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Die Regionalbahnen waren 2022 häufig überfüllt – aber meist nur an den Wochenenden.

© Imago/Kirchner-Media/Teresa Kröger

Neue Studie zum Verkehr: 9-Euro-Ticket hatte „kaum Auswirkungen auf die Alltagsmobilität“

Gerade ist der Verkauf des 49-Euro-Tickets gestartet. Jetzt zeigt eine Untersuchung: Das Vorgänger-Modell hat die Verkehrswende offenbar nicht vorangebracht.

Im vergangenen Jahr hatte es einen Ansturm auf das 9-Euro-Ticket gegeben, vor allem Züge waren oft hoffnungslos überfüllt. Die Politik hatte auch gehofft, mit den subventionierten Fahrscheinen mehr Menschen zum Umstieg vom Auto auf den öffentlichen Nah- und Regionalverkehr bewegen zu können.

Eine neue Untersuchung zeigt nun aber: Das günstige Bahn- und Busticket für neun Euro wurde vor allem für Freizeittouren genutzt. Zur Arbeit fuhren die Bürgerinnen und Bürger damit seltener. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die den Zeitungen der Funke Mediengruppe vorliegt.

Das 9-Euro-Ticket hatte demnach „kaum Auswirkungen auf die Alltagsmobilität“, sagt Studien-Mitautor Dennis Gaus. Deshalb hält er es auch für fraglich, ob das neue 49-Euro-Ticket ab 1. Mai zum verbreiteten Umstieg auf Busse und Bahnen führt.

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Lange Wege über 30 Kilometer nahmen im vergangenen Sommer demnach zeitweise stärker zu als kürzere Wege. Die längeren Distanzen dienten vornehmlich Freizeitzwecken – die Leute fuhren am Wochenende aus der Stadt an den Strand und in die Mittelgebirge.

Das 9-Euro-Ticket führte nicht dazu, dass in größerem Umfang Personen auf dem Weg zur Arbeit zum öffentlichen Personenverkehr wechselten.

Dennis Gaus, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung 

Kurze Wege kann man dagegen eher als Arbeitsmobilität einstufen. „Das 9-Euro-Ticket führte nicht dazu, dass in größerem Umfang Personen auf dem Weg zur Arbeit zum öffentlichen Personenverkehr wechselten“, resümieren die DIW-Mitarbeitenden Dennis Gaus, Neil Murray und Heike Link.

Ihr Fazit: „Ein erheblicher Anteil der Bevölkerung sieht den Öffentlichen Personennahverkehr aufgrund eines aus ihrer Sicht unzureichenden Angebots nicht als Alternative in ihrer Alltagsmobilität an.“

Aus Sicht des DIW hat das Folgen für das neue 49-Euro-Ticket. Dennis Gaus bezweifelt, dass diese Strategie die Verkehrswende voranbringt. Nicht nur wegen der oft mangelhaften Bus- und Bahnlinien und schlechten Taktung. Außerdem seien 49 Euro zu teuer. Die Befragung im Rahmen der 9-Euro-Studie habe ergeben, dass die Bürgerinnen und Bürger durchschnittlich 29 Euro für einen akzeptablen Preis halten.

In Berlin gibt es dies seit Oktober 2022 – und die neue Koalition aus CDU und SPD will das 29-Euro-Ticket fortsetzen. „Mit einem unbefristeten 29-Euro-Ticket für alle und einem Sozialticket für neun Euro wollen wir den ÖPNV als klimafreundliches Fortbewegungsmittel noch attraktiver machen“, hieß es in dem am Montag vorgestellten Koalitionsvertrag.

Bahn meldet beim 49-Euro-Ticket guten Verkaufsstart

„Wir streben dabei eine Lösung unter dem Dach des VBB an“, hieß es nun mit Blick auf den gesamten Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg. „Das wird eines der ersten Themen sein, die wir mit der brandenburgischen Landesregierung angehen werden“, sagte die bisherige Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) am Montagvormittag.

Nach Angaben der Deutschen Bahn war am Montag der Verkauf des 49-Euro-Tickets sehr gut gestartet. „Der große Erfolg einer Flatrate für den Nahverkehr setzt sich fort“, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn auf Anfrage. „Die Menschen wollen das Deutschlandticket. Heute Vormittag hatten wir doppelt so viel Traffic auf unseren digitalen Verkaufskanälen wie an einem gewöhnlichen Montag.“

Das Ticket kann auch bei allen anderen regionalen Verkehrsunternehmen und Verbänden gekauft werden. In der Regel ist ein Abschluss auch in den jeweiligen Kundenzentren vor Ort möglich.

Auch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) meldeten einen guten Start. Die BVG verzeichnete nach eigenen Angaben rund 250.000 Buchungen. Etwa 230.000 davon seien Kundinnen und Kunden, die aus ihrem bisherigen Abo zum 49-Euro-Ticket wechseln, teilte die BVG mit. „Insofern war die Nachfrage heute zwar höher als in den letzten Tagen, aber nicht vergleichbar mit dem 9-Euro-Ticket und seiner kurzen Vorlaufzeit“, hieß es.

Das ab Mai gültige 49-Euro-Ticket gilt als Nachfolger für das 9-Euro-Ticket aus dem vergangenen Sommer. Es ermöglicht bundesweite Fahrten in den Bussen und Bahnen des öffentlichen Nah- und Regionalverkehrs. Das sogenannte Deutschlandticket ist nur als Monatsabo erhältlich. 

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