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Miksu und Macloud.

© Stanislav Borowski

Produzenten-Duo Miksu und Macloud: Die Kreuzberger Hitfabrik

Miksu und Macloud gehören zu den erfolgreichsten Produzenten im deutschen Hip-Hop. Nach zwei Nummer-Eins-Singles mit dem Rapper T-Low arbeiten sie nun an einer EP mit ihm. Ein Studiobesuch.

Kopfnickend summen Miksu und Macloud eine kurze, abgehackte Melodie. Sie sind umgeben von braunen Synthesizern, weißen Akustik-Stellwänden und starren auf einen Computerbildschirm. Links neben ihnen zupft der Musiker Barsky die Saiten einer schwarzen E-Gitarre. Er versucht, das Gesumme nachzuspielen. Aus einem grauen Gitarrenverstärker erklingen verschiedene Melodien, bis Macloud sagt: „Der Riff ist cool, ich würde ihn immer bringen in der Hook.“

In ihrem Studio in Berlin-Kreuzberg finalisieren Miksu und Macloud an diesem verregneten Dienstagnachmittag die Single „Verliebt“, die sie vor wenigen Wochen mit dem Rapper T-Low eingespielt haben. Die Musikproduzenten aus Essen, die bürgerlich Joshua Allery und Laurin Auth heißen, nehmen die Gitarren-Melodie mit der Musiksoftware Studio One auf und legen sie auf den Beat des Songs. Ihre Mission: Den Klang des Songs noch etwas abwechslungsreicher zu machen.

Mit T-Low hatten sie die Hits „Sehnsucht“ und „We Made it“

Auf dem Computer-Bildschirm sind bunte Balken zu sehen, die für die Spuren des Songs stehen: der Gesang, Schlagzeug-Rhythmen und die mit Gitarre und Synthesizer eingespielten Melodien. Miksu dreht die Lautstärke einer wuchtigen Basslinie etwas auf und sagt: „Das Arrangement des Songs muss noch knackiger werden.“ Damit meint er die Struktur des Songs. Den Einsatz der einzelnen Instrumente, die Pausen, die Soundeffekte.

Miksu und Macloud tragen schwarze Kapuzenpullover, einfarbige Jogginghosen, weiße Socken und Hausschuhe. Mit ihren Füßen tippeln sie im Takt, aus den Lautsprechern ertönt die Stimme von T-Low: „Sie ist verliebt / Sie guckt auf mein Shirt und sieht / Ich trage Designer aus I – Ta – Ly.“

In den ersten Sekunden des Songs ist der Vocal-Tag der beiden Produzenten zu hören – ein kurzer Soundschnipsel, der ihren Namen ankündigt. Das von der Rapperin Loredana eingesprochene Markenzeichen des Duos prädestiniert Songs dafür, an die Spitze der Charts zu klettern. Die ersten gemeinsamen Projekte von den Produzenten und T-Low – die Singles „Sehnsucht“ und „We Made It“ – gehören mit über 60 Millionen Aufrufen zu den meistgestreamten deutschen Songs auf Spotify in diesem Jahr.

„Die Kollaboration hat ultra gefruchtet“, sagt Macloud. Innerhalb von drei Tagen seien die beiden Singles „im Kasten“ gewesen. Die neue Single „Verliebt“ wird am 21. Oktober erscheinen, eine EP mit acht Songs soll im Frühling folgen.

Insgesamt haben Miksu und Macloud über 500 Songs produziert und gehören zu den gefragtesten deutschen Musikproduzent:innen. Sie arbeiten mit Hip-Hop-Urgesteinen wie Sido zusammen, aber auch mit jungen Nachwuchskünstlern wie T-Low. „Hauptsache, die Künstler haben etwas, das uns catcht“, sagt Miksu. Das könnten die Stimme und Songtexte sein, aber auch die Ausstrahlung der Künstler:innen.

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Mehrere kleine Auszeichnungen für Nummer-1-Platzierungen und goldene Schallplatten zieren die Wände und Möbel des Studios. Über einer senffarbenen Couch hängt eine weiße Leinwand, auf der sich unter anderem Cro, Apache 207, Nina Chuba und Makko mit schwarzen Graffiti-ähnlichen Schriftzügen bei Studiobesuchen verewigt haben.

