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Eckart von Hirschhausen ist der Schirmherr des Festivals in der Urania.

© Dominik Butzmann

Comedy for Future Festival: Zieh dich warm an, Klimakatastrophe

Ein Festival will der Klimakrise mit Humor begegnen. In der Urania führt Eckart von Hirschhausen die Nachhaltigkeits-Witzparade an. Ob das gutgeht?

Die Aktivist:innen der „Letzten Generation“ sind für vieles bekannt, aber ganz sicher nicht dafür, gute Laune zu verbreiten. Eher häufen sich ja die verwackelten Videos, die Autofahrer in Rage (guter Name für eine neue Partei!) bei Mixed Martial Arts-Einlagen an der Kreuzung zeigen.

Und weil all die Berichte über „Klima-Kleber“ und Co. allmählich das gesamte Engagement für Klimaschutz in den Strudel aus Boulevardpolemik und „Ticken die noch ganz sauber“-Gebell zu reißen drohen, wird es dringend Zeit für eine Humor-Offensive. Für eine Gegenbewegung, die das Themenfeld Nachhaltigkeit vom Image des Bierernsten und Verbotswütigen befreit und vermittelt, wie viel Spaß ökologisches Bewusstsein machen kann. Klar, eine große Aufgabe. Aber ein lohnendes Zukunftsprojekt!

Unterdessen findet in der Berliner Urania zum zweiten Mal das Comedy for Future Festival statt. Es ist Teil einer Event-Serie, die den 17 Zielen für nachhaltigen Entwicklung der Vereinten Nationen Jux einimpfen will und bereits an Himmelfahrt mit einer „Laughparade“ am Brandenburger Tor gestartet ist (sorry, verpasst).

Auch ein mehrtägiger Kongress mit dem Titel „KLIMA für ALLE“ gehört dazu, ebenso ein „SocialMedia KlimaCamp“ für Schüler:innen aus Berlin und Umgebung, die sich unter anderem an der Aktion „Mit coolen Sprüchen gegen Hitze“ beteiligen können. Sehr vielversprechend! Zieh dich warm an, Klimakatastrophe.

Lernen vom Suppenhuhn

Das Comedy for Future Festival selbst versammelt an fünf Tagen – so die Ankündigung – „rund 40 handverlesene Unterhaltungskünstler:innen“. Handverlesen ist auf jeden Fall besser, als wahllos 40 Menschen von der Straße zu holen, die Witze rund um den Klimawandel machen. Sollte man jedenfalls meinen.

Schirmherr des CFFF ist der Arzt, Buchautor, Podcaster und Humorist Eckart von Hirschhausen, der sich auch auf besinnliche Töne versteht und deswegen zum Auftakt einige Worte über die Endlichkeit des Menschen und das Vorhaben bestimmter Silicon-Valley-Milliardäre verliert, sich für viel Geld einfrieren zu lassen, um in einer besseren Zukunft wieder aufzuwachen.

Mumpitz, Firlefanz. Auftauen und Lebendigmachen, das funktioniere „nicht mal beim Suppenhuhn“, weiß Hirschhausen. Räumt allerdings ein, dass dem ja auch der Kopf fehle. Schon hier wird klar: Unterhaltung und nützliche Informationen zu verbinden, ist eine hohe Kunst.

Mensch, Erde!

Hirschhausen jedenfalls führt als Moderator durch den Eröffnungsabend im sicher zu über fünfzig Prozent gefüllten großen Saal der Urania. Auch die kommenden Tage werden von namhaften Comedy-Größen gehostet (darunter Olaf Schubert, Hazel Brugger oder Masud Akbarzahdeh), die sich im Gegensatz zum Erstgenannten zwar noch nicht als Expert:innen in Sachen Klimaschutz bewiesen haben, sich aber einiges abschauen können.

Mit spielerischer Leichtigkeit macht Hirschhausen vor, wie Nachhaltigkeit geht: Er hat sein Buch „Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben“ zum Signieren und Verkaufen mitgebracht, damit es niemand bei Amazon bestellen muss. Und die Veranstaltung wird zum Zwecke der Zweitverwertung in seinem Podcast „Tage wie diese“ aufgezeichnet. So was nennt man einen grünen Daumen in Sachen Selbstvermarktung.

Ein Hoch auf Pommes

Sieben Herren und eine Dame aus dem Fachbereich Humorarbeit bestreiten den ersten Comedy for Future-Abend, ein erstaunliches Line-up, das vielleicht die Ängste vor einer feministischen Unterwanderung des Klimathemas zerstreuen soll. Immerhin, positiv fällt auf, dass die meisten der Beteiligten sich Mühe geben, in ihren rund 15-minütigen Sets auch irgendwas zu Nachhaltigkeit, Zukunft oder Veganismus zu erzählen.

Wie Patrick Salmen, der mit einem Plädoyer für die Konsensfähigkeit der Pommes Frites einen Brückenschlag zwischen Bratwurst-Aficionados und Pflanzenkostfraktion anbietet. Oder Lisa Feller („Ich bin heute die Frau“), die über kindliche Wokeness und die neue Elterndrohung räsoniert: „Wenn du dein Zimmer nicht aufräumst, lasse ich die ganze Nacht den Kühlschrank offen“.

Man merkt allerdings auch: Es kann anstrengend werden, für die gute Sache zu witzeln. Dafür stehen Kabarettisten alter Schule wie Christoph Sieber, der wie viele Kolleg:innen ein FDP-Bashing betreibt, das beinahe Mitleid mit der Partei weckt. Muss man auch erstmal hinbekommen. Oder Chin Meyer, der sich an Kreuzfahrten und tatsächlich noch mal am Puffmutter-Hit „Layla“ als abendländischem Untergangsfanal abarbeitet. Tja.

Eckart von Hirschhausen hat sich für sein launiges Festival-Entrée ein Bonmot von Karl Valentin geliehen, das als Motto prima zum Klima des Achselzuckens passt, das die gesamte Veranstaltung hervorruft: „Wenn’s regnet, freue ich mich – wenn ich mich nicht freue, regnet’s auch“.

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