zum Hauptinhalt
John Fetterman.

© Foto: Reuters/QUINN GLABICKI

Update

Tätowierter Demokrat, schwurbelnde Trump-Anhängerin: Das sind die Gewinner der Midterms – ein Überblick

Der Ausgang der Zwischenwahlen ist noch unklar. Fest steht aber: Die Demokraten konnten sich besser behaupten als vorhergesagt. Ein wichtiger Sieg gelingt ihnen in Pennsylvania.

| Update:

Nach dem Wahltag ist in den USA auch in den frühen Morgenstunden (Ortszeit) noch unklar, welche Partei künftig den Senat und das Repräsentantenhaus in Washington DC kontrolliert. Was allerdings feststeht: Die Demokraten konnten sich besser behaupten, als noch vor den Midterms vorausgesagt (hier können Sie die Midterms in unserem Live-Blog verfolgen).

In vielen hart umkämpften Bundesstaaten wie Georgia, Nevada, Wisconsin und Arizona sind entscheidende Rennen für den Senat noch offen. Demokraten und Republikaner liegen hier Kopf-an-Kopf. Bei den Wahlen für die zweite Kammer des US-Kongresses, dem Repräsentantenhaus, liegen die Republikaner deutlich vorn. Entschieden ist aber auch hier nicht, wer am Ende die Mehrheit hat. Auch viele Gouverneursposten wurden neu vergeben.

In Pennsylvania allerdings konnten die Demokraten den Senatssitz von den Republikanern zurückerobern. Das sind die bemerkenswertesten Gewinner:innen der Midterms – auf beiden Seiten des politischen Spektrums:


Gewinner in Pennsylvania: John Fetterman

John Fetterman begrüßt auf dem Weg zu seinem Wahllokal eine Wählerin.

© Foto: AFP/Getty Images/JEFF SWENSEN

Mit dem Sieg des Zwei-Meter-Mannes Fetterman haben die Demokraten den Senatsposten des Swing-States Pennsylvania für sich erobern können. Der ehemalige Footballspieler ist Vizegouverneur seines Heimatstaates. Mit seinem Auftreten und seinen vielen Tätowierungen galt er unter den Demokraten als ungewöhnlicher Kandidat.

Vor wenigen Monaten erlitt der 53-Jährige zudem einen Schlaganfall, der seinen Wahlkampf fast hätte scheitern lassen. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, kommentierte Fetterman seinen Sieg gegen seinen republikanischen Konkurrenten Mehmet Oz in einer kurzen Ansprache. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir diese roten Bezirke auf blau drehen würden.“ Rot ist in den USA traditionell die Parteifarbe der Republikaner, Blau die der Demokraten.


Gewinnerin in Arkansas: Sarah Huckabee Sanders

Sarah Huckabee Sanders, gewählte Gouverneurin von Arkansas, spricht während ihrer Wahlparty.

© Foto: dpa/AP/Will Newton

Die frühere Sprecherin von Ex-Präsident Donald Trump sicherte den Republikanern den Gouverneursposten von Arkansas. Sarah Huckabee Sanders erhielt mehr als 60 Prozent der Stimmen in dem südlichen US-Bundesstaat.

Ihr ehemaliger Chef unterstütze die 40-Jährige im Wahlkampf. In ihrer Zeit im Weißen Haus wurde ihr mehrfach vorgeworfen, falsche oder irreführende Stellungnahmen zu verbreiten.


Gewinner in Florida: Ron DeSantis

Floridas Gouverneur Ron DeSantis hält eine Siegesrede nach seinem Sieg über den demokratischen Gouverneurskandidaten Charlie Crist.

© Foto: AFP/Getty Images/Octavio Jones

Floridas republikanischer Gouverneur Ron DeSantis konnte seinen Posten verteidigen. Der 44-jährige Amtsinhaber gewann mit einem deutlichen Vorsprung vor seinem demokratischen Herausforderer Charlie Crist.

In seiner ersten Amtszeit hat DeSantis unter anderem Abtreibungen nach der 15. Schwangerschaftswoche verboten – ohne Ausnahmen bei Vergewaltigung oder Inzest. Lange will DeSantis jedoch nicht Gouverneur des „Sunshine State“ bleiben. Der Republikaner hat Ambitionen auf das Präsidentenamt.

DeSantis will sich für die Wahl 2024 als Kandidat der republikanischen Partei aufstellen lassen – und wäre damit direkter Konkurrent des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump in den Vorwahlen. Trump liebäugelt schon länger mit einer erneuten Kandidatur, hat sich aber öffentlich noch nicht dazu bekannt.

