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Übergabe 213 Meisterbriefe durch die Handwerkskammer in Potsdam.Die Festrede hielt in diesem Jahr die Potsdamer Unternehmerin (Fitnessstudio), zweifache Olympiasiegerin und mehrfache Welt- und Europameisterin, Katarina Witt.

© Andreas Klaer

„Jetzt fängt der Kampf erst an“: Katarina Witt kürt in Potsdam Handwerksmeister

46 Frauen und 167 Männer aus zwölf Gewerken haben in der Landeshauptstadt ihren Meisterbrief erhalten. Der Fachkräftemangel war auch zu diesem feierlichen Anlass Thema.

Eine Meisterin muss auch die Feinheiten ihres Handwerks beherrschen. Aber, Hand aufs Herz: Es gibt immer die ein oder andere Aufgabe, auf die man auch verzichten könnte. Bei Optikerin Franziska von Sychowski waren es die randlosen Brillen, die ihr in der Meister-Prüfung Nerven gekostet haben. „Das Schwierige ist: Man muss ein kleines Loch ins Glas bohren, ohne dass es zerbricht“, sagt die junge Frau. Das ist ihr geglückt: Am Samstag erhielt die 29-Jährige gemeinsam mit insgesamt 213 Handwerkerinnen und Handwerkern aus zwölf Gewerken in West-Brandenburg ihren Meisterbrief im Hans Otto Theater. Die Festrede hielt Katarina Witt, zweifache Olympiasiegerin und vierfache Weltmeisterin im Eiskunstlaufen.

Für die Handwerkskammer Potsdam (HWK) ist jeder Jungmeister ein Grund zur Freude. Denn Fachkräfte sind nach wie vor heiß begehrt. Mit Sonderaktionen versucht die HWK bereits, Arbeitskräfte aus dem Ausland und Azubis zu locken, eine Potsdamer Bäckerei bietet ihren Mitarbeitenden sogar einen Yoga-Raum an. Entsprechend leidenschaftlich warb HWK-Präsident Robert Wüst für seine Branche: „Sie zählen zur Bildungselite in diesem Land. Seien sie unsere Botschafter, bilden sie junge Menschen aus und werben sie für das Handwerk“, sagte er den Jungmeistern. Auch an die Politik hatte er eine Botschaft: Eine Meisterausbildung müsse dem universitären Master gleichgestellt werden und „genauso kostenfrei sein wie ein Studium“, so Wüst.

213 Meisterbriefe konnte die Handwerkskammer in Potsdam am Samstag übergeben, darunter an 46 Frauen.

© Andreas Klaer

Hendrik Fischer (SPD), Staatssekretär im Brandenburgern Wirtschaftsministerium, griff dies in seiner Rede auf: „Wir haben ja bereits eine Gleichwertigkeit von Bachelor und Meister. das wissen viele nicht“, sagte er. Er nehme die Kritik aber an: Die Politik, so der Staatssekretär, müsse den Leuten besser den Wert des Handwerks vermitteln.

Humorvolle Festrede

Dieser Aufgabe nahm sich Katarina Witt mit viel Humor in ihrer Rede an. Die Einladung habe sie gerne angenommen, „damit ich künftig nicht mehr in der Warteschlange lande, wenn ich einen Handwerker brauche“, scherzte sie. Wie viel Freude das Handwerk bedeutet, das habe sie vor ein paar Jahren begriffen, als im Sommer leicht bekleidete, dafür gut trainierte Dachdecker auf ihrem Haus arbeiteten. „Also, ich habe natürlich nur die Arbeit bewundert“, so Witt.

Die Festrede hielt in diesem Jahr die Potsdamer Unternehmerin und zweifache Olympiasiegerin sowie mehrfache Welt- und Europameisterin, Katarina Witt.

© Andreas Klaer

Der Humor der Profi-Sportlerin, die inzwischen das Sportstudio Kurvenstar in Potsdam betreibt, kam beim Publikum gut an. Es fielen aber auch ernstere Töne: „Heute gratuliert man Ihnen. Seien Sie sich jedoch gewiss: Jetzt fängt der echte Kampf erst an“, sagte sie. Wer Meister oder Meisterin wird, das sei ähnlich wie beim Leistungssport, müsse viele Hürden allein stemmen, einen Mentor, der über einen wacht, gebe es nicht mehr.

Wir Leben in einer Zeit, wo wir die Ärmel hochkrempeln müssen.

Katarina Witt, Potsdamer Profi-Eiskunstläuferin

„Viele junge Leute träumen von einer Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance“, fuhr sie fort. „Aber wir Leben in einer Zeit, wo wir die Ärmel hochkrempeln müssen“, so Witt. Was sie selbst in den härtesten Tagen ihrer Sportlerinnen-Karriere angetrieben habe, sei Anerkennung gewesen. „Auch Ihr Handwerk hinterlässt Erinnerungen und Wertschätzung“, sagte sie. Seit sie selbst ein Geschäft hat, sei ihr klar: „Es gibt nichts schöneres als dankbare Kundenaugen.“

Das weiß Franziska von Sychowski, die frisch gebackene Optiker-Meisterin schon von Berufs wegen. Die große Herausforderung ihrer Meisterprüfung, das Bearbeiten der randlosen Brille, habe sie zu guter Letzt mit Bravour bestanden, berichtet sie. Die Gründe, die sie zur Meisterausbildung geführt haben, würden sowohl HWK-Präsident Wüst als auch die leistungsorientierte Katarina Witt freuen: „Ich will mein eigenes Geschäft aufmachen und dann auch ausbilden“, sagt von Sychowski.

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