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Spaß an der intensiven Betrachtung: Ausstellungsintervention „Käthe Kollwitz und der Simplicissimus“.

© Käthe-Kollwitz-Museum Berlin

Slow Art im Käthe-Kollwitz-Museum: Satire langsam einsickern lassen

Hinschauen, wegschauen und schnell weiter. Wie viel mehr hat man eigentlich von der Kunst, wenn man sich auf weniges konzentriert?

Eine Kolumne von Birgit Rieger

Eigentlich absurd, dass wir durch Museen gehen und dort – Achtung! – im Durchschnitt elf Sekunden vor großen Meisterwerken verbringen. Andererseits nachvollziehbar: Fürs oftmals teure Eintrittsgeld möchte man auch viel sehen.

Die elf Sekunden stammen aus einer Studie der Friedrichshafener Zeppelin-Universität, die gut zehn Jahre alt ist. Wahrscheinlich hat sich die Aufmerksamkeitsspanne in der Zwischenzeit sogar noch verkleinert. Zieht man die Zeit ab, die man das Kunstwerk nicht direkt, sondern durch die Handykamera betrachtet, bleiben wahrscheinlich nur wenige Sekunden.

Weniger ist mehr

Aber natürlich gibt es auch im Ausstellungsbetrieb eine Gegenbewegung zum schnellen Wegbingen der Kunst. Die Slow-Art-Bewegung setzt auf intensives Schauen und Mut zur Lücke. Wie Sie persönlich damit klarkommen, in einer Ausstellung nicht alles zu sehen, können Sie zum Beispiel im Käthe-Kollwitz-Museum ausprobieren. Dort werden regelmäßig Slow-Art-Führungen angeboten (nächster Termin Do 7.12., 18 Uhr, Anmeldung erwünscht unter bildung@kaethe-kollwitz.de, Spandauer Damm 10). Während dieser Führungen konzentriert man sich auf einige wenige Zeichnungen der Künstlerin, diese werden intensiv betrachtet und besprochen – der Rest absichtsvoll verpasst.

Im Herbst 2022 ist das Käthe-Kollwitz-Museum von einer alten Villa in der Fasanenstraße in den ehemaligen Theatersaal im Schloss Charlottenburg gezogen. Bis auch die obere Etage voll genutzt werden kann, organisiert das Museum sogenannte „Interventionen“ mitten in der Dauerausstellung, bei denen zeitweise besondere Kollwitz-Blätter aus privaten Sammlungen hinzugeholt werden.

Die dritte Intervention zeigt Zeichnungen, die Käthe Kollwitz zwischen 1908 und 1924 für das Münchner Satiremagazin „Simplicissimus“ gezeichnet hat – 16 waren es insgesamt. Kollwitz bringt Situationen fantastisch auf den Punkt, da lohnt das genaue Hinschauen. Alles Weitere machen Sie dann einfach beim nächsten Besuch.

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