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Louis Klamroth moderiert seit Anfang Januar die ARD-Talkshow „hart aber fair“.

© IMAGO/aal.photo

Update

Klare Haltung bei „hart aber fair“ : Klamroth kann Klima

WDR-Intendant Tom Buhrow verteidigt den Talkshow-Moderator. Am Montag hatte Louis Klamroth gezeigt, dass er trotz Beziehung zu Luisa Neubauer nicht auf das Klimathema verzichten will.

TV-Journalist Louis Klamroth ist in die Schlagzeilen geraten. Ihm wird vorgeworfen, seine Beziehung zu Klimaaktivistin Luisa Neubauer erst kurz vor Antritt der Frank-Plasberg-Nachfolge als Moderator von „hart aber fair“ publik gemacht zu haben.

Der Rundfunkrat des WDR, bei dem der ARD-Polittalk angesiedelt ist, hat sich am Dienstag mit dem Thema beschäftigt. Es geht um einen möglichen Verstoß gegen Compliance-Regeln, weil Klamroth zu dem Zeitpunkt bereits seinen Vertrag unterschrieben hatte, war berichtet worden.

In der Sitzung hat WDR-Intendant Tom Buhrow am Dienstag die Vorwürfe jedoch zurückgewiesen. Es interessiere ihn nicht, mit wem die Protagonisten des WDR-Programms „Tisch und Bett teilen“, sagte Buhrow laut dpa. Ihn interessiere nur, ob jemand zwischen seinen privaten Überzeugungen und der Pflicht zur unabhängigen Berichterstattung unterscheiden könne. Wenn er sich die Sendung von Montagabend anschaue, stelle er fest, dass er diesem professionellen Anspruch voll gerecht geworden sei.

Mit der Sendung haben Klamroth und die Produktion von „hart aber fair“ – die Sendung ist eine Gemeinschaftsproduktion von „Ansager und Schnipselmann“ und klarlogo im Auftrag des WDR – Fakten geschaffen. Am Montagabend lautete der Titel „Letzte Abfahrt – wie verändert die Klimakrise Alltag und Leben“ (hier in der ARD-Mediathek). Mit der Themenwahl wurde klargemacht, dass Klamroth nicht vorhat, diese Debatte in seiner Sendung auszusparen.

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Franca Lehfeldt, Ehefrau von Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Chefreporterin des TV-Senders „Welt“, geht einen anderen Weg. Sie berichtet nicht über die FDP und das Bundesfinanzministerium. Für Louis Klamroth versteht sich von selbst, Luisa Neubauer nicht in seine Sendung einzuladen.

Aber auf das Thema, so viel ist nun klar, wird bei „hart aber fair“ nicht verzichtet. Sehr munter wurde am Montagabend darüber diskutiert, ab welcher Höhe Schneekanonen zur Rettung des Skitourismus eingesetzt werden dürfen, warum Deutschland als eines der letzten Länder der Welt auf ein allgemeines Tempolimit verzichtet und was von bezahltem Klimaaktivismus zu halten ist.

Den Vorwurf einer links-grünen Schlagseite bei der Gästeauswahl wollte „hart aber fair“ von vornherein verhindern. Mit ihren radikalen Positionen zur Durchsetzung der klimapolitischen Forderungen war Aimée van Baalen als Sprecherin der „Letzten Generation“ weitgehend isoliert.

Selbst der ARD-Wetterexperte und Meteorologe Sven Plöger hält wenig davon, anderen Menschen den Protest gegen die deutsche Klimapolitik aufzuzwingen und viel vom Gang durch die Institutionen.

Den Klimawandel und die Notwendigkeit zum Handeln stellten allerdings auch die anderen Teilnehmer nicht infrage. Weder der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Konstantin Kuhle – „der Harz ist auch schön ohne Schnee“ – noch die CDU-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Mittelstandsunion Gitta Connemann oder Hildegard Müller als Präsidentin des Lobby-Verbandes der Automobilindustrie (VDA).

Deutschland als Vorbild für China, Indien, Afrika

Letztere sehen in Tempolimits eine reine Symbolpolitik. Connemann und Müller plädierten stattdessen zur Einhaltung der Klimaziele für die Entwicklung innovativer Technologien. Deutschland solle hier eine Vorbildfunktion übernehmen, um Ländern wie China, Indien, aber auch den aufstrebenden Ökonomien in Afrika zu zeigen, dass Klima und Wachstum kein Widerspruch sein müssen. Alles andere soll der Emissionshandel regeln.

Gemessen am Applaus hatte gleichwohl Aimée van Baalen die meisten Sympathisanten im Publikum mit ihrer Forderung, in der Klimakatastrophe alles umzusetzen, was derzeit möglich und zudem kostenlos ist.

Sie nimmt für sich und die „Letzte Generation“ das Recht auf Widerstand und zivilen Ungehorsam in Anspruch, solange die Bundesregierung die Verfassung breche und die Lebensgrundlage der jungen Menschen verspiele.

Der Parlamentarier Kuhle pocht dagegen auf demokratische Entscheidungen im Bundestag, alles andere führe zu einem Willkürstaat. „Sie treten die Demokratie mit Füßen, denn die braucht Regeln“, hält Connemann der Protestbewegung entgegen.

Moderation von der Seitenlinie

Und was macht Louis Klamroth? Der Moderator verfolgt den Schlagabtausch weitgehend von der Seitenlinie. Nur als sich Wetterexperte Plöger und FDP-Mann Kuhle sowie Klimaaktivistin Baalen und Autolobbyistin Müller zu sehr ineinander verhaken, verlässt er die Beobachterposition zur aktiven Streitschlichtung.

Neue Erkenntnisse hat diese Ausgabe von „hart aber fair“ nicht erbracht. Das war bei einem Dauerbrenner-Thema wie diesem wohl auch nicht zu erwarten.

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Auch über die radikale Protestform – Klamroth lässt sich von Baalen die Herangehensweise der „Letzten Generation“ so demonstrativ ausführlich erläutern, als ob er oder das Publikum davon noch nie gehört hätten – wurde im vergangenen Jahr schon reichlich diskutiert – auch in Talkshows des Ersten.

Das Ziel dieser Sendung schien aber ohnehin der Beweis zu sein: Louis Klamroth ist trotz seiner Beziehung zu „Fridays for Future“-Aktivistin Luisa Neubauer sehr wohl in der Lage, offen und neutral über das Klima diskutieren zu lassen.

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Klamroth hat Aimée van Baalen nicht einmal bei der Aussage widersprochen, die „Fridays for Future“-Bewegung habe nicht ausgereicht, die Politik zur Einhaltung ihrer eigenen Klimaziele zu bewegen. Da wäre es interessant gewesen, was ihr Luisa Neubauer entgegnet hätte.

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