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Marco Richter hätte in der Zweiten Liga der Unterschiedsspieler sein können. War er aber bisher nicht.

© Ottmar Winter/Ottmar Winter

Update

Richter macht den Anfang, Serdar folgt: Bei Hertha BSC kommt Bewegung in die Kaderplanung

Marco Richter wechselt von Hertha BSC zu Mainz 05, Suat Serdar wird an Hellas Verona ausgeliehen. Kurz vor Transferschluss tut sich einiges im Kader der Berliner.

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Vor der Saison soll Hertha BSC Marco Richter ein überaus attraktives Angebot unterbreitet haben. Er sollte eine neue Rückennummer bekommen: die 10, das Signum des Spielmachers. Richter, so wird es erzählt, fühlte sich geehrt – und lehnte ab.

Aber nicht etwa, weil er sich mit der Rolle des Zehners überfordert gefühlt hätte. Er hätte es schlicht unfair gefunden, wenn er diese besondere Nummer bekommen hätte. Schließlich könnte es sein, dass er noch im Sommer den Verein wechseln werde.

Was Marco Richter, der Offensivspieler des Berliner Fußball-Zweitligisten, schon länger im Hinterkopf hatte, ist jetzt Wirklichkeit geworden. Der 25-Jährige kehrt nach nur drei Einsätzen in der Zweiten Liga in die Bundesliga zurück: zum FSV Mainz 05, wo er dem Vernehmen nach einen Vierjahresvertrag erhält - und die Rückennummer 10. Die Berliner wiederum sollen im Gegenzug etwas mehr als drei Millionen Euro kassieren. Kurz darauf gab der Klub bekannt, dass auch Suat Serdar wechselt. Er wird für ein Jahr an den italienischen Erstligisten Hellas Verona verliehen.

Ob das alles für Hertha gut oder schlecht ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Wer sich mit dem Klub im Allgemeinen und der neuen Aufgabe in der Zweiten Liga im Besonderen nicht identifiziere, den könne man sowieso nicht brauchen, sagen die einen. Die anderen wiederum fürchten, dass Herthas Kader weiter an sportlicher Qualität einbüße.

Tatsächlich hätte Marco Richter, der vor zwei Jahren als U-21-Europameister vom FC Augsburg nach Berlin gekommen ist, in der Zweiten Liga ein Unterschiedsspieler für die Mannschaft von Trainer Pal Dardai sein können. Aber er war es bisher eben nicht. Nach drei Spieltagen sind die Berliner Tabellenletzter – mit null Punkten und null Toren. Daran hat auch Marco Richter nichts ändern können.

Dardai hat den 25-Jährigen immerhin auf seiner erklärten Lieblingsposition spielen lassen: als Zehner. Da sehe Richter sich selbst, hat Herthas Trainer in der Vorbereitung erzählt. Er klang dabei eher so, als ob er das nicht zwingend auch so sähe. Aber das ist eben auch immer eine Frage der Alternativen.

Richter spielte auf der 10 und war Kapitän

Meistens hat Richter bei Hertha auf der Außenbahn gespielt, mal rechts, mal links, oft ganz vorne, aber auch als Schienenspieler in einer Fünferkette. 14 Tore sind ihm in insgesamt 66 Einsätzen für den Klub gelungen. „Er ist frech genug, er ist torgefährlich genug“, hat Dardai über die Qualitäten gesagt, die Richter auch für die Rolle des Zehners hätten prädestinieren können. „Für uns ist es gut, dass er nicht weit weg vom Tor ist.“

Auch die Kapitänsbinde durfte Richter in dieser Saison tragen, ohne dass er offiziell zum Kapitän ernannt worden wäre. Dardai wusste von Anfang an, dass alle seine Entscheidungen vor dem Ende der Transferperiode unter Vorbehalt stehen würden. Etliche Spieler wollten oder wollen weg, weil sie sich in der Zweiten Liga für überqualifiziert gehalten haben. Doch die Nachfrage nach den Spielern, die mit Hertha aus der Bundesliga abgestiegen sind, hat sich als überschaubar herausgestellt. Erst jetzt, knapp zehn Tage vor dem Ende der Transferperiode, kommt langsam Bewegung in den Markt.

Lukebakio könnte der Nächste sein

Richter und Serdar, für den Verona eine Kaufoption über fünf Millionen Euro besitzt, sind schon weg, und auch bei Dodi Lukebakio (für rund acht Millionen Euro zum FC Sevilla) tut sich was. Alle drei würden Hertha deutlich geringere Einnahmen bescheren, als der Klub selbst für diese Spieler bezahlt hat. Bei Richter waren es sieben Millionen, bei Serdar acht und bei Lukebakio sogar zwanzig.

Durch die vergangenen beiden Jahre sind bei Hertha auch sportlich immense Werte vernichtet worden. Doch auch wenn manche sich höhere Einnahmen für die letzten verbliebenen großen Namen in der Mannschaft erhofft hätten: Der Klub braucht das Geld; nicht nur um die Lizenzauflagen der Deutschen Fußball-Liga zu erfüllen, sondern auch um die immer noch vorhandenen Lücken im Kader zu schließen.

Trainer Dardai hat sogar vom „magischen 1. September“ gesprochen, an dem er endlich weiß, wie sein Kader aussehen wird und mit welchen Spielern er definitiv planen kann. „Da wird noch einiges passieren“, kündigte er am vergangenen Wochenende an.

Mit den Millionen für Richter könnte die Verpflichtung von Diego Demme (SSC Neapel) für die Sechserposition zum Abschluss gebracht und damit die wohl größte Schwachstelle in Herthas Kader beseitigt werden. Doch auch für Serdar müsste der Klub nach den Vorstellungen von Trainer Dardai Ersatz holen.

„Einen Typ wie ihn, einen Sechzehner-zu-Sechzehner-Fußballer, haben wir nicht“, sagte er, während es für Richters Zehnerposition immerhin Bence Dardai und Ibrahim Maza gebe. Zwei 17-Jährige, von denen der eine, Maza, aktuell an Krücken läuft und wegen einer Meniskusoperation ein halbes Jahr ausfällt.

Dass Hertha BSC nach Richters Weggang auch noch einen neuen Kapitän benötigt, das dürfte derzeit das geringste Problem sein.

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