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Und dann war Schluss. Am 29. März 2020 lief die letzte Folge der „Lindenstraße“ mit Marie-Luise Marjan als „Mutter“ Beimer.|

© picture alliance/dpa/Steven Mahner

„Lindenstraße“ wird käuflich: Die Deutschen wollen „Kitchen Sink“

1758 Folgen „Lindenstraße“ sind auf bei ARD Plus kostenpflichtig abrufbar. Bei Netflix läuft derweil „The Crown“.

Eine Kolumne von Joachim Huber

Es geht um nicht weniger als 35 Jahre Fernsehgeschichte. So lange lief die „Lindenstraße“ im Ersten, immer am Sonntagvorabend. 1985 gestartet, lief die letzte Folge 2020. Dazwischen sagenhafte 1758 Folgen um Helga „Mutter“ Beimer, Handlungsort München, Produktionsort Köln. Ausgezeichnet für die „realistische Darstellung des deutschen Alltagslebens“ wurde die Serie für ihre Zuschauer zum Kult, ein Muss. Bis heute leiden nicht wenige unter Trennungsschmerzen.

Alle Folgen bei ARD Plus

Kann ARD Plus helfen? Die kommerzielle Streaming-Plattform bietet für 4,99 Euro monatlich alle Folgen. Seit 16. November wird die erste Staffel gezeigt, jeweils donnerstags gibt es eine weitere. Am 6. Dezember lockt ein Special: 35 Weihnachtsepisoden der „Lindenstraße“. Dass die Beitragszahler, die schon einmal für die serielle Dauerwurst zahlen müssen, hat seine Gründe. Bestimmte Inhalte können in der ARD Mediathek nur zeitlich begrenzt angeboten werden, oft müssen Rechte erneut erworben werden. Auf dieser Plattform waren deswegen immer nur aktuelle Folgen abrufbar gewesen. Derzeit sind dort keine Episoden mehr zu finden.

Da ist es nur recht und billig, dass auf kommerziellem Weg Heilung gesucht wird. Die „Lindenstraße“ geht damit in Konkurrenz mit „The Crown“ auf Netflix.

Natürlich ist das ein bisschen peinlich. Deutsches „Kitchen Sink“-Drama, Spülbecken-Realismus gegen britischen Royalismus, diese Opposition man sich mal vorstellen.

Aber okay, will in Deutschland wirklich irgendeiner Kaiser-und-König-TV? Hierzulande sind Adel und Adeliges nur noch im Hinterhof der Gesellschaft zu finden oder in verirrten und verirrten Gestalten wie Prinz Frédéric von Anhalt, der nur durch Trash-Auftritte zu glänzen wusste.

Vor diesem Hintergrund gewinnt die bewusst glanzlose „Lindenstraße“ neuen Glanz. Ehrliches Durchschnittsfernsehen, nah bei seinem Publikum. Lidl-TV oder Aldi-Fernsehen? Egal, wer dort spart, der kann bei ARD Plus sein Fernsehleben für nur 4,99 Euro aufpolstern.

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