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Tote und Geflüchtete vor dem Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza.

© dpa/Mohammed Talatene

Update

Wunsch des Direktors?: Israels Militär will Einsatz zur Evakuierung von Al-Schifa-Krankenhaus ausweiten

Augenzeugen bestätigten, dass zahlreiche Menschen das Gelände der Klinik in Gaza verließen. Nach palästinensischen Angaben ist es bereits weitgehend evakuiert worden.

| Update:

Das israelische Militär will einen Einsatz zur Evakuierung der größten Klinik im Gazastreifen nach eigenen Angaben ausweiten. Dies geschehe auf Wunsch des Direktors des Schifa-Krankenhauses in Gaza, teilte das Militär am Samstag mit. Die Armee betonte gleichzeitig, zu keinem Zeitpunkt die Evakuierung von Patienten oder medizinischem Personal angeordnet zu haben.

Es gehe darum, weiteren Menschen, die in der Klinik Schutz gesucht hätten, zu ermöglichen, „dies über den sicheren Weg zu tun“. Augenzeugen im Gazastreifen bestätigten der Deutschen Presse-Agentur, dass zahlreiche Menschen das Gelände der Klinik verließen.

Das Militär bot nach eigenen Angaben an, auch die Evakuierung von Patienten zu ermöglichen. Medizinisches Personal werde im Krankenhaus bleiben, um sich um Patienten zu kümmern, die die Klinik nicht verlassen könnten, hieß es weiter. Arabische Medien hatten zuvor berichtet, Israels Armee habe auch Ärzten und Patienten befohlen, die Klinik innerhalb einer Stunde zu verlassen.

Telefonat zwischen Israeli und Klinik-Direktor veröffentlicht

Die Armee veröffentlichte auch einen Mitschnitt, der den Angaben zufolge aus einem Telefonat zwischen einem Vertreter Israels und dem nicht namentlich genannten Direktor der Schifa-Klinik stammte. Darin sagt dieser, medizinische Teams hätten das Krankenhaus verlassen und er habe keine Kontrolle über deren Entscheidung. Letztlich wolle er, dass auch alle Patienten die Klinik verließen. Die Echtheit des Mitschnitts ließ sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Nach palästinensischen Angaben ist das Krankenhaus bereits weitgehend evakuiert worden. In der Klinik befänden sich nur noch 32 Frühgeborene und 126 Verletzte, die sich nicht selbst in Sicherheit bringen könnten, sagte die palästinensische Gesundheitsministerin Mai al-Kaila am Samstag.

Die „zurückgelassenen“ Patienten müssten nun in andere Kliniken verlegt werden, entweder nach Ägypten oder ins Westjordanland, forderte die Ministerin. Nach der Evakuierung seien nur noch fünf Ärzte in dem Krankenhaus verblieben. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge hielten sich vor wenigen Tagen noch 2000 Personen, darunter 600 Patienten, im Krankenhaus auf.

Israelische Soldaten sind seit Tagen in und um die Klinik im Einsatz - ungeachtet internationaler Kritik an dem militärischen Vorgehen in einem Krankenhaus. Israel wirft der islamistischen Hamas vor, das Krankenhaus für terroristische Zwecke zu missbrauchen und unter den Gebäuden eine Kommandozentrale zu betreiben. Hamas bestreitet dies.

Israels Armee brachte eigenen Angaben zufolge gut 6000 Liter Wasser und gut 2300 Kilogramm Lebensmittel in das Schifa-Krankenhaus. In den Gebäuden und auf dem Gelände des Schifa-Krankenhauses hatten nach Beginn des Kriegs Tausende Schutz vor israelischen Bombardements gesucht. Israel ruft die Menschen in Gaza und dem nördlichen Gazastreifen seit Wochen dazu auf, aus Sicherheitsgründen in den Süden des abgeriegelten Küstenstreifens zu fliehen. (dpa)

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