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Vor der Wahl einer neuen Führung: Der Rundfunk Berlin-Brandenburg.

© dpa/Monika Skolimowska

Intendantensuche im RBB: Missverständliche Signale

Der Personalrat des RBB schlägt aus Sorge um „ein reguläres Wahlverfahren mit bestmöglicher Bewerberlage“ Alarm. Warum eine Präzisierung des Findungsverfahrens eine Lösung sein könnte.

Eine Kolumne von Kurt Sagatz

Am 16. Juni soll im Rundfunkrat des RBB entschieden werden, wer den Rundfunk Berlin-Brandenburg führt, nachdem unter Leitung der letzten regulären Intendantin Patricia Schlesinger der Sender und der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland in die bis dahin wohl schwerste Vertrauenskrise geraten ist. Eine Krise, die dem Berlin-Brandenburger Sender Einsparungen von über 40 Millionen Euro mit massiven Einschnitten bis ins Programm abverlangt.

Der Job an der Spitze des RBB wird eine Persönlichkeit erfordern, die vor allem dafür Anerkennung erwarten darf, dass sie viel Gegenwind aushält. Doch ob sich unter den fünf bis zehn ernsthaften Bewerbungen ein geeigneter Kandidat mit ausreichendem Format befindet, daran bestehen ernsthafte Zweifel.

Die Sorgen um die Neuausrichtung des RBB haben gegen Ende der zurückliegenden Woche durch eine Erklärung des Personalrates neue Nahrung bekommen. Weil Katrin Vernau, die den RBB interimistisch leitet und in dieser Zeit die alte Geschäftsführung entlassen, mit der Bereinigung der RBB-Finanzen begonnen und eine neue Führungskultur etabliert hat, sich nicht selbst beworben hat, sehen die RBB-Mitarbeiter den Sender erneut „in schwierigem Fahrwasser“.

Ein Verfahren, „das alle geeigneten Kandidat:innen berücksichtigt“

Im Tagesspiegel-Interview hatte Vernau ihre Bereitschaft zur Kandidatur erklärt, unter der Voraussetzung, dass sie dazu gebeten wird. Gefordert wird nun nichts weniger als „ein reguläres Wahlverfahren mit bestmöglicher Bewerberlage, das alle geeigneten Kandidat:innen berücksichtigt“.

Wie der Findungsprozess bislang abgelaufen ist, wäre dies tatsächlich ein kleines Wunder. Nicht, weil bislang vor allem viele „Spaß-Bewerbungen“ eingegangen sind, wie die „B.Z.“ unlängst meinte. Sondern wegen der vielen missverständlichen Signale. Nachdem Katrin Vernau unter anderem in einer Belegschaftsversammlung ihren Willen zur weiteren Begleitung des Reformprozesses betont hatte, spricht vieles dafür, dass dadurch andere potenzielle Interessenten für die RBB-Führungsposten abgeschreckt wurden. Zugleich fehlt bis heute das Signal von Findungskommission und Rundfunkrat, dass man an einer Kandidatin Vernau interessiert ist.

Ohne eine Präzisierung der Bewerbungsvoraussetzungen aber könnte die nächste Krise noch existenzieller ausfallen. Bereits zuvor wurde darüber debattiert, ob der RBB besser dem MDR oder dem NDR zugeschlagen werden sollte. Ohne eine Führung, die sowohl von den Gremien als auch von den Beschäftigten unterstützt wird, könnte es schnell zu einer Neuauflage dieser Diskussion kommen. Und noch einmal wird wohl kein anderer ARD-Sender eine fähige Führungskraft in Feuerwehrfunktion nach Berlin und Brandenburg ziehen lassen.

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