Viele der dabei entstanden Projekte sind sehr erfolgreich. Die Single „Nachts wach“ mit dem Berliner Rapper Makko erschien Ende August und hat bereits knapp 50 Millionen Aufrufe bei Spotify. Wiederzuerkennen sind die Songs von Miksu und Macloud an Beatwechseln, einprägsamen Gitarren-Melodien und wummernden Drops, die an Rhythmen aus der House-Musik erinnern.

Miksu (Mitte) und Macloud (rechts) bei der Arbeit in ihrem Studio.
Miksu (Mitte) und Macloud (rechts) bei der Arbeit in ihrem Studio.

© Stanislav Borowski

Die Musiker scheinen die Hit-Formel gefunden zu haben: Hip-Hop, die derzeit beliebteste Musikrichtung der Welt, verfeinert mit mainstreamfähigen Einflüssen aus dem Pop- und Elektrobereich.

„95 Prozent unserer Songs entstehen bei Sessions in unserem Studio“, sagt Miksu. Dort hätten sie am meisten Einfluss auf die Musik. Pro Studiobesuch entstehe in der Regel ein Song. Wie produktiv sie sind, zeigt ihre Diskografie: In den vergangenen zwei Jahren veröffentlichten sie ihr erstes Album „Futura“, auf dem Rapper:innen wie Bausa, Haiyti und Capital Bra vertreten sind, und über 15 Singles.

5000
Zahl der von Miksu und Macloud produzierten Song

Auf YouTube ist in einem Video dokumentiert, wie sie innerhalb von knapp zwei Stunden mit T-Low den Song „Xanax doin Damage 2“ aufnehmen. Hits wie am Fließband.

Die „Sessions“ beschreiben Miksu und Macloud wie folgt: „Als erstes spielen wir mit einem Keyboard oder einer Gitarre eine Melodie ein.“ Danach würden sie diese mit Schlagzeugrhythmen, einer Basslinie und Soundeffekten komplementieren. Die Produzenten komponieren, helfen beim Texten, nehmen die Songs auf und mischen sie ab. Sie sind das Bindeglied zwischen der Technik im Studio und den Künstler:innen.

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„Beim Recorden achten wir auf die Qualität der Aufnahme und dass die Gesangsmelodie zum Beat passt“, sagt Macloud. Damit sie den Künstler:innen bei den Aufnahmen direkt ein Feedback geben können, steht das Mikrofon mitten im Studio auf einem roten Teppich. Früher hatten sie deutlich weniger Einfluss. „Wir schickten unsere Beats bei Facebook als MP3-Datei an Rapper und hofften, dass sie uns antworten“, sagt Macloud. „Heute melden sich Rapper bei uns und wollen unseren Vocal-Tag auf ihren Songs haben.“

Die ersten Songs nahmen sie 2011 in ihrer Heimatstadt Essen auf – damals noch als Solokünstler. Miksu startete seine Karriere unter dem Namen Joshimixu und produzierte Songs wie „Kontrolle/Schlaf“ für Caspers Erfolgsalbum „XOXO“. Neben weiteren Hip-Hop-Projekten mit Sido und Farid Bang arbeitete er auch mit Schlager-Star Howard Carpendale und Pop-Sänger Mike Singer zusammen.

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„Musikalisch sind wir verschiedenen Genres und Künstlern sehr offen, wir können auch poppige Musik“, sagt Macloud, der früher selbst rappte und Künstler wie Ufo361 und Fard produzierte. Miksu und Macloud arbeiten seit 2016 zusammen, mittlerweile bezeichnen sie sich als Team.

Vor anderthalb Jahren gründeten die Essener das Label „Futura“, über das sie bald Musiker:innen unter Vertrag nehmen wollen, und zogen nach Berlin. Macloud sagt: „Die Hip-Hop-Szene der Hauptstadt blüht zurzeit wieder auf.“ Ein Beispiel dafür seien junge Rapper wie Makko und seine Hip-Hop-Crew, die Boloboys.

Miksu und Macloud haben bereits viele ihrer musikalischen Ziele erreicht. Eines haben sie aber noch: „Wir haben mega Bock, Live-Konzerte zu spielen“, sagt Macloud. Es sei allerdings eine große Herausforderung, die vielen Musiker:innen ihrer Songs an einen Ort zu bekommen. „Vielleicht klappt das in den nächsten Jahren auf einem Hip-Hop-Festival wie dem Frauenfeld Open Air oder dem Splash“, sagt Miksu. „Das wäre ein geiler Step.“

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