Trotz der direkten Konkurrenz der beiden Männer habe Trump für DeSantis gestimmt, sagte er vor einem Wahllokal nahe seines Anwesens Mar-a-Lago. Gleichzeitig drohte Trump dem möglichen künftigen Rivalen: „Ich weiß mehr über ihn als jeder andere – außer vielleicht seine Frau.“


Gewinnerin in Massachusetts: Maura Healey

Maura Healey, gewählte Gouverneurin von Massachusetts, spricht während einer Wahlparty der Demokraten.

© Foto: dpa/AP/Michael Dwyer

Mit Maura Healey haben die Wähler:innen in Massachusetts zum ersten Mal in der Geschichte des Bundesstaates eine Frau zur Gouverneurin gewählt. Die 51-jährige Demokratin ist zudem die erste offen lesbische Gouverneurin der Vereinigten Staaten.

Healey setzte sich gegen den Republikaner Geoff Diehl durch, der sich unter anderem als Unterstützer von Impfgegnern einen Namen gemacht hat und von Ex-Präsident Trump unterstützt wurde. Bislang wurde der Bundesstaat im Nordosten der USA von dem moderaten Republikaner Charlie Baker regiert, der sich nicht um eine weitere Amtszeit beworben hat.


Gewinner in Georgia: Brian Kemp

Der republikanische Gouverneur von Georgia Brian Kemp wendet sich nach seiner Wiederwahl an seine Anhänger.

© Foto: AFP/Getty Images/Megan Varner

Der republikanische Amtsinhaber konnte seinen Posten als Gouverneur in Georgia verteidigen. Er hatte 2020 dem Wunsch Trumps widersprochen, in seinem Bundesstaat das Wahlergebnis der Präsidentschaftswahl zu kippen.

Georgia ging damals mit einer knappen Mehrheit an Joe Biden. Trotz seiner Abneigung gegen den republikanischen Parteikollegen rief der ehemalige US-Präsident seine Anhänger:innen am Tag vor den Midterms auf, für den 59-Jährigen zu stimmen.


Gewinnerin in New York: Alexandria Ocasio-Cortez

Die US-Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez besucht eine Wahlkampfveranstaltung (Archivbild).

© Foto: AFP/Yuki Iwamura

Die 33-jährige New Yorkerin konnte ihren Sitz im US-Repräsentantenhaus verteidigen. Alexandria Ocasio-Cortez erreichte mehr als 70 Prozent der abgegebenen Stimmen. Zusammen mit anderen jungen Politiker:innen bildet sie „The Squad“. Die kleine Gruppe ist für ihre linken Positionen bekannt – und konnte sich vollständig gegen ihre republikanischen Herausforderer durchsetzen.

Die Abgeordneten setzen sich unter anderem für einen besseren Krankenversicherungsschutz sowie für den „Green New Deal“ für mehr erneuerbare Energien ein. Die Republikaner attackieren sie als „radikale Linke“, die den Sozialismus nach Amerika bringen wollten.


Gewinner in Ohio: J.D. Vance

Der republikanische Kandidat für den US-Senat in Ohio, J.D. Vance, feiert seinen Sieg im Rennen um den US-Senat mit seiner Frau Usha an seiner Seite.

© Foto: REUTERS/Gaelen Morse

Der Republikaner, der zuvor als Kapitalmanager und Bestseller-Autor („Hillbilly Elegy“) erfolgreich war, ist ein Protegé des ehemaligen US-Präsidenten. Donald Trump unterstütze ihn im Wahlkampf im Bundesstaate Ohio tatkräftig. Mit seinem Sieg bei den Midterms konnte der 38-jährige Vance einen Sitz der Republikaner im Senat verteidigen, der bisherige Amtsinhaber war nicht mehr angetreten.

Im Wahlkampf – der unter anderem von Milliardär Peter Thiel finanziert wurde, für den Vance früher gearbeitet hat – wiederholte er Trumps Behauptungen über Fälschungen bei den Präsidentschaftswahlen 2020. Zudem hat sich Vance beim Abtreibungsverbot gegen Ausnahmen bei Inzest oder Vergewaltigung ausgesprochen: „Zweimal falsch ergibt nicht einmal richtig.“ Im April warf er Joe Biden vor, Republikaner gezielt töten zu wollen, berichtet die „Washington Post“.


Gewinnerin in New York: Kathy Hochul

Hochul wurde als erste Frau zur Gouverneurin von New York gewählt.

© Foto: IMAGO/ZUMA Wire/Brian Branch Price

Die Demokratin Kathy Hochul hat Prognosen zufolge die Gouverneurswahl im US-Bundesstaat New York gewonnen. Die 64-jährige Hochul war in dem Staat mit knapp 20 Millionen Menschen nach Vorhersagen der TV-Sender NBC und ABC siegreich gegen den Republikaner Lee Zeldin.

