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19.09.2022, Berlin: Medienvertreter betreten einen ausgestellten Zug der Firma Siemens bei einem Presserundgang vor Beginn der Bahntechnikmesse InnoTrans 2022 auf dem Messegelände in Berlin. Foto: Carsten Koall/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa / Carsten Koall/dpa

Wohin die Reise geht: 250 Premieren auf der Innotrans

Die weltweit wichtigste Schienentechnikmesse kehrt nach der Coronapause unter den Berliner Funkturm zurück. 

An Prominenz wird es in den nächsten Tagen unter dem Berliner Funkturm nicht fehlen. Am Dienstag beginnt dort die Innotrans, die Fachmesse für Verkehrstechnik (bis zum 23. September). Zur Eröffnung des weltweit wichtigsten Branchentreffs kommen EU-Verkehrskommissarin Adina Valean und Verkehrsminister Volker Wissing (FDP), insgesamt sind mehr als tausend Vertreter aus Politik und Wirtschaft eingeladen. Zahlreiche Kongresse schließen sich an. Die Schwerpunkte in den kommenden Tagen: nachhaltige Mobilität auf der Schiene in Zeiten des Klimawandels, der Digitalisierung und der Automatisierung.

Unter dem Motto „The Future Of Mobility“ verspricht die Innotrans, die im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfindet, 2020 wegen Corona ausfiel und somit zuletzt 2018 unter Funkturm zu Gast war, so viele Neuheiten wie nie zuvor. Rund 250 Weltpremieren der Schienentechnik werden auf 200<ET>000 Quadratmetern in den Hallen sowie auf dem Freigelände mit mehr als drei Kilometern Gleisen zu sehen sein. 2770 Aussteller aus 56 Ländern haben sich angemeldet, das sind etwas weniger als bei der letzten Innotrans im Jahr 2018.

Die Messe gliedert sich in fünf Bereiche

Damit sich Fachbesucher rasch einen Überblick verschaffen können, werden geführte Rundgänge angeboten. Die Messe ist in fünf Segmente aufgeteilt: Railway Technology (alles rund um Fahrzeuge), Railway Infrastructure (von Gleisanlagen bis Signal- und Sicherheitstechnik), Public Transport (öffentlicher Verkehr wie U- und S-Bahnen), Interiors (Inneneinrichtungen wie Bordrestaurants und Sitze) sowie Tunnel Construction (Tunnelbau für Bahnstrecken).

„Die Innotrans ist das weltweite Kontakt-und-Austausch-Forum der Architektinnen und Architekten der Mobilität von morgen und der Weltmarktplatz für Bahntechnologie“, sagt Axel Schuppe vom Verband der Bahnindustrie in Deutschland, der die Branche mit ihren fast 54<ET>000 Beschäftigten vertritt. Ob Klimaschutz, wachsende Megacitys oder steigendes Frachtaufkommen – die Bahnindustrie biete „mit innovativen Produkten Lösungen für die drängenden Herausforderungen unserer Zeit“.

Batterie- und Wasserstoffzüge

Siemens, Alstom, Stadler, die großen Systemhersteller Europas, zeigen in Berlin ihre Innovationen vom Highspeed- Zug bis zur Hybrid-Lok. Allein auf dem Außengelände sind mehr als 100 Exponate zu sehen. Im Fokus des Interesses stehen neue Wasserstoffzüge wie der Mireo Plus H von Siemens, der Flirt H2 von Stadler und der Coradia iLint von Alstom. Mit Brennstoffzellenantrieb könnten solche Züge Dieselantriebe ersetzen, sofern sich die Technologie durchsetzt. Gleichzeitig treiben die Hersteller die Optimierung von Batteriezügen voran, die mit ihren elektrischen Antrieben ebenfalls auf Strecken fahren können, auf denen Stromleitungen fehlen – in Deutschland ist das immerhin noch auf einem Drittel des Netzes der Fall.

Auftragseingang auf Rekordniveau

Die Bahnindustrie profitiert vom Klimaschutz. Selbst in den Corona-Jahren wuchs der Umsatz, im vergangenen Jahr um 3,2 Prozent auf 12,9 Milliarden Euro. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, der Ordereingang legte allein im vergangenen Jahr um 19,3 Prozent zu und erreichte mit 16,7 Milliarden Euro einen Rekordwert. Dennoch machen auch die aktuellen Umstände der Branche zu schaffen. „Auch die Bahnindustrie ist massiv von der hohen Inflation und den extremen Energie- und Rohstoffpreisanstiegen betroffen“, warnt der Verband. Wenn die Politik jetzt nicht schnell Gegenmaßnahmen ergreife, also einen Rettungsschirm oder eine Energiekostendeckelung vorsehe, dann drohten „die Stilllegung von Betrieben oder die Abwanderung an andere Standorte“.

Man darf davon ausgehen, dass die Branche die Chance nutzen wird, den anwesenden Politikern auf der Innotrans die aktuellen Probleme sehr deutlich zu machen. Auf dem „Rail Leaders’ Summit“ debattieren am Dienstag Verkehrsminister mehrerer Länder und Generaldirektoren internationaler Verkehrsunternehmen. Neben Richard Lutz, Vorstandschef der Deutschen Bahn AG, sind auch Michael Peter, Chef von Siemens Mobility sowie Peter Spuhler, CEO von Stadler, und Alstom-Präsident Henri Poupart-Lafarge in Diskussionsrunden vertreten. Der Innotrans-Campus mit seinen Karriereprogrammen soll helfen, dem Fachkräftemangel zu begegnen.

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Für große und kleine Bahnfans gibt es allerdings in diesem Jahr eine Enttäuschung: Zutritt zur Innotrans haben nur Fachbesucher, zum Preis von 50 Euro für eine Tages- oder 75 Euro für die Dauerkarte. Die bisherigen Publikumstage am Wochenende auf dem Messegelände fallen ersatzlos weg. „Platzmangel im Freigelände sowie damit verbundene logistische Notwendigkeiten machen eine angemessene Durchführung leider nicht mehr möglich“, heißt es zur Begründung bei den Veranstaltern.

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