zum Hauptinhalt
Wölfe sind in einem Gehege des Wildparks Schorfheide zu sehen. Brandenburg bringt auf der Umweltministerkonferenz einen Vorschlag ein, der für mehr finanzielle Unterstützung für Schäfer beim Schutz ihrer Herden vor dem Wolf sorgen soll.

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild / p-a/Patrick Pleul

Von Wildtierkamera erfasst: Im Wald bei Sacrow ist ein Wolf unterwegs

Junge Raubtiere durchstreifen die Umgebung Potsdams und Berlins auf der Suche nach einem neuen Revier und Partnern. In Groß Glienicke und Sacrow geht die Sorge um.

Persönlich hat der Jäger Boris Plaß den neuen Konkurrenten in seinem Revier noch nicht getroffen. Bilder einer Wildtierkamera zeigen aber, dass Plaß nicht mehr der Einzige ist, der im Wald am Sacrower See auf Rehe und Wildschweine pirscht. Ein Wolf hat sich angesiedelt.

Nur eine Straße trennt den Königswald am Sacrower See von der Döberitzer Heide. Dort lebt seit Jahren eine Wolfsfamilie. Boris Plaß vermutet, dass der Wolf in seinem Jagdrevier von dort kommt. Junge Wölfe werden, wenn sie geschlechtsreif sind, aus ihrem Rudel verstoßen. Sie machen sich auf, um ein eigenes Revier zu finden und möglichst auch eine Wölfin.

Plaß ist ein stattlicher Mann, der sich nachts im Wald nicht fürchtet, auch nicht vor einem Wolf. Aber bei den Hundehaltern in Groß Glienicke und vermutlich auch in Sacrow geht die Sorge um. In mindestens einer Hundehalter-Chat-Gruppe wird vor dem Wolf gewarnt. „Also passt auf eure Hunde auf, die sind laut Herrn Plaß ohne Chance gegen Wölfe“, liest man.

Nicht zum ersten Mal kommt der Wolf den Menschen näher, als den meisten lieb ist. Der Revierförster vom Sacrower Königswald, Uwe Peschke, nimmt seit Jahren die Spuren durchziehender junger Wölfe wahr, etwa gerissene Rehe, auch wenn er noch keinen direkt beobachten konnte. Bis zur Havel durchstreifen Wölfe den Königswald. Einer trabte durch den Spandauer Stadtteil Kladow, direkt neben Groß Glienicke. Eine Wölfin, die von Forschern mit einem Chip versehen worden ist, soll viele Kilometer durch Berlin gelaufen sein, vorzugsweise bei Dunkelheit, bevor sich ihre Spur verlor.

Streit um eine Abschussquote

Das mag die Stadtbewohner gruseln und an kindliche Schauer beim Hören von „Peter und der Wolf“ gemahnen. Hundebesitzer und vor allem Landwirte und andere Nutztierhalter sind bereits im Streit mit Naturschützern und Wolfs-Fans, wie hoch der Schaden denn noch werden soll, bis eine Abschussquote vereinbart wird. Reinhard Jung, Politik- und Medien-Referent der Freien Bauern, hält „die staatlich gestützte Ausbreitung der Wölfe“ für „Terror gegen die Weidetierhalter“. Er fordert „eine politische Lösung, dass der Populationszuwachs legal abgeschossen werden kann“.

Am Konflikt zwischen Wolfsschützern und Landwirten ändert die Tatsache nichts, dass das Land Schadensersatz für gerissene Schafe, Kälber und andere Tiere verspricht. Nach einer Prüfung durch das Landesamt für Umwelt können bis zu hundert Prozent des Werts des getöteten Tiers ersetzt werden. Deutschlandweit sollen die Schadensersatzzahlungen der Länder an die Landwirte in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen haben.

Der Problemwolf von Teltow-Fläming

Nur ausnahmsweise – bei sogenannten Problem-Wölfen – ist der Abschuss erlaubt. Im Landkreis Teltow-Fläming wurde 2022 ein Wolf zum Abschuss freigegeben, der Schafe in großer Zahl gerissen hatte. Der Wolf hatte einen Weg gefunden, um den Schutzzaun zu überwinden, um über Monate in der Herde seine Instinkte auszuleben. Das trieb die Riss-Quote in der Region weit über den Durchschnitt – für den Wolf das Todesurteil.

Peter Nitschke, Leiter der Naturlandschaft Döberitzer Heide, sagt über den Neu-Wolf im Revier von Boris Plaß, der müsse nicht aus dem Rudel in der Naturlandschaft stammen. Wölfe laufen am Tag locker 70 Kilometer, und auch das Rudel in der Heide kam vor Jahren von woanders her. Sieben Tiere umfasst es laut Nitschke. Er nimmt an, dass es jetzt Welpen gibt. Gesehen hat er sie noch nicht.

Die Chancen, in der Döberitzer Heide einem Wolf zu begegnen, stehen nicht schlecht. Nitschkes letzte Begegnung bei einer Tour durch die Heide endete bei fünfzig Metern Abstand und war „toll“, wie er sagt. „Er hat uns mitbekommen“, sagt Nitschke, dann sei der Wolf seiner Wege gegangen. „Respekt, aber keine Angst“ habe er vor diesem großen Raubtier, „das uns möglichst aus dem Weg geht“. Wer mit dem Mountainbike schnell und leise durch die Heide fährt, kann auch auf kurze Distanz einem Wolf begegnen.

Lesen Sie mehr aus Berlins Bezirken - in unseren Bezirksnewslettern vom Tagesspiegel, die schon auf knapp 280.000 Abos kommen. Darin bündeln wir Kiez-Nachrichten, berichten aus dem Rathaus, nennen Tipps und Termine. Die Bezirksnewsletter gibt es für jeden Bezirk, einmal pro Woche, unter tagesspiegel.de/bezirke. Und hier einige der Themen, die Sie im aktuellen Spandau-Newsletter finden.

  • Neuer Name für Rathausplatz: Spandau erinnert an Bürgermeister-Legende
  • Geburtstagsparty, schlechte Sprüche, stille Schulen: 1 Jahr Jüdisches Theaterschiff
  • Angriff auf Mahnmal in der Altstadt - „mit Gehwegplatte“
  • Letzte BVV vor den Ferien: Freybrücke, Golfplätze, Havelradweg
  • 10 von 12 Rathäusern zeigen BVV-Livestreams - Spandau nicht
  • Uber jetzt auch in Staaken
  • Lahme BVG: Wo fehlen Busspuren?
  • Breitehorn: Was passiert am zwei Kilometer langen Havelstrand?
  • Baustart bei Karls Erdbeerhof: 4000 Betten an der B5
  • Parkplatz am S-Bahnhof Stresow: Ist da jemand?
  • Wasserschutzpolizei: schnelle Boote, schneller Preisanstieg
  • „Urbanes Dorf“: 1800 Wohnungen in Hakenfelde
  • Hakenfelde: Wann kommt der sichere Schulweg für 400 Kinder?
  • Dorfplatz Gatow: die wunderschöne Geschichte hinter dem neuen Gemeindehaus
  • Regenbogenfahne vorm Rathaus
  • 50 Jahre Staaken-Center
  • Hertha-Fanclub-Turnier in Wilhelmstadt
  • Blasorchester in der Freilichtbühne
  • „Nach dem Gottesdienst“: Pfarrer geht mit Kladows Kirche baden
  • Wölfe am Glienicker See: Was Potsdam und der Senat sagen

....und noch mehr aus Spandau lesen Sie im Tagesspiegel-Bezirksnewsletter tagesspiegel.de/leute

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false