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Sixto Rodriguez

© IMAGO/TT/IMAGO/Henrik Montgomery / TT

Nachruf auf Sixto Rodriguez: Der späte Ruhm des Zuckermanns

Der Soulsänger Sixto Rodriguez war jahrzehntelang vergessen, bis er durch den Film „Searching for Sugar Man“ wiederentdeckt wurde. Jetzt ist er mit 81 Jahren gestorben.

Sein größter Hit beginnt mit dem schleppenden Rhythmus einer Akustikgitarre und einer heiseren Stimme, die von silbernen Zauberschiffen, falschen Freunden und einer staubigen Straße singt. Im Hintergrund sirren seltsame Synthesizersounds, Bläser setzen ein, und eine Klarinette trötet eine Melodie, die in ein Gershwin-Musical passen könnte. „Sugar Man“ ist eine Ballade, die unverkennbar von Drogenerfahrungen handelt, insbesondere mit „sweet Mary Jane“, Marihuana.

Als Sixto Rodriguez den Song 1970 veröffentlichte, floppte er. Die Karriere des Musikers aus Detroit, den seine Plattenfirma als „mexikanischen Bob Dylan“ aufzubauen versuchte, schien beendet zu sein, bevor sie überhaupt begonnen hatte. Zwei Alben brachte Rodriguez beim kleinen Label Sussex Records heraus, „Cold Fact“ (1970) und „Coming from Reality“ (1971), die Soul, Folk und Rock mit beißender Kritik an den Verhältnissen in den verarmten amerikanischen Innenstädten verbanden. Weil beide Alben sich nur mäßig verkauften, verlor er seinen Plattenvertrag.

Damit schien die Geschichte des Sängers, der 1942 als Sohn mexikanischer Einwanderer zur Welt gekommen war, vorbei zu sein. Er studierte Philosophie, verdiente seinen Lebensunterhalt als Bauarbeiter und bewarb sich erfolglos für einen Sitz im Stadtrat.

Doch seine in den USA verschmähten Lieder fanden auf märchenhafte Weise den Weg nach Südafrika. Dort soll Rodriguez mehr Platten verkauft haben als Elvis Presley, aber weil es sich um Bootlegs handelte, erfuhr er nichts davon.

Der Sänger wurde zum Mythos und Phantom, man hielt ihn für tot. Bis sich zwei südafrikanische Fans auf Spurensuche begaben und ihr Idol in Detroit aufspürten. Der Dokumentarfilm „Searching for Sugar Man“, der von ihrer Suche erzählt, wurde 2013 mit einem Oscar ausgezeichnet. Und wie es sich für ein Märchen gehört, fand Rodriguez’ Karriere doch noch ein spätes Happyend.

Er gab ausverkaufte Konzerte in Südafrika, trat mit Prince auf, gastierte in der New Yorker Carnegie Hall und saß in der Talkshow von David Letterman. Der Soundtrack von „Searching for Sugar Man“ wurde mit einem Grammy geehrt, und seine beiden Platten kamen noch einmal heraus und fanden viele neue Fans.

„Ich bin aus der Musikszene ausgestiegen – nicht aus der Musik, das ist nichts, was man verlässt“, hat er gesagt. Am Dienstag ist Sixto Rodriguez in Detroit gestorben. Er wurde 81 Jahre alt.

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