zum Hauptinhalt
Glücksgefühle. Junges Paar an der Spree

© imago images/Westend61/Viktoriya Birkholz Photography Art via www.imago-images.de

Tut nicht nur weh: Lone Frank weiß fast alles über die Liebe

Die Neurobiologin hat ein persönliches und sehr schönes Buch über das höchste der Gefühle geschrieben

Am Anfang war der Tod. Die Neurobiologin Lone Frank verlor den Menschen, den sie am meisten liebte, an den Krebs. Und erkannte, dass sie erst in der monatelangen Zeit der Trauer und Depression ermessen konnte, wie wichtig diese Liebe für ihr Leben war. Dass sie, die Forscherin, Naturwissenschaftlerin und Autorin, nicht mal wusste, warum die Liebe zu ihrem Mann so stark und bedeutend geworden war. Liebe - die Liebe, die man gelebt hat - als Forschungsprojekt: So entstand dieses Buch.

Neurobiologen erforschen, wie Reize im Körper übertragen werden und zu einem bestimmten Verhalten führen. In der Forschung sind biologische Vorgänge so wichtig wie psychologische Zusammenhänge. Lone Frank bezeichnet ihr Buch als „Entdeckungsreise“. Sie führt zurück in ihre Kindheit, als sie das Lieben lernte. Sie führt zu den Männern, mit denen sie Beziehungen hatte. Sie führt in die Praxis eines Psychologen, die Büros von Forschern, mit denen sie über deren Studien sprach, und in Bibliotheken.

Ein gefährliches Reisegebiet

Es ist eine bewegende Reise. Offen und direkt erzählt Lone Frank von der Liebe zu ihrem Vater, von dem Kommilitonen, mit dem sie ihre erste Erfahrung als Teil eines Paares machte, von ihren Langstrecken-Beziehungen und Fluchten aus diesen in eine Liaison. So gesehen, ein Abenteuer-Trip. Frank diskutiert die psychologischen Unterschiede zwischen Frauen und Männern, die Monogamie und die Fähigkeit, mehrere Menschen zu lieben, sie untersucht auch das Begehren, das eine Liaison begründet. Die Liebe ist ein abenteuerliches, teils gefährliches Reisegebiet.

Man merkt dem Buch an, dass Lone Frank als Wissenschaftsjournalistin zu erklären gelernt hat. Kein unentschiedenes, unscharfes Sowohl-als-auch, wenn sie die Ergebnisse von Studien zum Sinn und Unsinn des Datings per App vorstellt oder über die „Sex-Rezession“ der Millennials und der Generation Z schreibt. Oder wenn es darum geht, warum manche Menschen an Seelenverwandtschaft glauben und nach dem perfekten Partner suchen, während andere an die Wandelbarkeit der Liebe glauben und sich in die unterschiedlichsten Menschen hoffnungsfroh verlieben.

Nach zwei Dritteln der Abenteuer-Reise bekennt die Naturwissenschaftlerin mit dem heißkalten Blick auf die Liebe, dass sie nicht an deren Entzauberung, sondern an ihre „Remystifizierung“ glaubt. „Sosehr ich Vernunft und Reflexion schätze, sind es Gefühle, die uns die intensivsten Erlebnisse verschaffen.“ Wie schön: eine Romantikerin.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false