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Seine Vorliebe für Kinderkram, oder das, was nach Kinderkram klingt, sollte nicht täuschen. Wenn Pascal Comelade zur Ukulele greift oder den kleinen Hasen trommeln lässt, beginnt meist große Poesie mit einer ironisch hochgezogenen Augenbraue.

Ein Raunen und Hauchen, ein Schnaufen und Stöhnen erhebt sich, hangelt sich quer durch den Backsteinbau des Carl-Orff-Saals im Münchner Gasteig, weht an unseren Sinnen vorüber, entschwindet, kehrt wieder, verröchelt, erstirbt. Zwei Figuren, vier Stimmen - und eine splitternde, quasi schizophrene Identität des Klangs.

Die Stiftung "Denkmal für die ermordeten Juden Europas" hat in einer Kuratoriumssitzung am Donnerstag über die von dem Architekten Peter Eisenman vorgelegten Entwurfssizzen zur Erweiterung des Holocaust-Mahnmals um einen Ort der Information beraten. Wie der Vorsitzende des Kuratoriums Wolfgang Thierse erklärte, habe sich das Gremium einstimmig für eine unterirdische Ansiedlung des Informationszentrums ausgesprochen.

Von wegen Fehdehandschuh: "Es geht nicht nur um Geld, aber es geht auch um viel Geld", eröffnete Norbert Lammert (CDU/CSU) die Bundestagsdebatte um die Hauptstadtkulturförderung. Schärfere Töne waren an diesem Abend im Plenarsaal unter der Reichstagskuppel kaum zu hören.

Von Christiane Peitz

Michael Ignatieff widmet dem jüdischen Ideenhistoriker eine große BiographieBruno Preisendörfer Nach dem Ende des "Zeitalters der Extreme", wie der undogmatische englische Marxist Eric Hobsbawm die Epoche vom Ersten Weltkrieg bis zum Abschluss des Kalten Krieges genannt hat, ist der Liberalismus zum ersten Mal in seiner Geschichte zum unangefochtenen Leitdiskurs avanciert.Die alten totalitären Feinde - auf der Rechten die faschistische und nationalsozialistische Ideologie, auf der Linken die Ideologie des Sowjetkommunismus und seiner Ableitungsformen - verwandelten sich von Systemkonkurrenten um die Weltherrschaft zu nichts weiter als nostalgischen Sekten.

Das Buch macht gerade Furore, Lesungen der Autorin sind In-Events und den Film mochten die meisten auch: Doris Dörries Roman "Was machen wir jetzt?" (der entsprechende Film heißt: "Erleuchtung garantiert") trifft ganz offensichtlich einen Nerv der Zeit, ist leicht lesbar, hat Menschen zu Helden - Männer wie Frauen -, wie wir sie alle kennen, wie wir sie alle sind.

Nach zehn Jahren Gefängnis ist die wiedergewonnene Freiheit so ungefähr das einzige, was Martin Losada besitzt. Da aber auch die im Franco-Spanien von 1958 eher begrenzt ist für den, der im spanischen Bürgerkrieg, als sich sogar die Familien spalteten, auf der falschen Seite kämpfte, tut er gut daran, das Weite zu suchen.

Der vom Landschaftsverband Rheinland herausgegebene Band Wasser - Wälder - Eisenhämmer wendet sich an Radwanderer mit Interesse an Kultur- und Industriegeschichte, nicht an radelnde Kilometerfresser mit Scheuklappen. Keine geografisch oder verwaltungsmäßig abgezirkelte Region wird hier erfahren.

Christian Nagel, 1961 in München geboren, gilt als einer der einflussreichsten Galeristen seiner Generation. Erste Ausstellungserfahrungen sammelte der kompromißlose Bayer nach dem Kunstgeschichtsstudium 1986 bis 1988 zusammen mit Partner Matthias Buck in den Räumen der Münchner Galerie Christoph Dürr, 1990 eröffnete Nagel in Köln eigene Räume.

Liebe geht durch die Augen - zumindest geschieht dies Kunsthistorikern häufig genug, die das Objekt ihrer Zuneigung zu hoch auf einem Sockel oder zu prunkvoll in einem Rahmen platzieren. Diese Erkenntnis gewinnt jedenfalls Lodewijk Altstad, ein vom Tugendpfad der reinen Lehre abgekommener Nachwuchswissenschaftler, der sich in die Niederungen des Kunsthandels begeben hat und nun im Sumpf von dessen üblen Praktiken unterzugehen droht.

Von Nicola Kuhn

Design, Architektur und Musik als exponierte Orte kultureller Gestaltung verzeichnen schon länger unter dem Stichwort "crossover" Hochkunjunktur im Kunstbetrieb. Jahrzehnte nach der Diskussion um "high" und "low", Hoch- und Populärkunst, rollt eine neue Demokratisierungswelle durch die Galerien und zeitgenössisch orientierten Ausstellungshallen.

Die Mitglieder der Privatinitiative Kunst, kurz PIK, haben sich in Berlin zu einer Diskussionsrunde getroffen. In den Räumen der noch im Bau befindlichen deutschen Kinemathek am Potsdamer Platz stand vor allem die Frage nach einer neu strukturierten, der Situation in der Bundesrepublik angemessenen Kulturpolitik im Vordergrund.

Das Kulturprogramm des Deutschen Pavillons auf der EXPO 2000 versteht sich, wie sein künstlerischer Leiter Peter Baumgardt gestern auf einer Pressekonferenz in Berlin erklärte, als bewusster Gegenpol zu Reizüberflutung und Technikverliebtheit der übrigen Ausstellung. Neben experimentellem Theater und Gegenwartsliteratur steht die zeitgenössische Musik im Vordergrund des sich über fünf Monate erstreckenden Programms, für das der Bund 11 Millionen Mark bereitstellte (Karten-Hotline: 01805 - 09 08 43).

Von Volker Straebel