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ARCHIV - 03.09.2022, Großbritannien, London: Dave Grohl, Frontman der Foo Fighters, spielt am Schlagzeug auf einer Bühne im Wembley Stadion. Das neue Album der US-Rockband, «But Here We Are», erscheint am 2. Juni. (zu dpa "Die Foo Fighters und ihre musikalische Reise durch die Trauer") Foto: Scarlet Page/Mbc/PA Media/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/SCARLET PAGE

Das neue Album der Foo Fighters: Immer weiter geben und geben

Mit dem neuen Album der Foo Fighters trauert Dave Grohl um seine Mutter und seinen langjährigen Mitstreiter am Schlagzeug. „But Here We Are“ ist dabei das beste Foo-Fighters-Album seit langem geworden.

Der Titel des neuen Foo-Fighters-Albums ist ein Statement: „But Here We Are“. Es fehlt nur das Ausrufezeichen. Das wiederum ersetzen die ersten Songs, die so kraft- und druckvoll rockig und melodiös sind, wie man es von den Foo Fighters seit jeher kennt. Warum also diese Existenzbeteuerung?

Es gab Hinweise, dass Dave Grohl die Band auflösen könnte, nachdem im März vergangenen Jahres ihr Schlagzeuger Taylor Hawkins im Alter von fünfzig Jahren gestorben war. Kurz darauf starb Grohls Mutter, und so stand der Foo-Fighters Mastermind vor der Frage, die ihn vor knapp zwanzig Jahren schon einmal beschäftigt hatte: Wie und ob überhaupt weitermachen, wenn man durch Todesfälle in allernähester Umgebung komplett aus der Bahn geworfen wird und gar nicht weiß, wohin mit der Trauer?

Damals hatte sich Kurt Cobain das Leben genommen, der charismatische Frontmann von Nirvana, und Dave Grohl, der Schlagzeuger der Band, und Bassist Krist Novoselic war keine andere Wahl geblieben, als Nirvana aufzulösen. Während sich Novoselic jedoch aus dem großen Rockbusiness weitestgehend zurückzog, entschied Grohl, eine neue Band zu gründen, mit ihm als Schlagzeuger und Sänger zugleich: die Foo Fighters. Sie hatten zwar den Nirvana-Bonus, ihre Songs reichten jedoch zunächst – geradezu naturgemäß – nicht an die Qualität der von Nirvana heran.

Grohl leistet Trauerarbeit

Doch Grohl spielte sich frei, wechselte nach vorn an Mikro und Gitarre und machte die Karriere, die Kurt Cobain nie machen wollte. Wenn überhaupt Rock, heißt es seitdem, dann Foo-Fighters-Rock. Der entwickelte sich mit den Jahren immer dynamischer, anders als beispielsweise der immer bedächtiger, sämiger werdende Chili-Peppers-Rock. Trotzdem: Die Foo Fighters sind ein Anachronismus, aber ein sympathischer.

Mit „But Here We Are“ zeigt Grohl jetzt dieselbe Reaktion wie seinerzeit: Die beste Trauerarbeit besteht darin weiterzumachen, das hat er sich vermutlich nicht einmal bei den Stones (Charlie Watts) oder Depeche Mode (Andrew Fletcher) abschauen müssen.

Auf dem Album findet sich solider, sinnfreier Stadionrock, wie man ihn von den Foo Fighters kennt, auch Grohls Töchterchen ist kurz dabei. Häufiger als ehedem aber sind die Songs voller Melancholie und Tiefe, was eine neue, vermutlich der Trauer geschuldete Facette Grohls ist: „I’ m hearing voices“ ist das schönste Stück des Albums. Grohl singt von Tränen und Stimmen aus dem Jenseits, „but none of them are you”, flehentlich endend, zu einem sachten Akustikgitarrengeklimper-Outro: „Speak to me, my love“.

Am explizitesten wird Grohl in dem langen, von dramatischen Aufs und Abs beherrschten, ebenfalls sehr schönen Song „Teacher“. „You showed me how to breathe, never showed me how to say goodbye“ heißt es darin. Weitermachen ist das eine, dabei Lockerbleiben das andere. Wie heißt es in einem berühmten Foo-Fighters-Song von 2003: „It´s times like these you learn to live again, it´s times like these you give and give again“. Das ist das Dave-Grohl-Programm, für immer und ewig, ob Rock nun Konjunktur hat oder nicht.

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