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Jetzt ist Saison: Frische Erdbeeren gibt es überall. Die Beeren sind lecker und gesund. Doch konventionelle Ware ist oft mit Pestiziden belastet.

© ZB/Sebastian Kahnert

Update

Neue Untersuchungsergebnisse: Fast alle Erdbeeren enthalten Pestizide

Umweltschützer warnen: 15 von 19 Proben enthalten Anti-Pilzmittel. Der BUND rät zu Bio. Aber Behörden geben Entwarnung.

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Eigentlich sind Erdbeeren gesund. Sie enthalten mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte, ihr Gehalt an Folsäure ist hoch, außerdem liefern die Beeren wichtige Mineralstoffe wie Kalium, Eisen, Magnesium und Kalzium.

Doch in konventionellen Erdbeeren stecken oft Substanzen, die man als Verbraucher nicht möchte, nämlich Pestizide. Am Montag veröffentlichte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Ergebnisse einer neuen Untersuchung: Danach fanden die Umweltschützer in 15 von 19 Proben Rückstände von Fungiziden, also Anti-Pilzmitteln.

Gut die Hälfte der Proben wies zwei oder mehr Wirkstoffe gegen Pilze auf, in drei Fällen fand der BUND sogar vier unterschiedliche Fungizide. Gerade diese Mehrfachbelastung sei besorgniserregend, erklärt Corinna Hölzel vom BUND. „Durch Wechselwirkung zwischen Pestiziden kann ihre giftige Wirkung verstärkt werden. Diese Gefahren werden bislang durch die Risikobewertung nicht ausreichend berücksichtigt.“

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Erdbeeranbau: Warum die Mittel eingesetzt werden

Erdbeeren sind anfällig für Pilzerkrankungen. Daher werden auf den konventionellen Plantagen meist schon vorbeugend zahlreiche Fungizide eingesetzt. Die Pestizide gelangen in die Luft, in Böden und ins Wasser. Sie verteilen sich breit in der Umwelt und können lange überdauern. Viele Fungizide haben negative Wirkungen auf die Biodiversität.

Durch Wechselwirkung zwischen Pestiziden kann ihre giftige Wirkung verstärkt werden.

Corinna Hölzel, BUND

Einige der nachgewiesenen Stoffe sind aber auch für Menschen schädlich, weil sie das Hormonsystem beeinflussen können. Die gefundenen Fungizide Bupirimat und Penconazol gelten als solche Hormongifte. Das in vier Proben nachgewiesene Trifloxystrobin wird als fortpflanzungsschädlich eingestuft.

Die Warnungen der Umweltschützer decken sich jedoch nicht unbedingt mit den Testergebnissen der amtlichen Lebensmittelkontrollen. 2021 - neuere Daten gibt es nicht - hatten die Behörden in 570 Proben von frischen Erdbeeren nur fünf Fälle gefunden, in dem die zulässigen Höchstwerte überschritten waren. Allerdings gab es nur wenige Chargen, die völlig unbelastet waren. 516 Proben wiesen Rückstände von Pflanzenschutzmitteln auf, heißt es in einer Übersicht des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.

BfR: keine gesundheitlichen Gefahren

Jetzt gab auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Entwarnung. Eine gesundheitliche Beeinträchtigung durch den Verzehr dieser Erdbeeren sei nach dem derzeitigen Stand des Wissens nicht zu erwarten, bilanziert das BfR in einer aktuellen Stellungnahme. „In keiner Probe wurde der gesetzlich festgesetzte Rückstandshöchstgehalt (RHG) überschritten oder auch nur annähernd erreicht“, heißt es darin. „Auch das gleichzeitige Vorkommen mehrerer Wirkstoffe ist in Anbetracht der nur minimalen Ausschöpfungen der jeweiligen Akuten Referenzdosis nicht als gesundheitlich bedenklich einzuordnen.“, meint die Behörde. Aus Sicht der Risikobewertung schlössen die geltenden Zulassungskriterien gesundheitliche Risiken „hinreichend sicher“ aus.

Erdbeeren im Vergleich: So schneidet Berlin ab

Die Umweltschützer hatten Erdbeeren in Supermärkten und an mobilen Ständen in Dresden, Hameln und Berlin gekauft. Die Ware kam aus Deutschland, Italien, Spanien und Holland. Deutsche Erdbeeren schnitten nicht besser ab als ausländische.

In Berlin fiel der Test sehr unterschiedlich aus. Während die bei Netto verkauften deutschen Beeren vielfach belastet waren, enthielten sowohl die spanischen als auch die deutschen Beeren von Kaufland keine Rückstände.

Wer Erdbeeren liebt, sollte sie daher vor dem Verzehr gründlich waschen. Besser ist es aber, Bio-Ware zu kaufen, sagt der BUND.

Im Ökolandbau werden keine chemisch-synthetischen Pestizide eingesetzt, auch die Artenvielfalt auf ökologisch bewirtschafteten Feldern ist deutlich höher, betonen die Umweltschützer.

Bereits im April hatte Ökotest vor Pestiziden in Erdbeeren gewarnt. Eine Untersuchung von 14 Proben ergab eine Belastung mit zahlreichen Pestiziden. Ausnahme: Die zwei Bio-Produkte im Test enthielten keine Rückstände.

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