. „In dieser Minute sind drei Kinder gestorben. Der Schmerz ist unbeschreiblich.“

Bundesregierung bietet Hilfe an

Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich bestürzt über den Hubschrauber-Absturz. Der Vorfall zeige erneut den „immensen Tribut“, den die Ukraine in diesem Krieg zahle, schreibt Scholz auf Twitter. „Unsere Gedanken sind an diesem traurigen Tag bei den Angehörigen der Opfer und den Verletzten sowie bei @ZelenskyyUa, der heute seinen Innenminister verloren hat.“

Die Bundesregierung bot der Ukraine Unterstützung bei der Klärung der Ursachen für den Hubschrauber-Absturz an. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) teilte in Berlin mit, sie habe dem ukrainischen Botschafter Oleksii Makeiev in einem Telefonat ein entsprechendes Angebot unterbreitet. In dem Gespräch habe sie auch ihre „tief empfundene Anteilnahme ausgedrückt“, erklärte Faeser. 

Sie habe mit dem Tod des Ministers „einen engen Partner verloren“, erklärte Faeser. „Wir waren seit Kriegsbeginn in gutem, engem Kontakt.“ Sie habe den ukrainischen Minister Denys Monastyrskyj „als tatkräftigen, mutigen, starken, noch jungen Innenminister erlebt, der für all den Mut stand, mit dem die Ukraine sich gegen den barbarischen russischen Krieg wehrt“, erklärte Faeser. Vizeregierungssprecher Wolfgang Büchner äußerte in Berlin die „Bestürzung“ der Bundesregierung über den Absturz und „unser tief empfundenes Beileid“. 

Auch die EU-Spitzen reagierten bestürzt. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach den Familien der Opfer, dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sowie der gesamten Ukraine am Mittwoch ihr tiefes Beileid aus. „Wir trauern mit Ihnen“, schrieb sie auf Twitter.

Ähnlich äußerte sich EU-Ratschef Charles Michel. Monastyrskyj sei ein guter Freund der Europäischen Union gewesen. EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola zeigte sich „untröstlich“. Ihre Gedanken seien bei den Familien und Angehörigen Monastyrskyjs sowie der anderen Opfer.

Auch der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki zeigte sich bestürzt. „Das bestätigt nur, wie gefährlich die Situation in der Ukraine die ganze Zeit über ist“, sagte der Politiker der Agentur PAP zufolge am Mittwoch am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. Zugleich betonte Morawiecki, man wisse noch nicht, ob ein Unfall oder ein Anschlag den Hubschrauberabsturz verursacht habe. (mit Agenturen)

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