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Passanten trauern um die Opfer auf dem Bahnsteig im Bahnhof von Brokstedt.

© dpa/Marcus Brandt

Tödliche Messerattacke: Was über den Täter von Brokstedt bekannt ist

Nach der tödlichen Messerattacke in einem Regionalzug ist das Motiv des Täters weiter offen. Er wurde erst kurz vor der Tat aus der U-Haft entlassen.

Die tödliche Messerattacke in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg sorgt auch am Tag nach der Tat noch für Entsetzen. Ein 33-Jähriger hatte dort am Mittwochnachmittag eine 17-Jährige und einen 19-Jährigen getötet und fünf weitere Menschen verletzt. Der Zug war in dem Ort Brokstedt in Schleswig-Holstein zum Stehen gekommen.

Am Donnerstag gaben die Ermittlungsbehörden weitere Details zu dem mutmaßlichen Täter bekannt, gegen den die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl erlassen hat. Dieser ist ein staatenloser Palästinenser namens Ibrahim A. Er war erst vor wenigen Tagen aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Anfang vergangenen Jahres soll er vor einer Obdachlosenunterkunft in Hamburg auf einen Wohnungslosen eingestochen haben.

Laut „Spiegel“ gab A. damals an, zuvor große Mengen Kokain, Heroin und Alkohol konsumiert zu haben. Er wurde zu einer Freiheitsstrafe von gut einem Jahr verurteilt. A. legte aber Berufung ein, das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Auch ich habe viele Fragen.

Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack

Zuletzt entschied das Landgericht Hamburg, ihn aus der Untersuchungshaft zu entlassen, weil er die festgesetzte Strafe in der U-Haft weitgehend abgebüßt hatte. So schilderte es am Donnerstag Carsten Ohlrogge, leitender Oberstaatsanwalt in Itzehoe in Schleswig-Holstein. Am 19. Januar kam Ibrahim A. demnach frei.

Ibrahim A. war bereits früher der Polizei aufgefallen. Er war 2014 nach Deutschland eingereist, lebte zunächst in einer Flüchtlingsunterkunft, in der er dann aber Hausverbot bekam – unter anderem wegen Verstoßes gegen die Hausordnung und Belästigung. Später zog er in eine Obdachlosenunterkunft. Ibrahim A. hatte laut Ohlrogge drei Vorstrafen.

Zuletzt Kontakt mit den Behörden hatte Ibrahim A. am Tattag. Er war in der Kieler Ausländerbehörde vorstellig geworden. Dort soll er laut dem Innenministerium in Kiel eine Aufenthaltskarte beantragt haben. Von dort sei er zum Einwohnermeldeamt geschickt worden. Ibrahim A. war ersten Erkenntnissen zufolge nicht ausreisepflichtig, auch wenn eine Aufhebung seines Schutzstatus beantragt worden war.

Sein Motiv ist weiter unklar. „Auch ich habe viele Fragen“, sagte Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU). Am Donnerstagnachmittag besuchte sie gemeinsam mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) den Bahnhof in Brokstedt.

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