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Streikführer Claus Weselsky erläuterte 4. März die Strategie der Lokführergewerkschaft. Wellenstreiks sollen die Bahn zum Einlenken bewegen.

© IMAGO/Marten Ronneburg/IMAGO/KreativMedia Berlin / Marten Ron

Arbeitskampf um 35 Stunden: GDL-Chef Weselsky kündigt Streikwelle an

Ab der kommenden Woche will die Lokführergewerkschaft sogenannte Wellenstreiks bei der Deutschen Bahn nur noch kurzfristig ankündigen.

Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky will ohne die 35-Stunden-Wochen für Schichtarbeiter den Tarifkonflikt mit der Bahn nicht beenden. Am Montag erläuterte Weselsky das weitere Vorgehen der Lokführergewerkschaft. Wegen der Arbeitszeitforderung der Gewerkschaft werde es Ende der Woche einen 35 Stunden andauernden Streik geben. Von der kommenden Woche an würden weitere Streiks nicht mehr wie bislang mindestens 48 Stunden vor Streikbeginn angekündigt. Aufgrund dieser „Wellenstreiks“ könnten die Bahnfahrer nicht mehr mit einem zuverlässigen Verkehr rechnen, sagte der Gewerkschaft.

Der angekündigte Streik ist der fünfte in der im November begonnen Tarifauseinandersetzung zwischen GDL und Deutsche Bahn (DB). Von Donnerstag, 02.00 Uhr (Güterverkehr bereits ab Mittwoch, 18.00 Uhr), bis Freitag, 13.00 Uhr (Güterverkehr bis Freitag, 05.00 Uhr) ruft die Gewerkschaft ihre Mitglieder zum Streik auf. Die DB befürchtet massive Auswirkungen und will „so schnell und umfassend wie möglich“ über Notfahrpläne informieren. Erfahrungsgemäß versucht die Bahn, zumindest im Fernverkehr Züge fahren zu lassen.

„Weil die Lokführergewerkschaft nicht ihre Maximalforderungen bekommt, streikt sie wieder. Das ist stur und egoistisch“, meinte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler. Viele Millionen Euro würden vernichtet, da einige Wenige für ihre Partikularinteressen streikten. „Die Wellenstreiks sind eine blanke Zumutung für unsere Fahrgäste“.

Nach einem mehrtägigen Streik Ende Januar hatten die Tarifparteien den Februar über verhandelt und eine Friedenspflicht bis zum 3. März vereinbart. Am 29. Februar beendete Weselsky die Gespräche, weil ein Vorschlag der Vermittler nicht weit genug ging.

Die beiden ehrenwerten Moderatoren haben auch nur eine Stunde angeboten, alles andere hätten die Beschäftigten selbst zahlen müssen.

Claus Weselsky, GDL-Chef

Die CDU-Politiker Thomas de Maizière und Daniel Günther hatten Weselsky zufolge eine Verkürzung der Arbeitszeit 2026 um eine Stunde bei vollem Lohnausgleich sowie um eine weitere halbe Stunde als Wahlmodell angeregt – die Beschäftigten hätten kürzere Arbeitszeit oder eine Entgelterhöhung wählen können.

Eine Stunde reicht nicht

„Die beiden ehrenwerten Moderatoren haben auch nur eine Stunde angeboten, alles andere hätten die Beschäftigten selbst zahlen müssen“, begründete Weselsky die Ablehnung des Vermittlungsversuchs. Der Bahn zufolge haben die Politiker jedoch zwei Stunden ins Spiel gebracht. 2026 auf 37 Stunden und 2028 auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Das habe die Gewerkschaft abgelehnt.

Weselsky beharrt aus zwei Gründen auf der 35-Stunden-Woche: Zum einen würden die Eisenbahnberufe dadurch attraktiver. Zum anderen habe die GDL inzwischen mit 28 regionalen Schienenverkehrsunternehmen Arbeitszeitverkürzungen vereinbart. Dabei wird die Wochenarbeitszeit von aktuell 38 Stunden in mehreren Schritten zwischen 2025 und 2028 auf 35 Stunden reduziert.

Indem die bundeseigene Bahn die 35-Stunden-Woche strikt ablehne, „versucht der Marktführer, bessere Bedingungen als die Wettbewerber zu erreichen“, meinte Weselsky. Diese Aussage ist zumindest gewagt. Denn die mit den regionalen Verkehrsunternehmen vereinbarten Arbeitszeitverkürzungen treten nur dann in Kraft, wenn die GDL mit der Bahn identische Regeln abschließt. „Wenn diese Arbeitszeittreppe sich verändert, dann verändert die sich in allen Unternehmen – das ist unsere Zusage“, sagte der GDL-Vorsitzende und sprach von einem „Junktim“.

Neben dem „wildgewordenen Management“ der Bahn kritisierte der Gewerkschafter auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). „Vielleicht fällt dem Minister mal ein, dass man sei Eigentum zu schützen hat“, meinte Weselsky und nannte die Summe von 300 Millionen Euro, die bislang die GDL-Streiks die bundeseigene Bahn gekostet hätten. Stattdessen fabuliere Wissing in der „Bild“-Zeitung über Sicherheitsrisiken aufgrund von Streiks. „Ich bin begeistert, wie sich dieser Minister an die Tarifautonomie hält und das Missmanagement der Bahn duldet“, meinte Weselsky.

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