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Patriot-Raketenabwehrsystem auf dem Flughafen Sliac in der Slowakei (Symbolbild)

© REUTERS/Radovan Stoklasa

USA planen „Patriot“-Lieferung in die Ukraine: Was die Flugabwehr im Vergleich zu anderen Systemen kann

Berichten zufolge soll die Ukraine „Patriots“ aus den USA erhalten. Ihre Reichweite wäre eine deutliche Verbesserung der Verteidigungsfähigkeit.

Die US-Regierung soll einem Bericht zufolge die Lieferung des Patriot-Flugabwehrsystems in die Ukraine planen. Das Vorhaben müsse aber noch von Verteidigungsminister Lloyd Austin genehmigt werden, berichtete der Sender CNN am Dienstag unter Berufung auf nicht namentlich genannte Regierungsquellen.

Die Pläne könnten noch diese Woche offiziell gemacht werden. Die US-Regierung hatte erst in der vergangenen Woche weitere Militärhilfe in Millionenhöhe zur Verteidigung gegen Russland angekündigt.

Die militärische Unterstützung für Kiew aus den USA beläuft sich auf insgesamt 20 Milliarden Dollar seit Beginn der Amtszeit von US-Präsident Joe Biden Anfang 2021. Offen war CNN zufolge, wie viele Patriot-Batterien der Ukraine geliefert werden sollen.

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Erst Ende November hatte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba vor einem Treffen mit seinen Nato-Kollegen in Bukarest gesagt, Patriots seien angesichts der russischen Angriffe auf die Infrastruktur seines Landes mit „am dringlichsten“.

Damit überraschte Kiew die Verbündeten, die der Lieferung dieses Waffensystems bisher eher zögerlich gegenüberstanden. Bisher hat die Ukraine zur Flugabwehr hauptsächlich sowjetische Systeme im Einsatz, aber auch einige wenige Systeme westlicher Bauart.

Das können die Patriot-Systeme

Das Patriot-System („Phased Array Tracking Radar to Intercept on Target“) dient zur Bekämpfung von Flugzeugen, taktischen ballistischen Raketen und Marschflugkörpern. Die Patriot-Raketenabwehr US-amerikanischer Bauart wird von mehreren Nato-Staaten genutzt – darunter Deutschland.

Die Reichweite der Flugabwehrraketen beträgt nach Angaben der Bundeswehr etwa 68 Kilometer. Das dazugehörige Radar könne bis zu 50 Ziele gleichzeitig beobachten und Abwehrmaßnahmen gegen fünf Ziele starten. Die Startvorrichtung kann bis zu acht Lenkflugkörper tragen.

Verteidigungssysteme Iris und Nasams bereits im Einsatz

Das Patriot-System bietet damit einen entscheidenden Vorteil gegenüber den bisherigen westlichen Lieferungen an Flugabwehrsystemen – die Reichweite. Das aus deutscher Produktion stammende Luftverteidigungssystem Iris-T SLM kann Ziele in 40 Kilometern Entfernung und einer Flughöhe von 20 Kilometern ausschalten.

Kurz nach den neuen Raketenangriffen Russlands auf Dutzende ukrainische Städte hat Deutschland das Flugabwehrsystem Iris-T SLM an das Land übergeben.

© dpa/Wolfgang Kumm

Das Luftverteidigungssystem Iris-T SLM besteht aus einem Ortungsradar, einem Kontrollzentrum, einer Abschussrampe und den dazugehörigen 24 infrarotgesteuerten Raketen. Die Bundesregierung sagte der Ukraine im Sommer 2022 die Lieferung von insgesamt vier Waffensystemen der Bauart zu. Am 11. Oktober wurde ein System übergeben. Die Lieferung der übrigen Einheiten soll 2023 erfolgen.

Ebenfalls von geringerer Reichweite als das Patriot-System ist das Luftabwehrsystem vom Typ Nasams. Das in einer Kooperation zwischen norwegischen und US-amerikanischen Rüstungskonzernen gebaute System hat eine Reichweite von etwa 30 Kilometern. In der Flughöhe unterscheidet es sich kaum zum deutschen System. Die Reichweite des Radars beträgt etwa 120 Kilometer.

Das Nasams-System kann 72 Raketen tragen. Derzeit ist ein solches System in der Ukraine im Einsatz. Die Vereinigten Staaten haben sieben weitere zugesagt.

Sowjetisches System schießt 150 Kilometer weit

Aus Spanien erhielt die Ukraine eine Batterie des Flugabwehrsystems Aspide mit Raketen und vier Flugabwehrraketensysteme des Typs Hawk, teilte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba Anfang Dezember mit. Die Aspide-Raketen haben eine Reichweite von etwa 35 Kilometern. Die Raketen des Flugabwehrsystems Hawk haben eine Reichweite von 25 Kilometern.

Neben den westlichen Luftverteidigungssystemen setzt die Ukraine immer noch auf sowjetische Technik. Darunter Systeme vom Typ Buk und S-300. Die Buk hat eine Reichweite von 30 Kilometern, die S-300 kommt auf bis zu 150 Kilometer, weswegen die russischen Streitkräfte das System auch als Angriffswaffe verwenden sollen. Berichten zufolge geht den ukrainischen Streitkräften aber die Munition für Waffen sowjetischer Bauart aus.

Die Patriots standen zuletzt auch im Mittelpunkt eines Streits zwischen Berlin und Warschau: Nach einem Raketeneinschlag im polnischen Grenzgebiet zur Ukraine Mitte November hatte Deutschland angeboten, den Nato-Partner Polen mit diesem Raketenabwehrsystem zu unterstützen. Warschau regte allerdings an, die Patriot-Batterie an die Ukraine weiterzugeben.

Mit diesem Vorstoß überrumpelte Polen die Bundesregierung. Am Ende einigten sich beide Seiten darauf, dass die Patriots doch in Polen stationiert und nicht an Kiew weitergegeben werden. (mit dpa/AFP)

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