Dieser hatte in den vergangenen Wochen in Umfragen aufgeholt. Hochul war im vergangenen Jahr nach dem Rücktritt des von Skandalen geplagten Andrew Cuomo ins Amt gekommen. Zuvor war sie dessen Vize-Gouverneurin. Sie ist die erste Gouverneurin New Yorks.


Gewinner in Oklahoma: Markwayne Mullin

Mit Mullin zieht nach langer Zeit wieder ein Cherokee für Oklahoma in den US-Senat ein.

© Foto: REUTERS/U.S House of Representatives

Mullin zieht für Oklahoma in den US-Senat ein. Der 45-jährige Republikaner ist Landwirt, Unternehmer, Kampfsportler und Mitglied der Cherokee Nation, er vertrat seit 2013den Bundesstaat Oklahoma im US-Repräsentantenhaus. Mit seiner Wahl sitzt nach mehr als 20 Jahren wieder ein Indigener dieses Volkes für Oklahoma im US-Senat.

Während des Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 halfen Mullin und andere Abgeordnete der Polizei des Kapitols, Barrikaden zu errichten und die Türen zum Plenarsaal vor den Randalierern zu schützen. Er verteidigte später auch den tödlichen Schuss eines Polizisten auf eine Trump-Anhängerin. Das habe Menschenleben gerettet.


Gewinner in Florida: Maxwell Frost

Der Jungdemokraten Maxwell Alejandro Frost (M) tanzt mit seinen Anhängern.

© Foto: dpa/AP/Orlando Sentinel/Stephen M. Dowell

Mit 25 Jahren ist Frost der jüngste Abgeordnete im US-Repräsentantenhaus. Der Demokrat holte einen Sitz im republikanisch dominierten Florida. Er löst damit den Republikaner Madison Cawthorn ab, der vergangenes Jahr mit 27 Jahren in den Kongress gewählt wurde.

„Ich werde das erste Mitglied der Generation Z im Kongress der Vereinigten Staaten sein“, schrieb Frost in der Wahlnacht auf Twitter. „WIR HABEN GESCHICHTE GESCHRIEBEN!!! Rechnen Sie mit jungen Menschen.“ Als Mitglieder der Generation Z gelten Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind. Frost sei zudem das erste afro-kubanische Abgeordnete, berichtet CNN.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.


Gewinnerin in Texas: Monica De La Cruz

Ein Ballon mit einer US-Flagge ist über einem Schild für die Republikanerin Monica De La Cruz zu sehen.

© Foto: AFP/Allison Dinner

Die Republikanerin Monica De La Cruz übernimmt im Repräsentantenhaus einen Sitz, der mehr als ein Jahrhundert von Demokraten gehalten wurde, berichten die Sender CNN und NBC Die Latina aus Texas war im Wahlkampf von Ex-Präsident Trump unterstützt worden. In einer Rede sagte De La Cruz, sie fühle sich durch ihren Sieg „unglaublich geehrt, demütig und gesegnet“.

De La Cruz ist Abtreibungsgegnerin und eine entschiedene Befürworterin von Trumps umstrittener Einwanderungspolitik. Sie unterstützt Trumps Ansicht, dass irreguläre Migranten, die an der Grenze ankommen, während der Überprüfung ihres Status durch die Behörden in Mexiko bleiben sollen.

„Wir sind die Partei, die die falsche Wahl zwischen legaler Einwanderung und starker Grenzsicherheit ablehnt“, sagte De La Cruz. „Wir glauben an beides.“ Allerdings sagte die Politikerin, dass sie den Bau einer umstrittenen Mauer zwischen den USA und Mexiko stoppen werde, den Trump initiiert hatte.


Gewinner in Wisconsin: Tony Evers

Der demokratische Amtsinhaber Gov. Evers besiegte den republikanischen Herausforderer Tim Michels.

© Foto: AFP/Getty Images/JIM VONDRUSKA

Der demokratische Amtsinhaber und Gouverneur von Wisconsin hat sich gegen seinen republikanischen Herausforderer durchgesetzt. Der 71-Jährige erhielt etwas mehr als die Hälfte der Stimmen im Bundesstaat des Mittleren Westens.

Sein Konkurrent um den Posten zählt als Trump-Anhänger und hatte unter anderem mit dem Versprechen, Steuern senken zu wollen, Wahlkampf gemacht.


Gewinner im Maryland: Wes Moore

Der gewählte demokratische Gouverneur Wes Moore feiert mit seiner gewählten Vizegouverneurin Aruna Miller in Baltimore.

© Foto: IMAGO/USA TODAY Network/Jack Gruber

Die Wähler:innen von Maryland wählten Wes Moore zum ersten afroamerikanischen Gouverneur des Bundesstaates an der US-Ostküste. Der 44-jährige Demokrat ist unter anderem Schriftsteller. Die Wahl entschied er klar für sich. (mit Agenturen)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false