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Der russische Ex-Geheimdienstoffizier Igor Girkin (Archivbild)

© dpa/EPA/Photomig/Uncredited

„Wladimir Wladimirowitsch, halt deine Klappe!“: Ex-FSB-Offizier Girkin greift Kremlchef Putin scharf an

Igor Girkin bemängelt, dass Russland im Kampf gegen die Ukraine schlechter dastehe als noch 2014. Auch neuartige Waffen würden daran nichts ändern.

Der russische Ex-Geheimdienstoffizier Igor Girkin hat seine Kritik an Kremlchef Wladimir Putin intensiviert. In einem Video, das der verurteilte Kriegsverbrecher am Montag veröffentlichte, sagt er: „Wladimir Wladimirowitsch, halt deine Klappe! Sei lieber still!“

In einem fast einstündigen Video nimmt Girkin unter anderem die Erklärung Putins auseinander, warum Russland nicht schon 2014 – nach der Annexion der Krim – einen großflächigen Angriffskrieg auf die Ukraine begonnen habe. Der Twitter-User „wartranslated“ hat daraus einen viereinhalbminütigen Ausschnitt übersetzt.

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In einem am Sonntag im russischen Staatsfernsehen ausgestrahlten Interview hatte der Kremlchef behauptet, dass die russischen Streitkräfte vor neun Jahren schlechter ausgestattet waren. „Wir hatten damals keine Hyperschallwaffen, aber jetzt haben wir sie“, sagte Putin.

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„Blödsinn“, erwidert Girkin. Die Erklärung des Präsidenten sei eine Ausrede. 2014 sei die ukrainische Armee „verrottet und schwach“ gewesen. „Jeder weiß, dass man im Jahr 2014 wahrscheinlich von Charkiw nach Odessa hätte laufen können, ohne einen einzigen Schuss abzugeben.“

Jetzt – neun Jahre später und mit „der hypothetischen Präsenz von Hyperschallwaffen, mit denen der Präsident der Russischen Föderation prahlt“ – sei es nicht nur unmöglich, zu Fuß nach Odessa zu gehen. Die russische Armee sei zudem nicht in der Lage gewesen, in Charkiw einzudringen „oder besser gesagt, dass nicht alle, die eindrangen, es geschafft haben, zu entkommen“.

Girkin bemängelt seltenen Kinschal-Einsatz

Russland setze die Hyperschallwaffen bisher gelegentlich ein, sagte Putin in seinem Interview. Girkin präzisiert und zählt drei Attacken mit den Hyperschallraketen vom Typ Kinschal (Dolch) in den ersten sechs Kriegsmonaten auf. Der Ex-FSB-Offizier bezieht sich dabei auf Medienberichte. Unklar ist, wie viele Raketen des Typs tatsächlich eingesetzt wurden. Allein in der Nacht zum 9. März 2023 sollen laut Kiew sechs Hyperschallraketen auf die Ukraine abgefeuert worden sein.

„Wenn wir sie nicht einsetzen, welche Bedeutung hat sie dann für die Kriegsführung?“, fragt Grikin in seinem Video. „Es gibt keine“, liefert er seine eigene Antwort. „Es stellt sich heraus, dass die Ausrede des Präsidenten, dass es diese Waffen 2014 nicht gab und wir deshalb nicht kämpfen konnten, Blödsinn ist, wir haben sie angeblich jetzt, aber sie hat keinen Einfluss auf den Verlauf des Krieges.“

Putin benehme sich nicht „wie der Präsident eines riesigen historischen Landes mit einer über 1000-jährigen Geschichte, sondern wie eine Art Teppich“, geht Girkin mit dem Kremlchef ins Gericht. Putin solle besser still sein. „Das ist in dieser Situation viel besser, als die dümmsten Ausreden zu murmeln, über die man nur lachen kann.“

Putin solle besser still sein, damit die Russen sich nicht für „dich und dafür, dass unser Land einen solchen Präsidenten hat“, schämen müssten. „Und der Feind sich nicht über dich lustig macht.“

Girkin wegen MH17-Abschuss verurteilt

Girkin gilt als starker Kritiker der russischen Kriegsführung in der Ukraine. Anfang Januar hatte er erklärt, eine Amtsenthebung Putins zu unterstützen. Laut der US-amerikanischen Denkfabrik „Institute for the Study of War“ war das die bislang direkteste Kritik eines ultranationalistischen, russischen Militärbloggers an dem Kremlchef.

In einem längeren satirischen Telegram-Posting, das Girkin vergangene Woche veröffentlichte, erneuerte er seine Kritik. Unter der Überschrift „12 Punkte, wie wir garantiert haben, den Krieg zu verlieren“, nennt er unter anderem das Versäumnis, die Führung des Staates, der Geheimdienste und der Streitkräfte nicht ausgetauscht zu haben.

Girkin, der auch unter dem Pseudonym Igor Strelkow, bekannt ist, führte 2014 den Aufstand der Separatisten im Osten der Ukraine an. Im November 2022 wurde er in den Niederlanden in Abwesenheit zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Laut Urteil hat er die Rakete aus Russland angefordert, die im Jahr 2014 beim Abschuss des Passagierflugzeugs MH17 genutzt wurde.

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