zum Hauptinhalt
Ein verlassener Posten der libanesischen Armee an der libanesisch-israelischen Grenze.

© REUTERS / AZIZ TAHER

Grenzziehung im Mittelmeer: Libanon und Israel schließen ein „historisches“ Abkommen

Nach jahrelangem Streit um die im Mittelmeer liegenden Gasfelder haben sich die beiden Nachbarländer geeinigt. Offiziell befinden sie sich immer noch im Krieg.

Israel und der Libanon haben nach israelischen Angaben ein „historisches Abkommen“ zur Grenzziehung im Mittelmeer erzielt. Damit finden die jahrelangen Verhandlungen im Streit um die Seegrenze und die im Mittelmeer liegenden Offshore-Gasfelder ein Ende. Israel könnte damit für die EU als Gaslieferant an Bedeutung gewinnen. Eine Bestätigung von libanesischer Seite stand zunächst aus.

„Dieses historische Abkommen wird Israels Sicherheit stärken und Milliarden in die israelische Wirtschaft spülen“, erklärte der israelische Regierungschef Jair Lapid am Dienstag in Jerusalem. In den Stunden zuvor kamen bereits positive Signale von beiden Seiten: „Alle unsere Forderungen wurden erfüllt, die von uns geforderten Änderungen wurden korrigiert“, sagte der Leiter des israelischen Verhandlungsteams und Chef des Nationalen Sicherheitsrates, Ejal Hulata, zuvor.

Auch die libanesische Seite sah ihre Forderungen erfüllt, hieß aus Regierungskreisen in Beirut. Der Libanon bekomme seine vollen Rechte, sagte der libanesische Verhandlungsführer Elias Bu Saab vor Journalisten. Der Kompromissvorschlag liegt nun bei Libanons Präsident Michel Aoun.

Konkrete Inhalte des Verhandlungspapiers wurden bisher nicht bekannt gegeben. Israel hatte vergangene Woche einen Änderungsvorschlag des Libanons zurückgewiesen. Das Abkommen zwischen den beiden Nachbarstaaten, die sich offiziell noch im Kriegszustand befinden, hatten die USA vermittelt.

Hisbollah hatte Förderung im Gebiet als „rote Linie“ bezeichnet

Um den Grenzverlauf gibt es einen jahrzehntelangen Konflikt, der sich nach der Entdeckung von Erdgas-Ressourcen weiter verschärfte. Israel will in dem umstrittenen Gebiet so bald wie möglich mit der Gasförderung aus dem Karisch-Gasfeld beginnen. Dieses ist Teil eines Meeresgebiets, das sowohl Israel als auch der Libanon als ausschließliche Wirtschaftszone beanspruchen. Die Hisbollah hatte den Beginn der Förderung vor einer Einigung als „rote Linie“ bezeichnet.

Am Sonntag war Karisch bereits an Israels nationales Fördersystem angeschlossen worden. Das Unternehmen Energean teilte jedoch mit, es handele sich noch nicht um den Beginn der Gasförderung, sondern eine Prüfung der Systeme. Das Gas aus Israel könnte auch zur Linderung der Energiekrise in Europa beitragen.

Beobachter befürchten zuvor, dass ein Scheitern der Verhandlungen zu neuer Gewalt zwischen beiden Ländern führen könnte. Die im Libanon mächtige Schiitenmiliz Hisbollah ist mit Israel verfeindet. Ohne deren Zustimmung, hieß es, würde es keine Einigung in dem Grenzkonflikt geben. Zuletzt war es 2006 zu einem Krieg zwischen beiden Seiten gekommen. Offiziell befinden sich Israel und der Libanon noch immer im Kriegszustand. (AFP, dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false